Kevin Magnussen auf Rang sechs: "Es fühlt sich unglaublich an!"
Haas-Pilot Kevin Magnussen ist nach seinem starken Monaco-Qualifying (P6) euphorisch - Romain Grosjean hofft auf Regen am Rennsonntag, er steht auf P13
(Motorsport-Total.com) - "Es fühlt sich unglaublich an, so schnell durch die Stadt zu fahren." So beschreibt Kevin Magnussen seine Qualifying-Runde durch die Häuserschluchten von Monaco. "Unglaublichen Spaß" habe sein Ritt auf den sechsten Rang gemacht. Der Däne stellt seinen Haas nur 0,162 Sekunden hinter Sebastian Vettel in Q3 ab.
"Ich glaube, wir sind drei Sekunden schneller als im vergangenen Jahr", ist er nach seiner Fabelrunde aufgeregt. Ein Vergleich zeigt: 2018 schaffte Romain Grosjean in 1:12.728 den 15. Rang als besserer Haas-Pilot, Magnussen stand nur auf dem 19. Rang.
2019 hat sich das Bild komplett gedreht. Magnussen ist der "Best-of-the-Rest"-Fahrer und kann in 1:11.109 Minuten um 1,619 Sekunden schneller fahren als im Vorjahr. Der Abstand auf die Spitze ist auf neun Zehntelsekunden geschrumpft.
Magnussens Missgeschick in Kurve 5
"Das kann man spüren. Das macht unglaublichen Spaß." Der VF-19 sei das gesamte Wochenende bereits gut gelaufen. "Wir haben das Auto im Grunde nicht angefasst und fahren mit der Abstimmung, mit der wir im ersten Training angefangen haben."
Die mechanische Balance habe er zwar umgestellt, jedoch wieder zurückbauen lassen. "Das ist genau das, was man in Monaco braucht. Hier geht es darum, in einen guten Rhythmus zu kommen, vor allem im Kopf, damit man es im Qualifying abrufen kann."
Das ist ihm gelungen. Obwohl Magnussen nicht frei von Fehlern war. In Kurve 5 hat er die Mauer touchiert. "Ich habe einmal die Wand berührt. Dabei bin ich mit dem Frontflügel angeschlagen und musste in die Box kommen, um ihn zu wechseln."
Dem hohen, zusätzlichen Druck konnte seine Crew standhalten. "Sie haben es geschafft, ich konnte rausgehen und die geplanten Runden fahren. So kam ich in Q3, das war brillant." Sein Rad habe an jener Stelle blockiert, daher kam es zu dem Missgeschick.
"In Kurve 5 hat mein Rad blockiert und ich habe erwartet, dass ich Untersteuern haben werde, daher habe ich ein wenig früher eingelenkt. Ich hatte aber kein Untersteuern, daher habe ich die Mauer berührt. Ich war total überrascht, dass ich meine Vorderradaufhängung dabei nicht beschädigt habe."
Er konnte nach dem Frontflügel-Wechsel weiterfahren und schaffte schließlich die sechstbeste Zeit. Da Pierre Gasly eine Strafe ausfasste, wird Magnussen am Sonntag auf Startplatz fünf stehen. Mit seiner Runde ist er zwar grundsätzlich zufrieden, diese sei jedoch "nicht perfekt" gewesen.
DRS-Knopf zu früh gedrückt: Eine Zehntel verloren
"Alle Runden waren gut und konstant, aber ich habe zum Beispiel den DRS-Knopf zu früh gedrückt, daher hatte ich auf der letzten Geraden kein DRS. Das hat mich vielleicht eine Zehntel gekostet. Platz fünf wäre möglich gewesen, vielleicht auch Platz vier", spekuliert er. "Auch Ferrari war nicht weit vorn."
Tatsächlich fehlten ihm auf Sebastian Vettel nur eineinhalb Zehntelsekunden. "Eine Zehntel mehr oder weniger - er ist eine fantastische Runde gefahren", trauert Teamchef Günther Steiner einem noch besseren Ergebnis nicht hinterher. "Eine gute Runde zur richtigen Zeit gut ausgeführt", fasst er Magnussens Qualifying zusammen.
