Nächste Haas-Berührung: Steiner braucht "bald einen Psychologen ..."
Auch in Hockenheim gibt es wieder eine Berührung zwischen Kevin Magnussen und Romain Grosjean - Das Endergebnis in Deutschland ist das einzig Positive für Haas
(Motorsport-Total.com) - Rein auf dem Papier war Hockenheim das beste Saisonrennen 2019 für Haas. Durch die nachträglichen Strafen gegen die beiden Alfa-Romeo-Piloten landeten Romain Grosjean und Kevin Magnussen am Ende des Tages auf den Plätzen sieben und acht. Macht unter dem Strich satte zehn Punkte für Haas. So viele Zähler sammelte man bei keinem anderen Grand Prix in diesem Jahr.
Überschattet wurde das Rennen allerdings wieder einmal von einer Berührung der beiden Piloten. Nachdem sich Grosjean und Magnussen bereits in Silverstone etwas zu nah gekommen waren, passierte es in der Schlussphase in Hockenheim erneut. "Ich war genauso überrascht wie jeder andere, dass sie es nach den Ereignissen von Silverstone noch einmal gemacht haben", winkt Teamchef Günther Steiner ab.
"Ich habe nach dem Rennen [noch] nicht mit ihnen gesprochen. Das ergäbe auch keinen Sinn. Ich werde das vor Budapest machen", kündigt er an und erklärt: "Ich brauche einen klaren Kopf, was wir machen oder nicht machen sollen. Wenn sie es nicht verstehen, dann muss ich es ihnen halt Grand Prix für Grand Prix aufs Neue erklären, oder Runde pro Runde, was sie zu tun haben."
"Auf der Strecke sind wir eigentlich nicht besonders schnell, würde ich sagen. Wir brauchen also keine weitere Ablenkung oder Punkteverluste, indem wir uns gegenseitig ins Auto fahren", erinnert er. Glück im Unglück: Bei der Berührung in Runde 54 in der Spitzkehre wurde kein Auto beschädigt. Trotzdem fordert Steiner von seinen Piloten in solchen Situationen "gesunden Menschenverstand".
"Wenn ich jedes Überholmanöver selbst ansagen muss, dann kann ich auch direkt selbst fahren. Und das wäre nicht so schnell", nimmt Steiner die Sache mit etwas Humor. Über die Konsequenzen müsse er jetzt "nachdenken", so Steiner. "Aber es gibt nicht viele Optionen. Ich denke, an irgendeinem Punkt muss etwas passieren. Normalerweise versuche ich, das zu vermeiden. Denn ihr wisst, dass ich Racing liebe", erklärt er.
Keiner sieht die Schuld bei sich
Trotzdem muss er sich nach dem erneuten Zwischenfall nun ernsthaft fragen, ob er seinen beiden Piloten in Zukunft verbieten muss, gegeneinander zu kämpfen. Doppelt ärgerlich am Zwischenfall in Hockenheim: Grosjean war zu diesem Zeitpunkt klar schneller. Magnussen verteidigte sich trotzdem. Erst nach der Berührung gab es die Anweisung an den Dänen, Grosjean vorbeizulassen. Das tat er dann auch ohne Protest.
Auf die Frage, ob es ein persönliches Problem zwischen seinen beiden Fahrern gebe, antwortet Steiner erneut mit einer Prise Humor: "Ich bin kein Psychologe. Aber vielleicht brauche ich bald einen ..." Magnussen stellt übrigens klar, dass er kein Problem mit Grosjean habe. "Ich respektiere ihn sehr", betont er. Generell sei es eine gute Zusammenarbeit mit seinem Teamkollegen.
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Klar ist für ihn aber auch, dass er selbst keine Schuld an der Berührung trägt. "Es gibt keine Regel, die es uns nicht erlaubt, gegeneinander zu fahren", zuckt er die Schultern. Es habe lediglich die Ansage gegeben, sich nicht mehr zu berühren. Trotzdem passiere es ihn Hockenheim wieder. "Es ist ganz klar, dass ich innen war", erklärt Magnussen und ergänzt: "Ich habe keine Ahnung, was er gemacht hat."
