"Haben alles versucht": Vettel gibt sich nach Technikdrama tapfer
Ein Problem mit einer Luftdruckleitung bringt Sebastian Vettel in Spielberg um seine Chancen auf die Pole - Der Ferrari-Pilot gibt sich nach Platz zehn im Qualifying tapfer
(Motorsport-Total.com) - Irgendwie passt es ganz gut zu Sebastian Vettels Formel-1-Saison 2019. Österreich gehört zu den Strecken im Kalender, in dem er eine gute Chance gehabt hätte, Lewis Hamilton und Mercedes zu schlagen. Die Pole-Position von Teamkollege Charles Leclerc beweist das. Doch ausgerechnet in Spielberg machte die Technik schlapp, in Q3 konnte Vettel keine Rundenzeit setzen.
Durch eine Strafe gegen Kevin Magnussen wird Vettel am Sonntag von Platz neun ins Rennen gehen. Unter normalen Umständen wird er damit keine Chance mehr auf den Rennsieg haben. "Zumindest ist das andere Auto problemlos gelaufen", zeigt sich Vettel nach dem Qualifying als Teamplayer und berichtet: "Das Auto hat sich sehr gut angefühlt und wurde immer besser."
"Gestern hatten wir etwas probiert, sind aber heute wieder zurückgegangen, weil es nicht funktioniert hat", verrät er und erklärt: "Daher hat es vielleicht etwas länger gedauert, den Rhythmus zu finden. Aber ich war ziemlich zuversichtlich, dass es im Qualifying immer besser werden würde. Ich weiß aber nicht, wie viel besser es geworden wäre." Denn das Qualifying konnte er nur zur Hälfte absolvieren.
"Ich hatte mich auf meinen zweiten Run im zweiten Qualifying gefreut - und dann aufs letzte [Q3]", erklärt Vettel, der bereits auf seinen zweiten Versuch in Q2 verzichten musste. Das war noch kein Problem, den Einzug in Q3 schaffte er trotzdem problemlos. Doch in Q3 ging dann gar nichts mehr. Offiziell spricht man bei Ferrari von einem Problem mit einer Luftdruckleitung im Motorenumfeld.
Vettel zeigt sich als fairer Verlierer
"Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Wir hatten ein Problem mit dem pneumatischen Druck", berichtet Vettel und erklärt: "Wir haben uns dann sehr schnell entschieden, [das Teil] zu tauschen. Aber das ist nicht so einfach. Wir mussten die Verkleidung abnehmen, und es ist nicht so einfach, da heranzukommen. Die Jungs haben alles versucht, aber wir haben es nicht rechtzeitig geschafft."
Wenige Minuten vor dem Ende von Q3 stieg Vettel schließlich aus dem Auto aus - ohne Rundenzeit. "Kann man nix machen. Ich habe probiert, konzentriert zu bleiben und mich auf meine Runde vorzubereiten. Mir war eigentlich klar, dass wenn ich einen Schuss bekomme, dann nur einen. Leider kam es nicht dazu", so Vettel. Immerhin zeigte der viermalige Weltmeister Größe in der Niederlage.
Streckenvorschau aus der Luft
Pierre Gasly fliegt den Red-Bull-Ring in Spielberg ab und gibt die etwas andere Streckenvorschau! Weitere Formel-1-Videos
Nachdem er ausstieg, bedankte er sich persönlich bei jedem Mechaniker für die Mühe, seinen SF90 doch noch einmal zum Laufen zu bringen. "Das Auto war gut genug für die Pole", weiß Vettel und erklärt: "Dann habe ich auch gesagt: 'Jetzt schauen wir, dass er [Leclerc] die Pole bekommt und die Mercedes wegwischt.' Das ist ihm gut gelungen", freut sich Vettel für das Team und seinen Teamkollegen.
'ORF'-Experte Alexander Wurz glaubt jedoch, dass Vettel innerlich deutlich mehr mit dem Ausgang des Qualifyings zu kämpfen hat, als es in seinen Aussagen den Anschein macht. "Wenn der Teamkollege das Auto auf die Pole-Position stellt, wurmt dich das natürlich volle Länge", glaubt Wurz. "Es ist natürlich bitter", gesteht auch Vettel und ergänzt: "Es ist natürlich frustrierend. Aber im Auto kann man nichts machen."
Vettel sucht keinen Schuldigen für Defekt
"Niemand ist schuld. Wir müssen verstehen, was passiert ist, damit es nicht noch einmal passiert", so Vettel. Gleichzeitig erinnert er daran, dass im Rennen noch alles möglich ist - zumindest theoretisch. "Für morgen [ist es] schwer vorauszusagen. Aber die Pace ist auf jeden Fall da. Ich denke, dass wir schneller sind als die Autos direkt vor uns", hofft er und ergänzt: "Mit Sicherheit habe ich ein bisschen mehr Spaß morgen."
"Im Verkehr ist es nie großartig", weiß Vettel, der aber davon ausgeht, dass es "okay" sein sollte. "Die Strategen versuchen jetzt, den besten Weg nach vorne zu finden", kündigt er an und erklärt: "Ich hoffe, dass Charles dort bleibt, und dass ich so nah wie möglich herankomme." Am Sonntag wird er mit den weichen Reifen starten. Das sollte zumindest beim Start selbst ein Vorteil sein.
Fotostrecke: Formel-1-Technik: Detailfotos beim GP Österreich
Racing Point RP19: Auspuff Fotostrecke
Denn die Piloten unmittelbar vor ihm starten auf der langsameren Medium-Mischung. "Schauen wir mal. Beim Start [ist es] mit Sicherheit kein Nachteil", gibt sich Vettel optimistisch und erklärt: "Es ist natürlich nicht die Startposition, die wir uns erhofft haben. Aber ich glaube, dass wir durchaus was probieren können. Also muss das kein Nachteil sein." Teamchef Mattia Binotto hat "gemischte Gefühle" nach dem Qualifying.
Im Hinblick auf Vettel erklärt er: "Ich bin mir sicher, dass es für ihn sehr gut gelaufen wäre." Wie schon so oft in dieser Saison sah die Realität für Sebastian Vettel aber anders aus.