"Das war ziemlich cool. Kevin hat meiner Meinung nach ein fantastisches Ergebnis eingefahren. Wir haben darum gekämpft. Er hatte ein Problem mit den Frontflügel, den haben wir gewechselt. Das hat alles super funktioniert. Das Team hat auf einem sehr starken Niveau abgeliefert", freut sich der Südtiroler über die Mannschaftsleistung.
Magnussen lobt vor allem die gute Aerodynamik und den Abtrieb seines Boliden, aber auch die Balance sei sehr wichtig gewesen. "Das ist wichtig hier, dass du dem Auto vertrauen kannst und dich wohlfühlst." Diese zwei Komponenten führten schließlich zum erfreulichen Ergebnis.
"Die Strecke spielt hier mit. Außerdem kann man eher den Unterschied ausmachen als in Barcelona und Bahrain, dort ist die Herausforderung weniger groß." Was Steiner besonders freut: "Pierre war nicht so viel schneller."
Haas ist der erste Verfolger der Topteams am Sonntag. "Man muss einfach sein eigenes Rennen fahren. Natürlich werden wir niemanden vorbeilassen", scherzt der Teamchef. Allerdings bleibt Magnussen vorsichtig mit einer Prognose.
Grosjean: "Hatte Kevins Pace nicht"
Denn: Im Longrun war er am Donnerstag weniger konkurrenzfähig als im Qualitrimm. "Da waren wir nicht so konkurrenzfähig als im Longrun, aber mal sehen, wie es morgen wird." Besonders die Reifen müssen für Haas optimal funktionieren.
"Ist es ein wenig wärmer, dann hilft das dem Graining, das wir am Donnerstag gesehen haben. Vielleicht hat sich auch mehr Grip auf die Strecke gelegt, das hilft auch. Hoffentlich können wir in einem besseren Fenster sein, aber es scheint, als seien wir weniger stark im Rennen als im Qualifying. Zum Glück zählt hier das Quali am meisten."
Auch das Wetter wird seinen Teil zur Spannung beitragen. Die Regenwahrscheinlichkeit wurde am Abend mit 80 Prozent berechnet. "Ich hoffe, dass es nicht regnet", betet Magnussen. Er wünscht sich einen guten Start. "Ich wäre froh, wenn ich da bleiben würde, wo ich bin und gut durchkomme."
Steiner ergänzt: "Hoffentlich hat er einen guten Start. Denn so sehr uns niemand überholen kann, so sehr können auch wir niemanden überholen." Dann kommt es noch auf die Strategie drauf an: "Bei den Boxenstopps keine Fehler machen, zur richtigen Zeit reinfahren, damit du keinem Undercut zum Opfer fällst."
Während auf der einen Garagenseite Freude herrscht, ist Romain Grosjean mit Rang elf unzufrieden. Der Franzose spielte eine Rolle in einer der entscheidenden Szenen im Qualifying. Er wurde von Pierre Gasly aufgehalten, der Franzose muss dafür in der Startaufstellung drei Plätze zurück.
"Das ist Monaco, Vollgas. Das war ein bisschen ein beängstigender Moment für Pierre und mich." Das habe ihn auch den Q3-Einzug gekostet, glaubt Grosjean. Vier Zehntelsekunden haben ihm auf Platz zehn gefehlt. "Ich hatte den gesamten Tag Probleme mit meinem Gefühl im Auto. Ich denke nicht, dass ich Kevins Pace hatte, aber sicherlich genug, um in das Q3 zu kommen."
Allerdings lief das Zeittraining nicht fehlerfrei für ihn ab: "Beim Raufschalten hatte ich ein wenig Probleme. Zumindest drei Zehntel habe ich da beim Hochschalten auf der Geraden liegengelassen." Seine einzige Hoffnung am Sonntag lautet ausgerechnet Regen.
"In Monaco auf Rang 13 mit neuen Reifen - das kümmert dich nicht wirklich. Ich habe heute schon genug geschimpft - ich habe mich am Teamradio ein bisschen geärgert, dafür entschuldige ich mich. Aber was soll man sagen", lässt er seine Frustration spüren.
"Natürlich ist er enttäuscht, da er es in das Q3 geschafft hätte", weiß Steiner. "Da muss man einfach durch. Hoffentlich hat er in den kommenden Rennen mehr Glück. Er muss morgen sein Bestes geben, sich aus allem raushalten und hoffen, dass andere in Schwierigkeiten kommen - und dann zuschlagen."