"Glatt wie Eis": Nico Hülkenberg wirft große Podestchance weg
Renault-Pilot Nico Hülkenberg lag bei seinem Heimspiel in Hockenheim auf Kurs zum ersehnten ersten Podestplatz, dann aber crashte er prominenter Stelle
(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenberg steht auch nach 167 Formel-1-Rennen weiterhin ohne Podestplatz da. Den diesbezüglichen Rekord hält der Deutsche schon länger. Am Sonntag auf dem Hockenheimring aber hatte er eine so gute Chance wie schon lange nicht mehr, den ersten Podestplatz endlich zu schaffen. Am Ende gab es aber einmal mehr Frust.
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Nico Hülkenberg rutschte in Hockenheim in der 40. Runde in die Reifenstapel - Aus Zoom Download
Was war passiert? Mit seinem Renault ging Hülkenberg bei seinem Heimrennen vom neunten Startplatz ins Rennen. Nach ein paar langsamen Runden hinter dem Safety-Car und schließlich stehendem Start auf nasser Piste kam er wie der Großteil des Feldes in der dritten Runde an die Box, um von Regenreifen auf Intermediates zu wechseln. Anlass war die durch Sergio Perez' Crash ausgelöste erste Safety-Car-Phase im Rennen.
In der 15. Runde ließ Hülkenberg auf Intermediates umrüsten. In der 29. Runde wechselte er während der zweiten von insgesamt vier Safety-Car-Phasen im Rennen auf frische Intermediates. Grund für diese Safety-Car-Phase war der Crash von Ferrari-Pilot Charles Leclerc an zweiter Stelle liegend mit Slicks in der vorletzten Kurve.
In der 40. Runde wurde eben jene Passage der Strecke (in der inzwischen auch Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen ausgerutscht waren, aber weiterfahren konnten) auch Hülkenberg zum Verhängnis. An vierter Stelle hinter Max Verstappen, Valtteri Bottas und Lewis Hamilton liegend, verlor der Renault-Pilot sein Auto einige Meter später als der slickbereifte Leclerc aus der Kontrolle. "Hulk" fuhr über die asphaltierte Auslaufzone, konnte dort aber selbst mit Intermediates nicht verzögern und krachte in die Reifenstapel.
"Es war ein ereignisreiches Rennen, ein spaßiges Rennen", sagt Hülkenberg mit dem Nachsatz: "Zumindest über weite Strecken war das so." Dann kam es zum beschriebenen Abflug, den der Renault-Pilot so beschreibt: "Ich verlor das Auto auf feuchter Fahrbahn leicht aus der Kontrolle. Meine Reifen hatten bereits nachgelassen. Das ist aber normal. Als ich neben der Strecke war, drehte ich mich regelrecht weg."
"Der schwarze Asphalt neben der Fahrbahn ist glatt wie Eis", bemerkt Hülkenberg und spricht damit auf den Asphalt im Startbereich der Dragster-Strecke an. Dieser wurde auch Leclerc zum Verhängnis, wobei der Ferrari-Pilot seine Kritik am Asphalt nicht über den eigenen Fehler stellen möchte. Dass der Asphalt "glatt wie Eis" ist, "war mir nicht bewusst", so Hülkenberg und weiter: "Als ich mich darauf befand, rutschte mein Auto einfach nur noch Richtung Wand. Da konnte ich nichts mehr machen."
Die Wiederholung zeigte, dass Hülkenberg auf diesem glatten Asphalt voll auf die Bremse stieg. So konnte er nicht mehr lenken und rutschte geradeaus in den Reifenstapel. Einen Vorwurf für den Fehler, der seine Karriere um ein weiteres Rennen ohne Podestplatz verlängert hat, macht ihm das Team aber nicht.
"Nico fuhr ein unglaubliches Rennen", sagt Renault-Teamchef Cyril Abiteboul und resümiert: "Wir hatten entschieden, ihn nicht zu früh auf Slicks umzurüsten. Das brachte ihm zahlreiche Positionen. Diese Kurve wirkte den ganzen Tag schon sehr tückisch. Nico konnte den Einschlag in die Streckenbegrenzung nicht vermeiden. Das schmerzt, denn es war ein aufregendes Rennen und wir wären gerne bis zum Schluss im Spiel geblieben. Wir haben heute eine gute Chance auf jede Menge Punkte vertan."
Ricciardo fühlt mit Hülkenberg
Hülkenbergs Renault-Teamkollege Daniel Ricciardo war zum Zeitpunkt des Crashs des Deutschen schon nicht mehr im Rennen. Der Australier musste seinen R.S.19 in der 14. Runde mit Motorschaden abstellen. Laut Renault gab es ein Problem am Auspuff.
Ricciardo ärgert sich über den frühen Ausfall besonders, denn: "Ich wollte gerade zurück zum Team gehen, blieb aber in meinem Umkleideraum, weil das Rennen so aufregend war. Immer dann, wenn ich gerade wieder rausgehen wollte, passierte wieder irgend etwas. So habe ich letzten Endes das gesamte Rennen in meinem Raum geschaut. Als Fan war es ein richtig gutes Rennen, aber innerlich war ich umso mehr verärgert, dass ich nicht selbst mitmischen konnte."
Hülkenbergs Crash kommentiert Ricciardo mit den Worten: "Es tat mir natürlich leid für das Team und für ihn. Schließlich war es sein Heimrennen. Das ist bitter. Das Team war nach meinem Ausfall schon ein bisschen geknickt. Dann lag Nico auf Kurs zu einem richtig guten Ergebnis. Ich werde versuchen, alle zu umarmen, denn jetzt sind sicher alle ziemlich niedergeschlagen."