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McLaren in Silverstone: Sainz mit perfekter Strategie auf P6
Carlos Sainz wird im Grand Prix von Großbritannien "Best of the Rest" - Kampf gegen Daniel Ricciardo ein "Highlight" - Lando Norris von Strategie auf P11 katapultiert
(Motorsport-Total.com) - Das McLaren-Team darf sich beim Heimrennen in Silverstone über Punkte durch Carlos Sainz freuen. Der Spanier schafft eine Aufholjagd von Startplatz 13 und wird auf Rang sechs "Best of the Rest". Teamkollege Lando Norris wird Opfer einer falschen Strategie und muss sich mit Rang elf begnügen.
"Die Strategie, so einfach ist das", erklärt der Rookie nach seinem ersten Heimrennen für McLaren, warum er keine Punkte machen konnte. "Wir haben die falsche Entscheidung unter dem Safety-Car getroffen, da wir nicht gestoppt haben."
Norris startete auf dem weichen Reifen und ging bereits in Runde 13 an die Box. Als in Runde 20 das Safety-Car aufgrund von Antonio Giovinazzis Ausfall auf die Strecke kam, blieb der Brite draußen. "Das war nicht Gambling, wir haben einfach gehofft, dass ein paar mehr Leute am Ende abfallen würden, das war aber nicht der Fall."
"Die Strategie hat mir reingeschissen"
Er kam schließlich nach einem Medium-Stint in Runde 35 noch einmal an die Box, was ihn von Rang acht auf Platz 14 zurückwarf. "Im Nachhinein war es die falsche Strategie, aber das hätten wir nicht wissen können, als wir die Entscheidung getroffen haben."
Im Rennen klang das noch anders: "Die Strategie hat mir reingeschissen", funkte Norris zu Rennmitte. Schon zu jenem Zeitpunkt erkannte er, dass es ein Fehler war, während der Safety-Car-Phase nicht zu stoppen. Er betont im Nachhinein aber auch, dass er hinter der Entscheidung stehe.
"Daher stehe ich hinter meinem Team, sie haben nichts falsch gemacht. Wir haben einfach nicht die richtige Entscheidung getroffen." Er glaubt, dass Medium-Hard die bessere Strategie gewesen wäre. Da er auf dem Soft gestartet ist, konnte er diese Variante nicht fahren und wurde in eine Zweistoppstrategie gedrängt.
"Das würde also immer schwierig werden gegen die Jungs. Aber auch Ricciardo ist die Strategie gefahren und wurde Siebter." Der Renault-Pilot startete ebenso auf dem Soft und wechselte in Runde zwölf auf Medium. Der Australier kam aber schon acht Runden später unterm Safety-Car erneut für frische harte Reifen an die Box.
"Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, wir dagegen nicht. Das ist frustrierend, weil wir als Team gute Punkte hätten holen können. Das hat Carlos auch gemacht, aber auf meiner Seite haben wir nicht das Maximum rausgeholt."
Teamchef Andreas Seidl erklärt, dass der zweite Stopp bei Norris in Runde 35 notwendig wurde, da das Team Sorge hatte, ob man auf dem Medium durchfahren könne. "Am Ende wollten wir auf frische harte Reifen wechseln, um in den Wettkampf einzusteigen, aber es scheint, als hätte wir fünf weitere Runden gebraucht."
Ricciardo im Renault auf den Geraden schneller
Schließlich verlor Norris nicht nur eine Position gegen Ricciardo, sondern auch gegen Kimi Räikkönen, Nico Hülkenberg und Daniil Kwjat. Der Russe im Toro Rosso war ebenso auf Softs gestartet und kam nach einem kurzen Medium-Stint ebenso unter Safety-Car an die Box, während die anderen beiden eine Einstoppstrategie durchzogen.
Auch Teamkollege Sainz fuhr ein Einstopprennen. Wie für Sieger Lewis Hamilton kam auch für den Spanier das Safety-Car in Runde 20 genau zum richtigen Moment. Auf dem Medium gestartet, konnte er sofort einige Positionen vom enttäuschenden 13. Startplatz aufholen.
