Probleme mit dem Wind: Warum Hamilton in Q3 wieder vorne war
Eigentlich war Valtteri Bottas in Frankreich das ganze Wochenende über schnell, doch im entscheidenden Q3 setzte sich doch wieder Lewis Hamilton durch
(Motorsport-Total.com) - "Es ist ein guter Tag", strahlt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach der nächsten Silberpfeil-Show in Frankreich. Im Qualifying von Le Castellet haben sich Lewis Hamilton und Valtteri Bottas die nächste Doppelpole gesichert (Formel 1 2019 live im Ticker). Hamilton war in Q3 unantastbar und ließ seinen Teamkollegen mit 0,286 Sekunden Rückstand hinter sich. Dem ärgsten Verfolger fehlten sogar 0,646 Sekunden - wieder einmal eine Welt.
Das war vor dem Wochenende durchaus so erwartet worden. "Die Strecke liegt uns richtig mit den vielen langsamen, mittleren und schnellen Kurven und viel Abtrieb", weiß Wolff. Die Frage war im Grunde nur, ob am Ende Hamilton oder Bottas die Nase vorn haben würde. Im Training und den ersten Qualifying-Abschnitten sah es nach Bottas aus, doch im entscheidenden Moment konnte Hamilton zulegen.
"In Q1 und Q2 war Valtteri vorne, ich wusste aber, wo ich die Zeit finden muss. Die erste Runde war fantastisch, ich war wirklich glücklich damit", sagt Hamilton. Schon diese reichte für die Pole-Position, doch mit der zweiten zementierte er es noch einmal. Der zweite Versuch war für Hamilton sogar "einer der besten, die ich seit einer langen Zeit gefahren bin."
"Ich war rund 4,5 Zehntel vorne in der vorletzten Kurve", sagt er, doch das konnte er nicht nach Hause bringen: "Es ist wirklich böig, und ich habe das Heck etwas verloren", erzählt er. Trotzdem reichte es natürlich für seine 86. Formel-1-Pole-Position.
Bottas hadert mit dem Wind und seinem Schatten
Das muss auch Valtteri Bottas einsehen. "Lewis ist am Ende die besseren Runden gefahren und hat die Pole verdient", meint der Finne. Er selbst habe sich das ganze Wochenende über im Auto wohl gefühlt, doch im entscheidenden Moment haben die Details nicht gepasst. Bottas macht den Wind dafür verantwortlich, dass es nur Rang zwei wurde.
"Der Wind hat sich komplett gedreht, und in einigen Kurven hat meine Linie nicht funktioniert. Ich musste sie neu erarbeiten, und Lewis hat das besser hinbekommen", so Bottas.
Das hat auch Hamilton beobachtet: "Der Wind hat zugenommen, und es ist ziemlich böig auf der Strecke. Man muss also ziemlich dynamisch sein, wie man die Runde angeht. In einigen Kurven muss man attackieren, in anderen sich aufgrund des Windes etwas zurückhalten."
Er selbst habe das auch nicht immer hinbekommen und das Heck verloren, weil er es übertrieben hatte. "Trotzdem war ich vorne, was gut ist."
Doch Bottas sieht noch einen zweiten Umstand, warum es bei ihm nicht gereicht hat: "Im zweiten Run hatte ich etwas Pech, dass vor mir keine Autos waren und ich keinen Windschatten hatte. Ich habe auf den Geraden eine Menge verloren", sagt er. "In den letzten Kurven wollte ich etwas gutmachen und habe es verloren. Ich hatte natürlich gehofft, auf Pole zu sein, aber Platz zwei ist auch gut."
Vorteil Medium-Reifen
Platz eins ging wieder einmal an Hamilton, der am Sonntag seine WM-Führung weiter ausbauen kann und weiter auf der Erfolgswelle schwimmt. Gewinnt er morgen, wäre es bereits sein vierter Sieg in Serie - und natürlich auch der achte für Mercedes in dieser Saison.
Die Chancen auf einen silbernen Erfolg stehen sehr gut. "Wir haben das ganze Wochenende über ein starkes Paket. Das macht Spaß, hoffentlich ist es morgen genauso", sagt Bottas. Gerne würde er dann aber die Reihenfolge umdrehen und sieht dafür auch Möglichkeiten: "Der Run in die erste Kurve ist lang, hoffentlich kann ich da etwas ausrichten. Der Start wird einer der Schlüssel."
Danach dürfte es darauf ankommen, was die Reifen machen. Den stark grainenden Soft konnte Mercedes vermeiden und befindet sich daher in einer guten Ausgangsposition, auch wenn Motorsportchef Wolff noch mahnt: "Auf einer Strecke wie dieser beginnt die Herausforderung morgen. Da muss man die Reifen bis zum Ende durchbringen, um das Rennen gut zu beenden."
"Auf dem Medium zu starten, ist aber gut. Aber das machen alle, die vorne stehen. Denn nur der Reifen lässt sich wirklich über die Länge ziehen", so der Österreicher weiter. Er rechnet mit nur einem Boxenstopp für die Spitzenfahrer.
"Es geht also darum, einen guten Start zu erwischen, dass die Zuverlässigkeit hält und das Rennen so zu gestalten, dass es unserem Auto liegt", sagt er. "Uns ist bewusst, dass das Rennen am Sonntag stattfindet. Darauf sollten wir uns jetzt konzentrieren."