Lernprozess bei Charles Leclerc: Jock Clear ist sein Fahrer-Mentor
Charles Leclerc erklärt, wie sich seine Herangehensweise an das Qualifying nach Baku verändert hat und welche Rolle Jock Clear in seinem Team einnimmt
(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Pilot Charles Leclerc verrät vor dem Grand Prix in Kanada, dass er seine Herangehensweise an das Qualifying nach seinem Baku-Crash geändert hat und Jock Clear dabei eine wichtige Rolle spielt. Der Monegasse hofft auf ein besseres Rennwochenende in Montreal.
"Ich habe definitiv ein paar Fehler gemacht", muss Leclerc rückblickend auf die ersten sechs Saisonrennen feststellen. "Wenn man für Ferrari fährt, dann ändert sich die Herangehensweise." Vor allem im Qualifying hat sich für den 21-Jährigen viel geändert.
Während er in seiner Rookie-Saison im Sauber noch um den Q3-Einzug kämpfte, ist das im Ferrari das Mindeste. Zuletzt in Monaco gelang das aufgrund eines Strategiepatzers nicht, in Baku verhinderte ein Crash ein gutes Ergebnis.
Clear hilft Leclerc "sich richtig auszudrücken"
"Wie wir in Baku gesehen haben, ist es wohl nicht ganz so wichtig, schon in Q2 alles zu riskieren. Denn wir hatten sicherlich das Potenzial, in Q3 viel besser abzuschneiden. Ich habe aber ein paar Fehler gemacht, daraus lerne ich. Jetzt versuche ich, die nicht zu wiederholen."
Den Fehler habe er analysiert, den Grund dafür bei sich selbst gefunden. Nur so könne er in die Zukunft schauen und das beim nächsten Mal verhindern. "Ich habe meine Herangehensweise nach Baku verändert, in der Hinsicht, dass ich dort in Q2 zu hart gepusht habe."
"Das war ein Fehler, weil wir das Potenzial gehabt hätten, um locker ins Q3 zu fahren mit dem Auto. Der Unfall war dumm. Dann in Barcelona habe ich den Unterboden ein wenig beschädigt, als ich wieder zu hart gepusht habe. Das habe ich danach geändert", schildert er den Lernprozess.
Ferrari-Analyse: Die Strategiepannen der Roten
Nicht nur der Ferrari SF90 ist nicht das Maß aller Dinge in der Saison 2019, auch die Strategien der Italiener lassen zu wünschen übrig Weitere Formel-1-Videos
Eine Schlüsselfigur in diesem charakterbildenden Lehrjahr ist Ferraris Chefingenieur Jock Clear. "Jock hilft mir generell am Wochenende. Er arbeitet mit meinen Ingenieuren. Ich habe meinen Performance-Ingenieur hier und Jock sieht sich an, wie die Zusammenarbeit zwischen uns allen läuft."
Clear agiert als eine Art Coach für Leclerc, der auf gerade einmal 27 Rennen verweisen kann. "Er hilft mir, eine Richtung zu finden und mich richtig auszudrücken, was sehr wichtig ist. Vielleicht unterschätzen die Leute, wie wichtig es ist, den Ingenieuren verständlich zu machen, was man genau möchte."
Clear habe im Umgang zwischen Ingenieuren und Fahrern viel Erfahrung und agiert deshalb als Bindeglied. "Er hat einen generellen Blick auf alles und nach dem Wochenende diskutieren wir, wie ich besser mitwirken kann."
Ferrari-Topspeed sollte sich "positiv" auswirken
"Ich kann von Saisonbeginn an sehen, dass wir jedes Mal sehr stark waren, wenn wir alles zusammengebracht haben", analysiert Leclerc. "Ich denke, als Team und Fahrer müssen wir besser zusammenarbeiten, um die meiste Zeit an der Spitze zu sein, was bislang meist nicht der Fall war, aber ich bin neu im Team."
Teamkollege Sebastian Vettel habe deutlich mehr Erfahrung im Team, ihm helfe die Konstanz. "Ich werde aber versuchen, konstanter zu sein. Baku und Bahrain, diese Rennen waren großartig, aber wir müssen noch mehr verstehen und jedes Mal voll dabei sein."
Das nimmt sich die vielversprechende Nachwuchshoffnung auch für Kanada vor. Auf der Power-Strecke rechnet er sich durchaus gute Chancen aus: "Unser Topspeed sollte positiv für uns sein. Hoffentlich können wir diesen Vorteil nutzen und ein gutes Ergebnis herausfahren."
Die Reifen werden am Rennwochenende wieder eine zentrale Rolle spielen. Wieder hat Pirelli die drei weichsten Mischungen an die Strecke mitgebracht. Den C5-Reifen konnte Leclerc bereits in Monaco ausprobieren. Dort habe er "definitiv mehr" über diese Mischung erfahren. "Der ist recht schwierig zu verstehen", gibt er zu.
Von einer konkreten Zielsetzung will er im Moment nichts wissen: "Wenn du jetzt eine Position hören willst, dann lautet meine Antwort: Ich weiß es nicht. Ich möchte mein Bestes geben. Vor jedem Wochenende stecke ich mir hohe Ziele."