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Toto Wolff: "Guter Schritt" von Bottas in Richtung Vertrag 2020
Wie das Safety-Car Valtteri Bottas den möglichen Sieg in Silverstone gekostet und warum er trotzdem beste Chancen auf einen neuen Mercedes-Vertrag hat
(Motorsport-Total.com) - Valtteri Bottas ist einem neuen Vertrag beim Mercedes-Team für die Formel-1-Saison 2020 einen "guten Schritt" nähergekommen. Das ist zumindest die Aussage von Teamchef Toto Wolff nach einer grundsätzlich starken, aber letztendlich unbelohnten Leistung des Finnen beim Grand Prix von Großbritannien in Silverstone.
"Er schlägt Lewis Hamilton im Qualifying in Silverstone und ist auf der Pole, er führt das Rennen an und verteidigt sich auf spektakuläre Art und Weise", lobt Wolff. "Sie wechseln die Positionen und er verliert das Rennen, weil das Safety-Car zum falschen Zeitpunkt rausfährt. Das ist wirklich hart. Aber beide hätten den Sieg heute verdient. Das ist wichtig zu sagen."
Konkret auf das Thema Vertragsverlängerung angesprochen, unterstreicht Wolff: "Ich denke, er hat einen guten Schritt gemacht heute. Das war in diesem Jahr für mich seine beste Leistung in einem Rennen." Bottas werde "nicht aufgeben", glaubt der Österreicher, und habe "alles, was es braucht, um Lewis im Qualifying zu schlagen. [...] Das ist wirklich wichtig für das Team."
Das Rennen in Silverstone hätte Bottas genauso gut gewinnen können. In Runde 15 fuhr er noch eine bis dahin schnellste Runde von 1:30.631 Minuten und vergrößerte damit seinen Vorsprung auf Hamilton auf 1,4 Sekunden. In Runde 17, als er nach Bottas' Stopp freie Fahrt hatte, legte Hamilton zu: 1:30.236 Minuten. In Runde 18 nahm Bottas Hamilton wieder 0,6 Sekunden ab.
Das Safety-Car machte Bottas das Rennen kaputt
Das Boxenstopp-Delta liegt in Silverstone bei etwa 19,5 Sekunden. Bottas hatte vor der Safety-Car-Phase aber nur 17,3 Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen. "Ich habe den Boxenstopp-Abstand kontrolliert und lag effektiv in Führung", sagt er. "Bis das Safety-Car kam und Lewis seinen Boxenstopp geschenkt bekam."
Nur wenige Sekunden vor Aktivierung des Safety-Cars wegen des Abflugs von Antonio Giovinazzi bekam Hamilton noch die Taktik durchgefunkt, dass man versuchen werde, den ersten Stint so lange wie möglich auszudehnen. Als von gelber Flagge auf Safety-Car umgeschaltet wurde, befand sich Hamilton schon im dritten Sektor.
Sowohl er als auch das Team reagierten geistesgegenwärtig und kamen sofort zum Reifenwechsel, ebenso wie Sebastian Vettel und Max Verstappen. Bitter aus Bottas-Sicht: Hamilton lag nun nicht nur mit den frischeren Reifen vor ihm, sondern musste auch keinen Boxenstopp mehr absolvieren. Er selbst schon, weil er von Medium auf Medium gewechselt hatte.
Fotostrecke: Großbritannien: Fahrernoten der Redaktion
Sebastian Vettel (5): Im Qualifying sechs Zehntel auf Leclerc, das ist zu viel für einen, der Weltmeister werden wollte. Die Kollision mit Verstappen konnte jeder sehen - darüber gibt's keine zwei Meinungen. 2019 ist einfach nicht sein Jahr. Fotostrecke
"Ich dachte, ich hätte alles unter Kontrolle", seufzt er. "Ich war auf die Zweistoppstrategie festgelegt, was im Nachhinein betrachtet ein Fehler war. Wir dachten, dass zwei Stopps mit Abstand am schnellsten sind - aber es war eben auch ein Stopp möglich." Und nicht nur das: Hamilton fuhr mit einem 32 Runden alten Hard in der allerletzten Runde noch die schnellste Zeit des Rennens.