Der Schlüssel zum Erfolg sei es schließlich gewesen, der erste Medium-Fahrer im Mittelfeld zu sein. Dadurch konnte er ohne Verkehr seine Rundenzeiten abspulen. "Wir wussten, dass der harte Reifen es bis ans Ende schaffen könnte, nachdem wir in Runde 25 an die Box kommen wollten. Das war unser Ziel." Durch seinen günstigen Stopp schon in Runde 20 verlor er nur eine Position.
Selbst wenn es kein Safety-Car gegeben hätte, glaubt Sainz, wäre er auf Rang sechs ins Ziel gekommen. "Wir wären sowieso ein Einstopprennen gefahren. Alle anderen sind zwei Stopps gefahren, daher denke ich nicht, dass unser Ergebnis so viel anders ausgeschaut hätte."
Besonders weil der harte Reifen am Ende kaum abgebaut habe, schildert er und lobt Reifenhersteller Pirelli. "Das Problem war eher, dass wir den harten am Freitag nicht probiert haben. Daher wussten wir nicht, wie sich das Set-up damit verhalten würde." Das habe ihm im Kampf gegen Ricciardo am Ende des Rennens einen kleinen Nachteil eingehandelt, glaubt er.
Ab Runde 36 hatte er den Renault im Nacken. Die zunächst zwei Sekunden Rückstand fuhr Ricciardo schnell zu. "Daniel war auf dem harten Reifen wirklich sehr schnell. Ich hatte Mühe, ihn hinter mir zu halten, speziell weil er so schnell war auf den Geraden." In den Kurven konnte er hingegen die Stärken des MCL34 ausspielen.
Seidl: "Ein enger Kampf mit Renault"
Ab Runde 40 konnte der Australier das DRS verwenden. "Er war ein bisschen schneller, sodass er es in mein DRS-Fenster schaffte. Bei dem Rückenwind auf den Geraden hat er mich wirklich eingeholt, in den Kurven war ich aber schneller."
Die beiden Piloten schenkten sich in den letzten zehn Runden nichts. "Wir sind wirklich Vollgas gefahren, eine Quali-Runde nach der anderen, weil das der harte Reifen zulässt. Das hat Spaß gemacht." Im Nachhinein sei das sein "Highlight des Rennens" gewesen.
Im Ziel lag Sainz 0,762 Sekunden vor dem Renault. "Wir wussten seit Freitag, dass das ein enger Kampf wird mit Renault", kommentiert Seidl. "Vor dem Rennen hatten wir gehofft, dass wir Ricciardo kriegen könnten. Mit Carlos war unser Ziel, wieder in die Punkte zu fahren nach Rang 13."
Das Safety-Car sei "perfektes Timing" für den Spanier gewesen. Denn er hat nicht nur Zeit beim Boxenstopp gespart, er konnte außerdem auf den gewünschten harten Reifen wechseln. "Am Ende des Rennens war klar, dass Ricciardo ein wenig schneller war", gibt der Teamchef zu.
Umso höher bewertet er die Leistung seines Piloten. Sainz sei "großartig" gefahren. Norris ist mit seiner fahrerischen Leistung am Sonntag hingegen nur "einigermaßen" zufrieden. Er könne im Rennen noch ein paar Dinge "hier und da" verbessern.
"Zum Beispiel wie ich die Batterie klug einsetze. Solche Sachen, die Erfahrung verlangen. Fahrerisch muss ich jede Runde im Rennen und Quali perfekt hinkriegen." Das ist ihm in Runde eins nach dem Start nicht gelungen. Es kam zur Berührung mit Red-Bull-Fahrer Pierre Gasly.
"Ich hatte einen guten Start und war auf der Innenbahn von Pierre. Er hat nichts falsch gemacht, ich auch nicht. Aber wir sind hier nun einmal in der Formel 1. Wenn du da an ein Auto nahe rankommst, dann verlierst du Abtrieb. Deshalb habe ich meinen rechten Vorderreifen ein wenig blockiert und bin in ihn untersteuert."
Dafür soll niemand eine Strafe bekommen, meint der Rookie. Durch die Berührung wurde sein McLaren allerdings ein wenig beschädigt. "Wir hatten eine kleine Beschädigung an Landos Auto auf der Aeroseite am Unterboden", bestätigt Seidl. Das habe ihn aber nicht davon abgehalten, nicht in die Punkte fahren zu können.