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Formel-1-Qualifying Barcelona: 0,6 Sekunden Vorsprung für Bottas!
Lewis Hamilton verpatzt das Qualifying, Valtteri Bottas holt die dritte Pole hintereinander und Sebastian Vettel ahnt langsam, dass ihm die WM davonschwimmt
(Motorsport-Total.com) - Valtteri Bottas hat sich beim Grand Prix von Spanien in Barcelona (Formel 1 2019 live im Ticker) zum dritten Mal hintereinander in dieser Saison die Pole-Position gesichert. Der Mercedes-Pilot stellte in 1:15.406 Minuten einen neuen Streckenrekord auf und distanzierte seinen Teamkollegen Lewis Hamilton um 0,634 Sekunden. Sebastian Vettel (Ferrari) wurde Dritter.
Der Deutsche, der bei den Wintertests im Februar/März noch Bestzeit erzielt hatte, war gegen die überragenden Silberpfeile machtlos. Zwar war er im ersten Sektor mit der langen Start- und Zielgerade sogar um zwei Zehntelsekunden schneller als Bottas. Aber im verwinkelten dritten Sektor büßte er fast acht Zehntelsekunden ein.
"Das ist unsere Achillesferse", seufzt Vettel, dem im Hinblick auf die WM langsam dämmert, dass 2019 ein weiteres verlorenes Jahr werden könnte: "Das Auto fühlt sich nicht schlecht an, aber wir sind nicht schnell genug. Ich bin einerseits glücklich mit unserer Leistung heute, denn mehr war nicht drin. Andererseits bin ich aber gar nicht glücklich."
Er habe besonders im ersten Run "alles aus dem Auto rausgeholt", berichtet Vettel. Nach seiner zweiten Q3-Runde entschuldigte er sich aber am Boxenfunk beim Team: "Ich musste da was anderes ausprobieren. Das hat nicht funktioniert", gibt er zu.
Kein "Finale furioso", sondern Luft draußen in Q3
Für das Ergebnis machte das keinen Unterschied. Weil in Kurve 12 jede Menge Kies auf der Strecke lag, konnte sich im vermeintlichen Showdown keiner der Topstars steigern. Das sorgte letztendlich für die Entscheidung, denn so schaffte es Hamilton trotz schlechter erster Q3-Runde nicht mehr, die sechs Zehntelsekunden Rückstand auf Bottas zuzufahren.
Hamilton hatte in Q2 seine zweite Runde abgebrochen und daher keine voll aufgeladene Batterie. Das beeinträchtigte seine erste Q3-Runde, die aber auch fahrerisch unsauber war. "Ich habe einfach keine Runde zusammengebracht", gibt der Weltmeister zu. "Besonders in Q3 waren meine Runden nicht stark. Aber Valtteri war schon das ganze Wochenende schnell."
Bottas fuhr indes staubtrocken zur dritten Pole-Position hintereinander. Dabei hatte er nach seinem Ausritt im Abschlusstraining zunächst etwas Momentum verloren. Davon war in der Entscheidung nichts mehr zu sehen: "Lewis gerade auf dieser Strecke zu schlagen, ist eine phänomenale Leistung. Ich weiß das, ich war drei Jahre lang sein Teamkollege!", lobt Formel-1-Experte Jenson Button.
Bei 0,866 Sekunden Vorsprung auf den ersten Nicht-Mercedes spricht selbst Toto Wolff von einem "wirklich guten Tag". Und trotzdem sei nicht alles ideal gelaufen, meint er im Hinblick auf Hamiltons Enttäuschung: "Wir müssen Lewis jetzt mental wieder aufrichten."
Verstappen wittert Chance auf ein Podium
Red Bull spielte im Kampf um die Pole keine Rolle. Max Verstappen kam zwar bis auf eine Zehntelsekunde an Vettel heran, klagt aber über die gleichen Probleme: Balance gut, Rundenzeit schlecht. "Wir brauchen einfach insgesamt mehr Grip", hält er fest. Die erste Q3-Runde sei "nicht gut" gewesen. Auf der zweiten habe er Reifen "wie Kaugummi" gehabt, kritisiert er.
