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Vierter Startplatz für Ricciardo: Quali-Runde schien nach Kurve 2 schon vorbei
Daniel Ricciardo hätte in Kanada nicht mit Renaults bestem Qualifying-Ergebnis seit Japan 2010 gerechnet und will im Rennen für Stimmung sorgen
(Motorsport-Total.com) - Renault-Pilot Daniel Ricciardo war die wohl größte Überraschung im positiven Sinne beim Qualifying zum Grand Prix von Kanada 2019 in Montreal. Hinter Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Charles Leclerc fuhr der Australier mit seinem Renault R.S.19 auf den vierten Startplatz und somit in die zweite Reihe.
Für Renault ist es das beste Qualifying-Ergebnis seit Robert Kubica beim Grand Prix von Japan 2010 in Suzuka auf den dritten Startplatz gefahren war. Das liegt zwar fast neun Jahre zurück, allerdings firmierte der Rennstall in den Jahren 2012 bis 2015 unter der Bezeichnung Lotus.
Seit Renault zur Saison 2016 werksseitig in die Formel 1 zurückgekehrt ist, waren bis zum Samstag in Montreal zwei fünfte Startplätze (Nico Hülkenberg in Silverstone 2017 und Carlos Sainz in Budapest 2018) die besten Startplätze. Nun hat Ricciardo, der erst im Winter von Red Bull zu Renault kam, einen drauf gesetzt.
Von P4 startet Ricciardo am Sonntag nicht nur vor beiden Red-Bull-Piloten, sondern auch vor Valtteri Bottas, der mit seinem Mercedes nach mehreren Fehlern nicht über den sechsten Startplatz hinaus kam. Doch nicht nur die Tatsache, dass er einige Schwergewichte geschlagen hat, freut und überrascht Ricciardo. Denn seine Runde, mit der er den vierten Startplatz an Land zog, war alles andere als perfekt, wie er bekennt.
"Wenn man mir nach Kurve 2 gesagt hätte, dass diese Runde für P4 reicht, hätte ich viel Geld darauf gesetzt, dass dem nicht so ist", grinst Ricciardo und erklärt, warum er ein derart schlechtes Gefühl hatte: "Die ersten beiden Kurven war nicht gerade prickelnd. Ausgangs Kurve 2 rutschte mir dann das Auto noch ein bisschen weg. Und im Vergleich mit meiner Q2-Runde, die ohnehin schon nicht perfekt war, lag ich da schon rund eine Zehntelsekunde hinten."
Doch der Sonny-Boy blieb ruhig und brachte im weiteren Verlauf des 14 Kurven umfassenden Circuit Gilles Villeneuve alles zusammen: "Ab Kurve 2 war es eine saubere Runde. Ich sagte mir einfach, 'vergiss die ersten paar Kurven' und der Rest der Runde war dann tatsächlich richtig stark."
Wie 2014 beim ersten Sieg: 8. Juni und Montreal passt für Ricciardo
Der 8. Juni und Montreal, das ist für Ricciardo ohnehin eine gute Kombination. Denn auf den Tag genau fünf Jahre zuvor fuhr er an jenem Datum eben in Montreal seinen ersten Formel-1-Sieg ein. Damals fuhr er noch für Red Bull. Nun steht er mit dem Renault vor beiden Red-Bull-Piloten. So ließ es sich Ricciardo nicht nehmen, direkt nach dem Qualifying bei Helmut Marko vorbeizuschauen.
"Ich muss das Beste draus machen, solange ich noch kann. Ich muss jetzt zu Helmut", so der Australier noch während seiner Medienrunde. Letzten Endes blieb er doch noch ein paar Minuten bei den Journalisten, um zu gestehen, dass der vierte Startplatz als solcher "süßer" ist als die Tatsache, damit unter anderem beide Autos seines ehemaligen Arbeitgebers hinter sich gelassen zu lassen.
"Als ich wusste, dass Max [Verstappen] nicht im Q3 dabei sein wird, wusste ich, dass wir eine echte Chance haben", spricht Ricciardo auf das durch Kevin Magnussens Crash bedingte Scheitern Verstappens am Q3-Einzug an. Dessen Teamkollege Gasly allerdings war in Q3 vertreten und dass er diesen hinter sich gelassen hat, überrascht Ricciardo rückblickend doch ein wenig.
"In Q2 war Gasly vier Zehntelsekunden schneller als ich gewesen, aber ich war mit einer Runde nicht happy. Ich wusste also, dass noch etwas drin sein würde. Ich dachte, mit einer perfekten Runde [in Q3] könnte ich ihn knacken. Dass es dann auch noch gereicht hat, um Valtteri zu schlagen, ist natürlich cool. Es war einfach toll, das zusammengebracht zu haben", sagt Ricciardo vor allem vor dem Hintergrund, dass er die Runde in Kurve 2 schon verloren geglaubt hatte.
Im Rennen will Ricciardo für Stimmung sorgen
Die Frage mit Blick auf das Rennen ist nun: Wird Ricciardo die beiden Red-Bull-Piloten auch über die Distanz hinter sich halten können? Gasly startet wie er selbst mit den Soft-Reifen. Verstappen allerdings startet wie auch Bottas mit den härteren Medium-Reifen. "Ich denke schon, dass wir eine Chance haben. Wenn es mir gelingt, die Reifen am Leben zu halten sollten wir eine Chance haben, in den Top 5 zu bleiben", meint der Renault-Pilot.
Auch die Piloten auf den ersten drei Startplätzen - Vettel, Hamilton und Leclerc - starten mit den Medium-Reifen und sind somit im ersten Stint härter bereift als Ricciardo. Der Plan des Renault-Piloten für die ersten Runden: "Ich rechne mit einem guten Start, dem Sprung in die Top 3 und etwas Fernsehzeit. Dann werden wir mal sehen. Ich denke, ich kann im ersten Teil des Rennens vorn dabei bleiben. Nach ein paar Runden werden die Medium-Reifen sicherlich im Vorteil sein und die Soft-Reifen nachlassen, aber dann gilt es eben, zum richtigen Zeitpunkt Reifen zu wechseln."