Hamiltons ursprünglicher Plan war ein anderer: "Ich wollte nicht in Runde 21 reinkommen, sondern sehen, wie lange ich draußen bleiben kann. Ich musste aber trotzdem halbwegs schnell fahren, denn er hatte neue Reifen und war zu dem Zeitpunkt schneller. Der bereinigte Abstand wuchs von 0,7 auf 1,5 Sekunden an. Er war nicht mehr in meinem Fenster."
"Dann waren es schon fast zwei Sekunden, und da wusste ich, dass ich auch bald reinkommen muss. Aber dann kam schon das Safety-Car. Normalerweise wäre ich zwei Sekunden hinter ihm rausgekommen und er hätte die um fünf oder sechs Runden älteren Reifen gehabt", sagt Hamilton und gibt zu: "Er war sehr schnell unterwegs. Es wäre nicht leicht geworden."
Was Mercedes in der hektischen Safety-Car-Phase verschlafen hat: Im Nachhinein betrachtet wäre es am klügsten gewesen, auch Bottas direkt noch einmal reinzuholen und von Medium auf Hard umzustecken. So hätte er zwar eine Position gegen Vettel verloren, aber den Ferrari hätte er vermutlich auf der Strecke überholen können.
Safety-Car: Warum Bottas nicht reingeholt wurde
Dann hätte Bottas im Finish die Chance gehabt, Hamilton im direkten Zweikampf anzugreifen. Laut Wolff gab es aber "zwei Argumente dagegen. Erstens waren wir nicht überzeugt, dass man bis ins Ziel durchfahren kann. Also haben wir unsere Strategien gesplittet. Und dann wäre er hinter Sebastian rausgekommen. Die Entscheidung war schon richtig."
Der Zweikampf in den ersten Runden, schwärmt Hamilton, sei "mega" gewesen: "In Kurve 7 hatte ich ihn schon, aber auf einmal war er innen. Beim Rausbeschleunigen konnte ich ihn nicht sehen, da war er in meinem toten Winkel. Also konnte ich die Tür nicht zumachen, um nichts zu riskieren. Er ist da sensationell gut gefahren."
Auch Bottas nimmt durchaus positive Erkenntnisse aus Silverstone mit: "Im Qualifying war ich der schnellste Mann auf der Strecke. Das Renntempo heute war auch gut, wir hatten einen tollen Fight." Auch wenn ihm in der WM jetzt schon 39 Punkte fehlen: "Ich bin immer noch super hungrig und werde es in zwei Wochen aufs Neue probieren!"
Wolff findet, dass Bottas in Silverstone ein "prächtiges" Rennen gefahren ist: "Heute hätten beide den Sieg verdient gehabt. Die Strategie und das Safety-Car sind gegen ihn gelaufen. Das war einfach Pech." Hamilton, ergänzt der Teamchef, sei bei seinem Heim-Grand-Prix in bestechender Form gewesen: "Aber es hätte genauso gut anders ausgehen können."
Trotzdem muss Wolff zugeben: "Als Valtteri nach dem Stopp hinter Lewis war und den Medium hatte, der ein bisschen älter war als der Hard von Lewis, war klar, dass Valtteri noch einmal kommen muss. Ich möchte mir nicht wirklich ein Urteil anmaßen, aber in der Phase sah es schon so aus, als sei Lewis heute 'on Fire'."
Unterm Strich bleibt stehen: Bottas hat bewiesen, dass er die wichtigen Punkte für die Konstrukteurs-WM jederzeit abholen und Hamilton herausfordern kann. Das ist genau das, was Mercedes von ihm erwartet. Gleichzeitig hat Wolff Esteban Ocon mitgeteilt, dass man ihm bei einem Teamwechsel keine Steine in den Weg legen wird.
Es deutet inzwischen sehr viel darauf hin, dass das Mercedes-Team auch 2020 Hamilton-Bottas heißen wird.