• 24. Juni 2019 · 14:45 Uhr

36 Punkte Rückstand: Bottas verliert in der WM den Anschluss

"Lewis ist nicht unschlagbar", sagt Valtteri Bottas, "das weiß ich!" - Aber so langsam entsteht der Eindruck, dass das Talent doch nicht ganz reicht ...

(Motorsport-Total.com) - Nach vier Rennen hat Valtteri Bottas die Formel-1-WM 2019 noch angeführt, doch je länger die Saison dauert, desto mehr schwimmen ihm im Titelkampf die Felle davon. Nach dem Grand Prix von Frankreich in Le Castellet, dem achten von 21. Rennen, hat er 36 Punkte Rückstand auf Lewis Hamilton. Das entspricht umgerechnet einem Sieg, einem fünften Platz und einer schnellsten Runde.

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Valtteri Bottas droht in der WM den Anschluss an Lewis Hamilton zu verlieren Zoom Download

Hamilton hat die WM-Führung in Barcelona erobert. Mit damals sieben Punkten Vorsprung. Nach Monte Carlo waren es schon 17. In Kanada schüttelte er Bottas aus dem magischen "Totalausfall-Fenster" ab: 29 Punkte. Und auf die legte er am vergangenen Wochenende noch einmal sieben drauf. Wäre Hamilton in der letzten Runde um 0,024 Sekunden schneller gewesen, würden Bottas jetzt 37 Punkte fehlen.

Für Le Castellet hatte Nico Rosberg schon am Samstag prognostiziert: Der Mercedes, der den Start gewinnt, gewinnt auch das Rennen. Womit er recht behalten sollte. "Der Start", gibt Bottas zu, "war meine beste Chance. Aber Lewis hatte auch einen guten Start. Unterm Strich war er heute einfach schneller. Ich kam mit seinem Tempo nicht mit."

Das war nach starken Trainingsleistungen eine kleine Überraschung. Am Freitag war Bottas um 0,424 Sekunden schneller als Hamilton. Am Samstagmorgen noch um 0,041 Sekunden. Aber als im Qualifying die Pole vergeben wurde, schmiss er bei drehendem Wind die Nerven weg. Trotz eines gravierenden Fahrfehlers hatte Hamilton die Nase um 0,286 Sekunden vorne.

Hamilton: Immer besser, je länger die Saison dauert

Es tritt genau das ein, was viele Experten vorhergesagt hatten: Während der "neue Bottas" von Anfang an voll auf Anschlag rotierte, hatte Hamilton in den ersten Rennen noch Reserven. Erst nach und nach läuft der fünfmalige Weltmeister zur Höchstform auf - und ruft inzwischen seine besten Leistungen immer genau dann ab, wenn's drauf ankommt.

"Ich muss das analysieren", sagt Bottas. Doch 36 Punkte Rückstand bei 338 noch möglichen Punkten sind für ihn kein Grund, jetzt schon zu kapitulieren: "Lewis war heute wirklich stark und konstant. Auch gestern im Qualifying. Aber er ist nicht unschlagbar. Das weiß ich! Ich muss nur hart an mir arbeiten. Ich kann mit meinem Rückstand auf ihn nicht zufrieden sein."


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Am Ende waren es 18,1 Sekunden nach 53 Runden. Dabei konnte er das Tempo zu Beginn gut halten: Es dauerte bis in die 19. Runde, dass er aus dem Fünf-Sekunden-Fenster fiel. Durch den späteren Boxenstopp wurden dann aus 8,9 plötzlich 11,1 Sekunden. Und je länger ein Stint dauerte, desto mehr Zeit verlor Bottas auf Hamilton.

"Solange die Reifen frisch waren, war es kein Thema, ihm zu folgen", analysiert der Finne. "Mein Problem war heute, die Vorderreifen in einem guten Zustand zu halten. Jeweils zur Hälfte der Stints bauten sie ab, und dann wurde der Rückstand größer. Das war der Unterschied zu Lewis: Er war schnell und ging effizient mit den Reifen um."

