• 26. Mai 2019 · 16:57 Uhr

Grand Prix Monaco 2019: Hamilton gewinnt für Niki Lauda!

Lewis Hamiltons Gemecker am Boxenfunk ist eine 1:1-Wiederholung von Monaco 2018 - Sebastian Vettel beendet Doppelsieg-Serie des Mercedes-Teams

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat den 77. Grand Prix von Monaco gewonnen, damit seine Führung in der Formel-1-WM 2019 ausgebaut und den Triumph seinem kürzlich verstorbenen Chef und Freund Niki Lauda gewidmet. Der Mercedes-Pilot siegte in einem letztendlich spannenden Rennen vor Sebastian Vettel (Ferrari) und Valtteri Bottas (Mercedes).

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Sebastian Vettel & Lewis Hamilton jubeln in den Helmdesigns von Niki Lauda Zoom Download

Sein hartnäckigster Herausforderer war aber nicht Vettel, sondern Red-Bull-Pilot Max Verstappen. Der Niederländer setzte Hamilton in den letzten neun Runden enorm unter Druck, als dieser mit abbauenden Reifen kämpfte. Aber weil Verstappen da schon eine Fünf-Sekunden-Strafe kassiert hatte, fiel er im Endergebnis vom zweiten auf den vierten Platz zurück.

Als Verstappen in Runde 70 das Kommando hörte, er dürfe jetzt "Mode 7" aktivieren (was immer das bedeuten mag), hatte die bis dahin wenig aufregende Prozessionsfahrt (einziges Spannungselement war lange der drohende Regen, der nicht kam) ein Ende. Noch in der gleichen Runde attackierte Verstappen in Loews - aber Hamilton spielte seine Routine aus und verteidigte sich souverän.

In Runde 71 rutschte Verstappen am Schwimmbad von der Strecke - ein klares Indiz dafür, dass die Intensität höher wurde. In Runde 76 dann die brenzligste Situation: Verstappen, zunehmend ungeduldig, bremste sich ausgangs Tunnel von weit hinten links neben Hamilton - und fuhr dem Mercedes in den Seitenkasten!

Wurz findet: Verstappens Ärger ist nicht berechtigt

Verstappens aufgebrachte Funk-Kritik, Hamilton habe die Tür zugeschmissen, versteht 'ORF'-Experte Alexander Wurz ganz und gar nicht: "Lewis hat ihm genug Platz gelassen." Die Untersuchung der Rennleitung muss der Sieger jedenfalls nicht fürchten. Verstappen auch nicht: "No further Action" hieß es erst nach der Zieldurchfahrt.

Seine erste Strafe hatte er sich während der Safety-Car-Phase eingehandelt. Mercedes nutzte diese für einen Doppel-Boxenstopp, wodurch der zu jenem Zeitpunkt an zweiter Stelle liegende Bottas und Verstappen Kopf an Kopf aus der Box fuhren. Dabei kam es zu einer Berührung. Obwohl Verstappen auf der "Fast Lane" vorne lag, bestrafte ihn die Rennleitung für die unsichere Freigabe.

"Er hat mir keinen Platz gelassen", beschwert sich Bottas. Vettel ergänzt: "Ich fand, unser Stopp war ziemlich gut. Der von Max muss unglaublich gewesen sein!" Und Experte Wurz urteilt: "Wäre ich Fahrerkommissar gewesen, hätte ich nichts gemacht. Warum machen wir dann ein Rennen? So, wie sie losgefahren sind, war das in Ordnung."

Bottas war in jener Phase quasi doppelt vom Pech verfolgt: Verlor er zunächst nur die Position an Verstappen, zog er sich bei der Berührung auch noch einen Reifenschaden und einen Felgenbruch rechts vorne zu. Der erforderliche zweite Boxenstopp warf ihn auch noch hinter Vettel auf Platz vier zurück.

An der Spitze eskalierte indes der Funkverkehr zwischen Leader Hamilton, dessen Reifen abbauten, und Renningenieur Peter Bonnington. "Ich weiß nicht, was ihr euch dabei denkt", war eine der härteren Aussagen des Mercedes-Superstars. Er gab erst Ruhe, als Chefstratege James Vowles persönlich funkte: "Wir sind uns sicher, dass wir das schaffen."

Hamilton: Genau die gleiche Nummer wie 2018!

Im Nachhinein sagt Hamilton: "Mit so desolaten Reifen bin ich seit Schanghai 2007 nicht mehr gefahren." Da spielt ihm sein Kurzzeitgedächtnis einen Streich: 2018 spielte sich genau das gleiche Spielchen ab. Damals ging der Boxenstopp in Runde zwölf vonstatten, diesmal in Runde elf. Damals hätte ihn ein Stopp von P3 auf P5 zurückgeworden. Diesmal von P1 auf P4.

Hamilton rechtfertigt sich für sein Verhalten: Der Druck sei "enorm" gewesen. Teamchef Toto Wolff weiß die Nörgelei ohnehin richtig einzuordnen: "Du musst einfach akzeptieren, dass der Fahrer manchmal Druck ablassen muss. Das macht er, indem er mit uns redet, selbst wenn er nur seine Wut bei uns auskotzt. Das ist komplett okay."

