Valtteri Bottas: Leclercs Aktion "völlig überflüssig"
Valtteri Bottas ist enttäuscht und verärgert über das Manöver von Charles Leclerc in Runde 1 des Grand Prix von Ungarn - Rennleiter Masi erkennt kein Vergehen
(Motorsport-Total.com) - Valtteri Bottas' Rennen war bereits nach der ersten Runde im Grand Prix von Ungarn zunichte gemacht. Der Finne musste seinen Frontflügel nach einer Berührung mit Teamkollegen Lewis Hamilton und später auch mit Ferrari-Rivalen Charles Leclerc wechseln und fiel dadurch bis ans Ende des Feldes zurück. Vor allem der Kontakt mit dem Monegassen sei "völlig überflüssig" gewesen.
Die Misere begann für Bottas bereits am Start. Er musste sich nach wenigen Metern gegen Hamilton wehren und entschied sich für die Außenbahn neben Max Verstappen. "In Kurve 1 hat mein Rad blockiert. Das war mein Fehler. Ich wollte so spät und hart wie nur möglich bremsen", schildert er.
Durch den Platten hatte Bottas allerdings in den Linkskurven mit Untersteuern zu kämpfen - so auch in Kurve 2. "Das hat es dann schwierig gemacht mit Lewis und Charles in Kurve 3. Da kam es zum Kontakt, da habe ich dann einen großen Teil des Frontflügels verloren."
Bottas: "Habe mir Vettels Onboard angesehen"
Leclerc habe er nicht wirklich kommen sehen, gibt er zu. "Ich habe das in den Rückspiegeln nicht gesehen, das hat es schwieriger gemacht. Ich wusste, dass ich schlecht aus der Kurve rauskam." Daher rechnete der Mercedes-Pilot bereits mit Besuch von hinten.
Auf dem Weg zu Kurve 4 kam Leclerc schließlich auf der rechten Seite näher - "und zog plötzlich rüber. Dabei fuhr er mir den Frontflügel runter. Das war's. Damit war mein Rennen ziemlich beeinträchtigt." Nach dem Rennen konnte sich Bottas die Onboard-Aufnahmen von Sebastian Vettel anschauen, der direkt hinter den beiden gefahren ist.
"Auf der [Aufnahme] sieht man ziemlich deutlich, dass ich geradeaus fahre, er rechts neben mir ist und sowieso vor mir gewesen wäre. Aber dann zog er plötzlich rüber. Da konnte ich nicht mehr reagieren", ärgert er sich über das Manöver des 21-Jährigen.
"Ist sicher einerseits hartes Racing, aber es war völlig überflüssig und hat mein Rennen kaputt gemacht." Schließlich hätte sich auch Leclerc bei diesem Manöver einen Reifenschaden einfangen können. Die Rennkommissare haben den Vorfall zwar untersucht, haben aber keine Strafe ausgesprochen.
Rennleiter Michael Masi erklärte nach dem Rennen: "Was ich gesehen habe ist, dass Bottas Frontflügel Charles' Hinterrad berührt hat, das sieht man auf der Helikopter-Perspektive. Daher war da nichts dran." Der Nachfolger von Charlie Whiting ist auch davon überzeugt, dass die Onboard-Aufnahmen das Bild täuschen würden.
"Ja, ich denke, dass die Onboards das Bild ein wenig verzerren, aber wenn man sich den Vorfall aus Helikopter-Sicht ansieht, dann ist es ziemlich klar." Bottas musste schließlich schon in Runde 5 an die Box gehen, um sich einen neuen Frontflügel abzuholen.
Risiko einer größeren Beschädigung war gegeben
"Ich habe zu Beginn viel Zeit verloren, bis ich früh an die Box kam. Danach musste ich mich das ganze Rennen durch den Verkehr kämpfen. Damit ist die Geschichte eigentlich erzählt." Mercedes-Chefingenieur Andrew Shovlin bestätigt im Nachhinein, dass Bottas nicht lange weiterfahren konnte zu Beginn.
"Valtteri zog sich einen Schaden an seinem Frontflügel zu, als Charles in Kurve 3 vor ihm reingezogen ist. In diesem Zustand konnten wir nicht lange weiterfahren, ohne das Risiko eines größeren Schadens einzugehen. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, ihn an die Box zu rufen, den Frontflügel zu wechseln und die harten Reifen aufzuziehen."
Ab diesem Zeitpunkt lautete die Devise: Schadensbegrenzung. Da der Finne auf dem harten Reifen nicht bis zum Rennende kommen würde, musste er in Runde 46 noch einmal stoppen. Dadurch konnte er den prognostizierten sechsten Rang am Ende nicht erreichen.
"Es ist schade, dass er nicht weiter nach vorne gekommen ist, aber auf dieser Strecke ist das Überholen und Zurückholen von Positionen sehr schwierig", kann Shovlin verstehen. Für Bottas ist Platz acht der nächste Rückschlag nach dem Ausfall in Hockenheim, seine WM-Chancen schwinden dahin: Er liegt nun nur noch sieben Punkte vor Max Verstappen.