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"Schockierendes Q3" für Bottas: Dreher, Verbremser und nur dritte Startreihe
Mercedes-Pilot Valtteri Bottas hadert nach dem Qualifying zum Kanada-Grand-Prix mit individuellen Fehlern - Toto Wolff: "Das tut echt weh"
(Motorsport-Total.com) - Mercedes kommt am Kanada-Wochenende bislang nicht so recht in Tritt. Abgesehen vom ersten Freien Training am Freitag, als Lewis Hamilton vor Valtteri Bottas Bestzeit gesetzt hatte, kam bei den Silbernen immer etwas (Rotes) oder etwas anderes dazwischen.
Hamiltons Crash im FT2 hatte wesentlichen Anteil daran, dass Ferrari den Freitag auf P1 und P2 abschloss. Auch im FT3 am Samstagvormittag waren Charles Leclerc und Sebastian Vettel ganz vorn zu finden, diesmal allerdings in umgekehrter Reihenfolge.
Und Vettel setzte sich wenig später auch im Qualifying durch und fuhr erstmals seit dem Deutschland-Grand-Prix 2018 wieder auf die Pole-Position. Für Mercedes ist es in der Saison 2019 nach Bahrain, wo Leclerc auf Pole gefahren war, die zweite Niederlage im siebten Qualifying.
Hamilton beendete Q3 in Montreal schließlich mit zwei Zehntelsekunden Rückstand auf Polesetter Vettel als Zweitschnellster. Teamkollege Bottas aber baute im entscheidenden Segment gleich mehrere Fehler ein und schaffte es nicht einmal in die zweite Startreihe. Insbesondere der Dreher, den er ausgangs der Senna-Kurve (Kurve 2) auf seinem ersten Q3-Versuch hinlegte, gibt dem Finnen zu denken.
"Nicht meine ersten und nicht meine letzten Fehler"
"Ja, es ist ziemlich enttäuschend. Es war ein schockierendes Q3 von mir. Ich habe Fehler gemacht. Es waren nicht meine ersten und nicht meine letzten, aber es hat einfach nicht sollen sein", so Bottas in seiner ersten Reaktion, nachdem er sich vier Positionen hinter Teamkollege Hamilton auf dem sechsten Startplatz für das Rennen am Sonntag wiederfand.
"Ich hatte sicher ein bisschen Glück, dass ich nicht in der Mauer gelandet bin. Sechster ist besser als Zehnter", bemerkt Bottas mit Blick auf seinen Dreher und schildert die Situation aus seiner Sicht: "Ich hatte das Gefühl, dass ich den Ausgang aus Kurve 2 wirklich gut erwischt hatte. Beim Hochschalten kam ich genau auf eine Bodenwelle und da ging mir das Auto weg."
"Ich rutschte ein bisschen nach außen und kam aufs Gras. Ich habe noch versucht, die Situation zu retten und nicht in der Mauer zu landen", so der Mercedes-Pilot, der zugibt, dass ihn die abrupte Reaktion des Autos beim Hochschalten "überrascht" hat.
Aber auch nach dem Dreher lief es für Bottas nicht wie gewünscht: "Der zweite Run war ziemlich unsauber. Ich habe gleich in Kurve 2/3 Zeit verloren. Dann hatte ich in Kurve 6 einen Verbremser und in der Haarnadel noch einen. Es war einfach mies, ich fand keinen Rhythmus. Wahrscheinlich wollte ich zu viel."
Toto Wolff sieht es ähnlich und leidet mit seinem Schützling. "Er hatte ein sehr schlechtes Q3. Er ist überhaupt nicht zufrieden. Das tut echt weh", bemerkt der Mercedes-Motorsportchef, nachdem er sich mit Bottas unterhalten hat.
Vettel außer Reichweite - von Ricciardo überrascht
Vettel wäre für ihn aber auch ohne Fehler nur schwer zu knacken gewesen, wie Bottas zugibt. "Ich glaube, sie [Ferrari] sind ein bisschen zu schnell. Platz zwei wäre drin gewesen, aber der Topspeed und die Zeit von Sebastian waren außer Reichweite", sagt der Mercedes-Pilot und legt den Finger die (relativ kleine) Wunde: "Die Geraden tun uns schon weh. In den Kurven sind wir gut, aber an den Geraden müssen wir arbeiten."
In der Startaufstellung muss Bottas am Sonntag nicht nur beiden Ferrari-Piloten und seinem eigenen Teamkollegen Hamilton den Vortritt lassen. Auch Renault-Pilot Daniel Ricciardo (P4) und Red-Bull-Pilot Pierre Gasly (P5) starten vor dem zweifachen Saisonsieger aus Finnland.
"Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ein Renault vor mir steht, aber sie waren im Qualifying recht stark", sagt Bottas, sieht mit Blick auf das Rennen aber den Reifen-Vorteil: "Sie [Ricciardo und auch Gasly] starten auf dem Soft-Reifen, Ferrari und wir auf dem Medium. Wir rechnen damit, dass der Soft ziemlich schnell abbaut und daher gehe ich davon aus, dass mein Renntempo viel besser sein wird als das von Renault und Red Bull - vor allem das von Renault."
"Podium schon noch möglich" - Fehleranalyse wichtig
Vettel, Hamilton und Leclerc starten von den Positionen eins bis drei, er selbst kommt nur von P6. Sieht Bottas trotzdem noch Chancen auf einen Podestplatz? "Die ersten Runden werden vielleicht schwierig. Sobald aber die weichen Reifen abbauen, wie wir das im Training erlebt haben, werden sich Chancen bieten", glaubt Bottas zunächst mit Blick auf Gasly und Ricciardo und ist mit Blick auf die Soft-Reifen am Red Bull und am Renault überzeugt: "Wären sie auf Medium-Reifen, wären sie sicher schwieriger zu überholen."
Toto Wolff merkt mit Verweis auf Gasly und Ricciardo an: "Diese zwei sollten wir mit der Strategie überholen. Danach wird es sehr schwierig, aber die beiden werden in den ersten fünf bis zehn Runden auch extrem schnell sein." Doch die Flinte ins Korn zu werfen, kommt für Bottas, der im aktuellen WM-Stand 17 Punkte hinter Hamilton, aber komfortable 38 Punkte vor Vettel liegt, nicht in Frage.
"Das Podium ist schon noch möglich, denn wir fahren auf einer Strecke, auf der man zum Glück überholen kann. Außerdem gibt es hier meistens unterhaltsame Rennen", weiß der Finne und spricht damit auf die in Montreal alles andere als seltenen Safety-Car-Phasen an. Aufgrund des Wetters wird am Sonntag allerdings keine solche geben. Das Regenrisiko liegt bei null Prozent.
Eines will Bottas aber noch vor dem Rennen erledigen, nämlich seinen in Q3 passierten Fehlern auf den Grund zu gehen: "Mir ist jetzt schon ziemlich klar, was passiert ist. Es ist halt so, dass Fehler manchmal passieren, auch wenn es nicht so sein sollte. Dafür gibt es immer Gründe und aus diesen kann man etwas lernen. Bevor ich heute Nacht ins Bett gehe, werde ich das abhaken und mich ganz auf das Rennen konzentrieren. Es ist ganz wichtig, dass ich das heute hinter mir lasse."