Wieder der Start: Bottas hadert erneut mit weißer Linie
Valtteri Bottas klagt lautstark über ein merkwürdiges Verhalten der Kupplung beim Start in Barcelona - "Game over" in Kurve 1: War es wieder die Fahrbahnmarkierung?
(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Spanien auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya wird in der Regel in der ersten Kurve entschieden. So war es auch bei der 2019er-Ausgabe. Lewis Hamilton ging von Startplatz zwei an Polesetter Valtteri Bottas vorbei und ließ sich daraufhin den Sieg nicht mehr nehmen.
Doch warum konnte Hamilton auf der schlechteren Position heraus besser beschleunigen als der Polesetter, der alle Vorteile auf seiner Seite hatte? Bottas hat eine klare Antwort darauf: "Die Kupplung hat sich sehr seltsam verhalten. Sie hat immer wieder gepackt und dann wieder getrennt. Das habe ich noch nie erlebt."
Das blitzschnelle Packen und Trennen sorgte für Vibrationen beim Losfahren. "Das ist wirklich ärgerlich. Rückblickend betrachtet muss ich sagen, dass es nicht meine Schuld gewesen ist", merkt er an. "So viel harte Arbeit an diesem Wochenende ist dadurch den Bach runtergegangen."
"Ich beschuldige natürlich niemanden in diesem Team. Wir sind ein starkes Team und als solches werden wir genau analysieren, was passiert ist. Und wie wir vermeiden können, dass das jemals wieder passiert. Das macht die Stärke des Teams aus. Aber für mich persönlich ist es wirklich ärgerlich, dass das passiert ist."
Böses Deja vu mit China?
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hat nach einem flüchtigen Gespräch mit Bottas' Renningenieur Riccardo Musconi eine erste Hypothese, die allerdings noch nicht durch Daten bestätigt ist: "Ich glaube, es war die weiße Linie. Da waren zwei dicke weiße Striche vor ihm, die mehr durchdrehende Räder als normal verursacht haben dürften."
Damit hätte die Fahrbahnmarkierung Bottas zum zweiten Mal den Start von der Pole gekostet, denn genau darauf führte er auch den schwachen Start beim Großen Preis von China 2019 zurück.
Die Startlinie (nicht die Ziellinie, die befindet sich auf den meisten Strecken nämlich deutlich weiter zu Beginn der Zielgeraden, also weiter hinten in der Startaufstellung) ist auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya zweifach markiert. In China war es eine einzelne Linie, die aber dicker war als gewöhnlich.
Was auch immer es war, auch später hatte Bottas keine Chance, das Tempo von Hamilton mitzugehen. Dieser war sogar in der Lage, bis zum ersten Boxenstopp einen Vorsprung von zehn Sekunden herauszufahren. Trotzdem glaubt der Finne, dass er bei umgekehrter Reihenfolge nach der ersten Kurve selbst vorne geblieben wäre.
"Es ist immer einfacher, wenn man an der Spitze liegt und alles kontrollieren kann. Liegt man hinten, muss man versuchen, mitzuhalten. In der Dirty Air rutscht man auf dieser Strecke nur herum. Deshalb habe ich bereits erwartet, dass das Rennen in der ersten Kurve entschieden wird. Da war 'Game over', selbst wenn man danach natürlich noch immer alles gibt."
Bottas in der Zange
Valtteri Bottas wurde auf dem Weg in Richtung Kurve 1 in die Zange genommen: Die Innenbahn hatte Hamilton bereits auf den ersten Metern für sich beansprucht, von außen kam Sebastian Vettel mit seinem geradeaus extrem schnellen Ferrari auf deem langen Weg in die erste Kurve angeschossen.
Hamilton setzte sich auf der Innenbahn durch; Vettel konnte bis zum Bremspunkt nicht weit genug vorkommen, um vor Bottas einlenken zu können, und blockierte seine Reifen. Bottas rutschte anschließend zwischen den beiden ersten Kurven weg und war nicht mehr weit vom Dreher entfernt, konnte sich aber auf Platz zwei konsolidieren.
"Ein interessanter Start", findet Hamilton, der als großer Sieger aus der Nummer heraus ging. "Das war richtig eng. Ich habe gesehen, wie das rote Auto (Vettel; Anm. d. Red.) sich hinten herum an uns vorbei schleichen wollte. Ich wusste aber (bei der Anfahrt zu Kurve 1) nicht, wie weit neben mir sie waren. Ich bin davon ausgegangen, dass sie weiter vorn waren."
Anders als in Baku ließ Hamilton diesmal weniger Raum für Bottas, der in seiner misslichen Position in der Mitte aber ohnehin mit stumpfen Waffen kämpfte. "Ich wusste, dass er superspät bremsen würde, aber zumindest hat sich Baku nicht wiederholt", ist Hamilton zufrieden.
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gibt sich erleichtert, wie seine beiden Asse es besser gelöst haben als Hamilton und Rosberg 2016: "Das war hart, aber fair. Genauso, wie es unter Teamkollegen sein sollte. Solange es so bleibt, ist alles gut."