Die jüngsten Vorfälle seien "vermeidbar" gewesen, so der Däne. Grosjean hat übrigens gar keine Lust mehr, über diese Dinge zu sprechen. "Ich werde das nicht kommentieren. Wir hatten Glück", sagt er nach dem Rennen lediglich. Klar ist aber, dass auch er die Schuld nicht bei sich sieht. "Mein Gott, dieser Kerl ist unglaublich, er wird es niemals lernen", funkte er unmittelbar nach dem Zwischenfall.
Haas "nicht aus eigener Kraft" in den Punkten
Und auch im Hinblick auf die reine Pace zählte Hockenheim erneut zu den schlechteren Rennen für die US-Truppe, die zuvor vier Grands Prix in Folge punktlos geblieben war. "Wir kamen auf P9 und P10 ins Ziel, weil viele Leute nicht ins Ziel gekommen sind. Wir haben das nicht aus eigener Kraft oder aus eigenem Speed geschafft. Das ist uns klar", erklärt Steiner selbstkritisch.
"Ich kann mich jetzt nicht hinstellen und sagen, es ist jetzt alles wieder fantastisch. Wir hatten keinen Speed", stellt er klar und ergänzt: "So etwas habe ich noch nie gesehen. Wir sind so schnell im Qualifying, fallen aber zum Rennen hin dramatisch ab. In einer solchen Situation kannst du nur weiterarbeiten und versuchen, herauszufinden, warum das so ist. Da gibt es keine Magie."
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"Heute hatten wir einfach Glück, blieben auf der Strecke und wurden Neunter und Zehnter. [...] Aber das ist auch schon der Höhepunkt des Tages", so Steiner. Dass es nachträglich sogar noch auf die Plätze sieben und acht nach vorne ging, war ein weiterer Bonus in einem Rennen, in dem Haas in Wirklichkeit wieder einmal mit den bekannten Problemen zu kämpfen hätte.
"Wir hatten im Trockenen so eine schlechte Pace. Mit Regenreifen und Intermediates war es okay, aber im Trockenen waren wir überhaupt nicht konkurrenzfähig", resümiert auch Magnussen und berichtet: "Es war ein sehr verrücktes Rennen. Es war durch die Bank unterhaltsam und aufregend. Wir mussten ständig richtig schwierige Entscheidungen treffen. Welche Reifen und dergleichen."
Reifen bleiben das große Problem
"Ich denke, der Schlüssel zum Erfolg war heute, auf Trockenreifen schnell zu sein, als es noch Mischbedingungen waren. Deshalb haben wir wirklich mutige Entscheidungen getroffen", sagt Magnussen und erklärt: "Die Kommunikation [mit der Box] ist anstrengend und schwierig. Sie haben Zahlen, du hast das Gefühl für die Strecke. Man versucht miteinander zu reden, aber es ist knifflig, zu einer Entscheidung zu kommen."
"Manchmal wirst du an die Box gerufen, willst aber eigentlich lieber draußen bleiben. Manchmal sollst du draußen bleiben, kommst aber herein. Es ist einfach hektisch. Das Team hat das aber wirklich gut gemanagt und zwei nicht ausreichend schnelle Autos trotz allem in die Punkte gebracht", lobt er sein Team. Grosjean ergänzt: "Es war sehr schwierig, die richtigen Reifen auszuwählen."
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"Im ersten Stint war ich auf Intermediates unterwegs, aber die waren komplett herunter, fast wie Slicks. Also fragten mich die Jungs, womit ich weitermachen wollte. Es brauchte weiteren Regen für neue Intermediates, aber es musste auch trockener werden für Slicks. Also nahmen wir Slicks. Dann kam das Safety-Car heraus und meine Reifen wurden eiskalt", berichtet er.
"Ich drehte mich, holte Intermediates und ruinierte sie in nur ein paar Runden. Irgendwie kam ich durch diese erste Phase, um uns herum [gab es] nur Zwischenfälle. Am Ende wurde es trocken. Und dann flog das Auto, wie im Qualifying. Ich holte die Leute vor mir ein. Es war fast eine Wiederholung von 2018. Doch dann das immer gleiche Lied: Die Reifen gingen in die Knie und das Auto war schwierig zu fahren", zuckt er die Schultern.