Zumal die Lage in der Weltmeisterschaft immer freundlicher aussieht: Hamilton hält nach sechs von 21 Rennen bei 137 Punkten. Zweiter ist Bottas mit 120. Auf Vettel (3.) und Verstappen (4.) beträgt der Vorsprung bereits 55 beziehungsweise 59 Punkte. Das sind mehr als zwei Siege. Und bei den Konstrukteuren steht es zwischen Mercedes und Ferrari sogar 257:139.

Auf dem Podium jubelte Hamilton (der das Rennen genau wie Vettel mit Lauda-Helmdesign bestritt): "Das war vielleicht das schwierigste Rennen, das ich je gefahren bin. Ich weiß, dass Niki heute runterschaut und seine Kappe zieht." Der Zustand der Vorderreifen sei so schlimm gewesen, dass das Auto "überhaupt nicht mehr eingelenkt" hat.

Das war die Zeit, in der Verstappen "anfangen konnte, ihn zu attackieren". Aber: "Ich kam aus den Kurven heraus nicht nahe genug ran, um ihn zu attackieren", seufzt der Niederländer. Die Brechstangen-Aktion in der Hafenschikane sei "ein Rennunfall" gewesen, findet Ex-Mercedes-Pilot Nico Rosberg: "Du musst es ja probieren."

Vettel nicht schnell genug, mit P2 zufrieden

Vettel blieb nichts anderes übrig, als sich den Kampf um die Führung (zumindest die auf der Strecke) erste Reihe fußfrei anzuschauen. Um Hamilton und Verstappen unter Druck zu setzen, war er nicht schnell genug: "Wir haben versucht, den Druck aufrechtzuerhalten und in Reichweite zu bleiben, um von der Strafe zu profitieren", sagt er.

Und Bottas? "Der hat das Rennen schon im Qualifying verloren", glaubt Wurz. Bottas selbst nickt: Es waren "Kleinigkeiten", die den Unterschied gemacht haben. "Der Speed war da", sagt er. "Gestern habe ich mir das Leben für heute selbst schwer gemacht." Immerhin blieb er innerhalb der fünf Sekunden zu Verstappen, sodass er als Dritter auf das Podium rutschte.

Pierre Gasly (Red Bull) wurde Fünfter und sicherte sich mit der schnellsten Runde dank eines späten Boxenstopps und entsprechend frischer Reifen den Bonuspunkt. Hinter ihm landeten Carlos Sainz (McLaren), Daniil Kwjat und Alexander Albon (beide Toro Rosso) auf P6 bis P8. Albon lieferte eine weitere Talentprobe ab, war phasenweise der schnellste Mann im Rennen.

Eigentlich hätte Daniel Ricciardo (Renault) heute Fünfter werden sollen. Er gewann den Start gegen Kevin Magnussen (Haas), die beiden lieferten sich ein Rad-an-Rad-Duell. Aber als das Safety-Car auf die Strecke kam, wurden sie an die Box geholt - während die hinter ihnen draußen blieben. Ein fataler Fehler: "Wir haben den anderen die Positionen geschenkt", seufzt Ricciardo.

Der Vorjahressieger spielte von da an keine Rolle mehr und belegte am Ende den zehnten Platz, 5,7 Sekunden hinter Romain Grosjean (Haas). Das gab immerhin einen WM-Punkt zum Trost. Nico Hülkenberg (Renault) ging leer aus. Er musste nach Kollision mit Charles Leclerc (Ferrari) einen Reparaturstopp einlegen und wurde 14.

Leclerc: Volles Risiko, keine Reue

Leclerc wiederum war der Auslöser der renndefinierenden Safety-Car-Phase. Nach einem sehenswerten Überraschungsangriff gegen Grosjean in Rascasse versuchte er eine Runde später den gleichen Trick an Hülkenberg - aber das ging nicht gut: Leclerc musste mit Reifenschaden eine ganze Runde fahren und verteilte jede Menge Teile auf der Strecke.

Während die Streckenposten sauber machten, rettete sich der Lokalmatador irgendwie an die Box. Irgendwann gab er seine verzweifelten Versuche auf und stellte ab. "Ich musste großes Risiko eingehen. Das habe ich getan", zeigt Leclerc keine Reue. Das Rennen habe er nicht heute verloren, sondern bereits im Qualifying.

Und sonst? George Russell (Williams) ließ vier (!) Gegner hinter sich und wurde sensationell 15. Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) beendete seinen 300. Grand Prix als 17. Als er in der Loews-Kurve mit Lance Stroll (16./Racing Point) aneinandergeriet, war er alles andere als happy - und machte seinem Ärger am Boxenfunk Luft.

Kurios auch der Verkehrsstau in Rascasse gleich nach der Safety-Car-Phase, als Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo), am Ende 19., mit Robert Kubica (18./Williams) kollidierte. Zwar wurden kurz gelbe Flaggen geschwenkt, aber nach ein paar Sekunden löste sich die ungewöhnliche Situation von selbst auf und das Rennen konnte normal weitergehen.

Nach dem verwinkelten Stadtkurs in Monte Carlo zieht die Formel 1 nun weiter, über den "großen Teich", nach Montreal in Kanada. Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke könnten die Voraussetzungen ganz anders sein als zuletzt. Für Ferrari ist das möglicherweise die Chance, eine Trendwende herbeizuführen.

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