Hamilton lässt sich von "Hype" nicht irritieren

Hamilton nimmt Bottas nicht auf die leichte Schulter, auch wenn sein Punktevorsprung wächst und wächst. Der 29-Jährige habe 2019 "großartige Qualifyings" gezeigt. "Auch sein Rennen in Baku war stark. Und jeder macht die ganze Zeit einen Hype um ihn! Ich muss nur konzentriert bleiben und weiter daran glauben, dass ich dafür eine Antwort finde und Boden gewinne."

Ein Journalist will von Hamilton wissen: Glauben Sie, dass Sie den Psycho-Krieg jetzt gewinnen - und wie sollte Valtteri Ihrer Meinung nach darauf reagieren? Der Mercedes-Superstar überlegt kurz und antwortet: "Es ist nicht meine Aufgabe, mir zu überlegen, wie er darauf reagieren soll!"


Fotostrecke: Frankreich: Fahrernoten der Redaktion

"Er kommt sehr stark zu jedem Rennen, liefert in den Trainings. Er hat dieses Jahr schon tolle Qualifyings gezeigt, und ich bin mir sicher, dass das so weitergehen wird. Ich kann mich eigentlich nur auf meine eigenen Bereiche konzentrieren und die verbessern. Da gibt es noch Verbesserungspotenzial. Daran arbeite ich."

Dass Bottas im Finish beinahe noch seinen zweiten Platz an Charles Leclerc verloren hätte, ist ein anderes Thema. "Meine Reifen haben Blasen gebildet. Wir waren ein bisschen besorgt", erklärt er. "Ich wollte sicherstellen, es mit diesen Vorderreifen definitiv ins Ziel zu schaffen. Also musste ich sie in den Kurven schonen."

Damit sei er "vielleicht eher auf der konservativen" Seite gewesen, "und deshalb wurde es mit Charles noch eng. Enger als gedacht." Dazu kommt: "Nach dem VSC hatten wir ein bisschen Schwierigkeiten, die Reifen sofort wieder auf Temperatur zu bringen." Aber das, stellte sich nach dem Rennen heraus, war nur die halbe Wahrheit.

Spannender Schluss-Spurt auch dank VSC-Phase

Bottas hatte in Runde 44 noch 8,6 Sekunden Vorsprung auf den Ferrari. Danach wurde das "Blistering" auf seinen harten Pirellis immer ausgeprägter. Laut 'auto motor und sport' traten außerdem Fehlzündungen des Mercedes-Motors auf. Als in Runde 50 das VSC aktiviert wurde, war Leclerc schon bis auf 3,1 Sekunden dran.

Bei der VSC-Freigabe, die ihn weitere 0,6 Sekunden seines Vorsprungs kostete, war Bottas schlicht und einfach unaufmerksam. Er war von einer längeren Neutralisation des Rennens ausgegangen und daher über der erlaubten Delta-Zeit geblieben. Das kann ein Fahrer normalerweise ausgleichen. Aber das VSC-Gelb wurde aufgehoben, bevor Bottas reagieren konnte.

Am Ende der vorletzten (52.) Runde stieß Leclerc erstmals in die DRS-Sekunde vor. Bottas stand nun unter erheblichem Druck, denn Leclerc hatte im Qualifying am Samstag ohnehin den um drei km/h besseren Topspeed. Zu allem Überdruss mussten die beiden bei Start und Ziel auch noch Sergio Perez überrunden. Das schaffte Bottas aber schmerzfrei.

Dann die letzte Runde: Leclerc saugte sich auf der ersten Mistral-Hälfte heran. Für eine Attacke auf der zweiten Hälfte reichte es nicht, auch wenn er schon mal kurz ausscherte. In Beausset und Bendor fuhr Bottas außen, ebenso in der Zielkurve - und Leclerc fightete innen mit stehenden Rädern. Aber für eine ernstzunehmende Attacke hätte er wohl eine Runde mehr benötigt ...

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