Rosberg: Verstappen hat Leclerc absichtlich abgedrängt
Nico Rosberg ringt mit sich: Auf der einen Seite ist er vom Verstappen-Leclerc-Duell begeistert, auf der anderen hätte er eine Strafe verhängt
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Grand Prix von Österreich diskutiert die Formel 1 über das Duell der zwei jungen Wilden, Max Verstappen und Charles Leclerc. Der Niederländer musste Sonntagabend bis knapp vor acht Uhr abends warten, bis sein Sieg auf dem Red-Bull-Ring durch die FIA-Kommissare bestätigt wurde. "No further action" hieß die Entscheidung letzten Endes. Für Ex-Rennfahrer Nico Rosberg eine Fehlentscheidung.
"Das ist so schwierig zu beurteilen", schickt der Deutsche in seinem neuesten Youtube-Video voraus. Er erinnert sich an seinen Zusammenstoß mit Lewis Hamilton in Spielberg 2016, als sich die beiden Mercedes-Fahrer ebenso in Kurve 3 in der letzten Runde in die Quere kamen. Damals wurde Rosberg für das Verursachen einer Kollision nachträglich mit einer Zehn-Sekunden-Strafe belegt.
Während es Hamilton damals auf der Außenseite der scharfen Rechtskurve versuchte, ging Verstappen drei Jahre später auf der Innenbahn an Leclerc vorbei. Dabei kam der Ferrari weit in die Auslaufzone raus. Später wurde darüber diskutiert, ob Verstappen absichtlich spät eingelenkt und den Monegassen dadurch hinausgedrängt habe - oder eben nicht.
Nach dem Rennen freute sich Rosberg auf Twitter über das Duell der beiden Hoffnungsträger. "Das wollen wir sehen! Die Formel 1 braucht gutes Racing und weniger Strafen", schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst.
"Ich denke, Verstappen hat den Sieg verdient, weil er einfach super war. Aber ich muss auch sagen, und das hört sich jetzt blöd an ...", setzt der Weltmeister von 2016 zu seiner Einschätzung an: "Ich denke, dass Max mit Absicht weit rausgefahren ist und erst sehr spät eingelenkt hat."
"Er wusste noch von der vorherigen Runde, dass das die einzige Möglichkeit sein wird, das Rennen zu gewinnen", meint der Deutsche. Denn schon eine Runde zuvor wollte der Red Bull in Kurve 3 am Ferrari vorbeigehen, doch Leclerc hielt dagegen.
"Beim ersten Überholversuch, hat er außen viel Platz gelassen, und Leclerc konnte dadurch kontern. Er wusste, dass er ihn rausdrängen musste. Er hat sehr spät eingelenkt. Er war weit von seiner gewöhnlichen Fahrlinie weg, denn normalerweise hat er den Scheitelpunkt genau getroffen."
Rosberg meint sogar beobachtet zu haben, dass Verstappen in Kurve 3 im Gegensatz zur Konkurrenz eine ganz besonders gute Linie fahren konnte im Rennen. Er habe den Scheitelpunkt normalerweise immer getroffen. Nicht so in Runde 69.
Österreich GP: Die Rennanalyse von Nico Rosberg
Der Weltmeister von 2016 und mehrfache Österreich-Sieger Nico Rosberg analysiert das Rennen in Spielberg Weitere Formel-1-Videos
"Da war er weit weg von seiner üblichen Linie und als Resultat davon, glaube ich leider, dass er eine Strafe bekommen hätte müssen. Und das ist natürlich zum Kotzen. Denn wir wollen ja Racing sehen, diese Rad-an-Rad-Kämpfe", weiß der Deutsche. Er war schon in der Kanada-Debatte einer von wenigen Piloten, die die Strafe für Sebastian Vettel verteidigt haben.
Im Fall Spielberg meint er, dass sich beide Piloten den Sieg verdient hätten. Ferrari habe aus Sicht von Rosberg die Strategie allerdings vermasselt, denn wäre Leclerc auf dem härteren Medium gestartet, wäre er gegen Rennende erst gar nicht in die brenzlige Situation gekommen.
"Er ist aber auf den weichen Reifen losgefahren, das war das große Problem. Das hat Verstappen am Ende überhaupt diese Chance gegeben. Wäre Leclerc auf dem Medium gestartet, wäre er weg gewesen am Ende." So muss der 21-Jährige weiterhin auf seinen ersten Formel-1-Sieg warten.