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Ferrari-Teamchef Mattia Binotto nimmt Qualifying-Debakel "persönlich"
Mattia Binotto übernimmt die Verantwortung für das Qualifying-Desaster - Als Konsequenz kündigt der Ferrari-Teamchef interne Umstrukturierungen an
(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Teamchef Mattia Binotto musste nach dem Debakel im Hockenheim-Qualifying Rede und Antwort stellen. Sowohl bei Sebastian Vettel als auch bei Charles Leclerc war es zu technischen Defekten gekommen. "Zweifellos sind wir sehr enttäuscht, weil wir heute eine gute Performance hatten. Die Enttäuschung ist noch größer, weil diese Dinge nicht passieren dürfen", spricht Binotto Klartext. Vettel konnte keine einzige gezeitete Runde fahren und wird sein Heimrennen als Letzter starten. Leclerc erwischte der Defektteufel in Q3. Er wurde Zehnter.
"Wir tragen die Verantwortung dafür. Ich spüre das persönlich, es ist meine Verantwortung", hält Binotto in seiner Rolle als Teamchef fest. "Es sind zwei Probleme aufgetreten, die so noch nie zuvor passiert sind. Bei Sebastian war es ein Problem mit dem Ladeluftkühler und bei Charles das Modul, das die Benzinpumpe steuert. Für den Sonntag muss das alles genau kontrolliert werden. Zum Glück sind das Dinge, die keine Strafen nach sich ziehen. Sie können repariert werden."
Es ist nicht das erste Mal, dass bei Ferrari in der Formel-1-Saison 2019 etwas schiefgelaufen ist. Von Strategiefehlern über Fahrfehler bis zu technischen Problemen ist die Liste deutlich länger als bei der Konkurrenz von Mercedes und Red Bull. Der WM-Zug ist auch in diesem Jahr längst ohne die Scuderia abgefahren. Binotto betonte immer wieder, dass bei Ferrari ein neues Team arbeitet, das sich erst einspielen und für die Zukunft aufgebaut werden muss.
Binotto: "Es geht um unsere komplette Herangehensweise"
Nach dem Doppel-Aus im Qualifying ist auch Binotto klar, das etwas passieren muss. "Ich glaube nicht, dass wir nur ein Problem aussortieren müssen, sondern es geht um unsere komplette Herangehensweise, damit das nicht mehr passieren kann. Es geht um den Prozess, wie wir das Auto entwickeln, wie wir es homologieren und die Zuverlässigkeit evaluieren. Es geht um unsere komplette Herangehensweise bezüglich der Qualitätskontrolle und der Entwicklung des Autos."
"Ich denke, wir müssen intern darüber nachdenken. Ich glaube nicht an Pech. Es geht darum, unsere internen Prozesse zu verbessern", hält der Italiener fest. "Es ist noch ein weiter Weg, aber wir müssen positiv bleiben. Damit wir uns als Team verbessern, müssen wir aus solchen Dingen eine Lehre ziehen." Außerdem bestätigte Binotto, dass es sich nicht um den gleichen Defekt wie in Österreich gehandelt hat, wo Vettel im Qualifying vorzeitig aussteigen musste.
Ferrari in Hockenheim schnell unterwegs - warum?
Die Defekte waren deshalb so bitter für Ferrari, da man in Hockenheim aus eigener Kraft die Chance gehabt hätte, Mercedes zu schlagen und die Pole-Position zu erobern. Die Performance war schon das gesamte Wochenende insgesamt stark. Allerdings lautet die Frage, ob das streckenspezifisch ist, oder ein Zeichen von Fortschritten? Denn vor zwei Wochen war Ferrari in Silverstone chancenlos gegen die Silberpfeile.
"Ich denke, es ist eine Kombination aus beidem", antwortet Binotto auf diese Frage. "Ich denke, wir hätten heute die Pole holen können. Hätten wir das geschafft, wären wir in drei der vergangenen fünf Rennen auf der Pole gewesen. Das zeigt, dass egal wie die Streckencharakteristik ist, unser Durchschnittstempo zumindest im Qualifying gut genug ist. Deshalb glaube ich, dass unser Auto Fortschritte macht. Es ist schade und wir sind enttäuscht, denn wir hätten mit beiden Autos in Q3 um die Plätze in den ersten beiden Reihen kämpfen können."
Nächster Dämpfer für Vettels Selbstvertrauen?
Da Vettel von ganz hinten starten muss, könnte Ferrari theoretisch die Antriebseinheit wechseln, da eine Rückversetzung keine Rolle spielen würde. "Nein, ich glaube nicht, dass das notwendig ist, aber wir werden alle Möglichkeiten in Betracht ziehen", sagt Binotto diesbezüglich. "Wir konzentrieren uns mehr darauf, was passiert ist." Da Vettel im Qualifying keine Rundenzeit aufgestellt hat, musste Ferrari formal bei der Rennleitung um eine Starterlaubnis anfragen. Diese wurden natürlich erteilt, da Vettel im Training schnell genug war.
Dass ausgerechnet beim Heimrennen in Hockenheim so ein Desaster passieren würde, ist für Vettel doppelt bitter. Nagt das zusätzlich an Vettels Selbstvertrauen nach den vielen schwierigen Wochen zuletzt? "Er ist natürlich genauso enttäuscht wie wir", sagt Binotto über seinen Fahrer. "Aber er weiß, dass er morgen ein gutes Rennen fahren kann. Hoffentlich wird es ein gutes Rennen für ihn, damit er Hockenheim in guter Stimmung verlassen kann."
Und was ist realistisch gesehen für Ferrari am Sonntag möglich? "Ich denke, wir sollten den Regen nicht außer Acht lassen. Wir haben eine gute Pace und ich finde, wir sollten uns auf unseren Speed konzentrieren und uns durch das Feld arbeiten", blickt der Teamchef voraus. "Sebastian hat in den vergangenen Rennen gezeigt, dass er sich von hinten nach vor arbeiten kann. Zwar nicht von ganz hinten, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir ein gutes Rennen fahren werden. Wir sind jetzt noch hungriger auf ein gutes Ergebnis."