Für eine heitere Szene hatte der 21-jährige Heißsporn schon in Q1 gesorgt, als er auf einer schnellen Runde eine haarige Szene mit Lance Stroll (Racing Point) hatte. Als er wenig später von seinem Renningenieur gewarnt wurde, dass Stroll nun von hinten komme, rotzte Verstappen zurück: "Fick ihn! Er hat mir meine Runde auch gefickt. Soll er auch warten, dieser Schwanz!"
Im Hinblick auf das Rennen rechnet Verstappen mit einem Kampf gegen Vettel und Charles Leclerc (5./+1,182) um den dritten Platz: "Mercedes ist viel zu schnell. Besonders Valtteri scheint dieses Wochenende zu fliegen. Aber gegen Ferrari haben wir eine realistische Chance."
Teamkollege Pierre Gasly erfüllte mit Platz sechs sein Soll, verlor aber neuerlich vier Zehntelsekunden auf Verstappen. So verpasste er die Chance, Leclerc zu knacken, der nach einem harten Ritt über den Randstein in Kurve 9 mit einem beschädigten Unterboden zu kämpfen hatte und aufgrund von Reparaturen den ersten Q3-Run auslassen musste.
Haas doch kein Herausforderer von Red Bull
Romain Grosjean und Kevin Magnussen (beide Haas), vor dem Qualifying als mögliche Bullen-Herausforderer gehandelt, sicherten sich die vierte Startreihe. Auf Gasly fehlten letztendlich doch zwei Zehntelsekunden. Aber nach hinten (Daniil Kwjat auf Toro Rosso und Daniel Ricciardo auf Renault) ist der Vorsprung beruhigend.
Jetzt gilt's - im Gegensatz zu den letzten Rennen - auch am Sonntag ordentlich zu performen: "Ich bin guter Dinge, dass uns diese Strecke besser liegt. Am Freitag haben wir ganz gut ausgesehen", glaubt Magnussen und grinst: "Man kann hier schwer überholen. Die hinter uns müssen schon deutlich schneller sein, wenn sie an uns vorbei wollen."
Pech hatte Nico Hülkenberg: Der Renault-Pilot lädierte sich in Q1 bei einem Ausritt in Kurve 4 den Frontflügel. Weil er im zweiten Versuch zwar im ersten und zweiten, aber nicht im dritten Sektor persönliche Bestzeit fuhr, verpasste er den Q2-Einzug um 0,019 Sekunden - ausgerechnet gegen Teamkollege Ricciardo, der aus Baku mit drei Startpositionen Strafe vorbelastet ist.
"Unser Heck ist ein bisschen nervös", sucht Hülkenberg nach einer Erklärung. "In den Kurven wechselt die Balance sehr schnell. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll zu korrigieren. Und das ist gerade auf einer Strecke wie Barcelona sehr wichtig."
Schnellste Formel 1 aller Zeiten
In Q2 erwischte es neben Alexander Albon (12./Toro Rosso) auch die beiden Fahrer des neuen McLaren-Teamchefs Andreas Seidl, Lando Norris (11.) und Carlos Sainz (13.). Für Sainz ist es die erste teaminterne Niederlage in einem Barcelona-Qualifying - erklärbar aber durch einen ziemlich groben Schnitzer auf seiner entscheidenden Runde.
Bei Kimi Räikkönen (14./Alfa Romeo) war der erste Sektor nicht gut genug, um ein Kandidat für Q3 zu sein. Letztendlich landete er knapp vor Sergio Perez (15./Racing Point). Dessen Teamkollege Stroll (17.) schied im fünften Qualifying 2019 zum fünften Mal in Q1 aus. Eine Statistik, die sonst nur Williams vorweisen kann ...
Was beim Studium der Ergebnistabelle bleibt, ist Staunen über die schnellste Formel 1 aller Zeiten. Bottas' Streckenrekord von 1:15.406 Minuten wurde mit Schikane aufgestellt. Als es die noch nicht gab, ist Fernando Alonso (Renault) 2006 einmal 1:14.648 Minuten gefahren - nur unwesentlich schneller.
Und die Hoffnung, dass Ferrari in Barcelona die große Wende einleiten könnte, hat sich ebenfalls zerschlagen. "Richtig gut schaut der Ferrari nicht aus", analysiert Formel-1-Experte Alexander Wurz im 'ORF'. "Im Winter - ich war selbst da und habe das gesehen - hat das Auto dominiert, Mercedes war weit weg. Aber die haben das Blatt komplett umgedreht."