• 11. Mai 2019 · 18:40 Uhr

Ferrari chancenlos: Vettel schwimmen im dritten Sektor die Felle davon

Sebastian Vettel kommt einfach nicht an Mercedes heran: Im Qualifying waren es über acht Zehntelsekunden - Spurensuche auf 1,5 Kilometern

(Motorsport-Total.com) - 0,866 Sekunden Rückstand im Qualifying - das dürfte selbst für die kühnsten Pessimisten eine Überraschung gewesen sein. Sebastian Vettel wird beim Großen Preis von Spanien 2019 wohl wieder nur Schadensbegrenzung bleiben, sofern Mercedes keine Probleme bekommt.

Foto zur News: Ferrari chancenlos: Vettel schwimmen im dritten Sektor die Felle davon

Wieder weit hinter Mercedes: Ferrari ist in Barcelona ohne jede Chance Zoom Download

Die ist ihm im Qualifying immerhin bestmöglich gelungen, denn sein Teamkollege Charles Leclerc erwischte eine alles andere als optimale Qualifyingsession (Formel 1 2019 im Live-Ticker!) und wurde nur Fünfter.

Dennoch: Eine Abwehrschlacht gegen den eigenen Teamkollegen fast eine Sekunde hinter der Polezeit - das wird der viermalige Weltmeister nicht erwartet haben. Und schon gar nicht, noch hinter einem mit Batterieproblemen kämpfenden Lewis Hamilton zu landen. Noch schlimmer: Max Verstappen kam im Red Bull erneut gefährlich nahe ran und könnte im Rennen zu Gefahr werden.

Seine starke Testzeit von 1:16.221 Minuten auf den weichsten verfügbaren Reifen übertrumpfte Bottas mit Leichtigkeit. Vettel blieb mit 1:16.272 Minuten in Q3 ungefähr auf dem Niveau der Testzeit, aber eben mehr als acht Zehntelsekunden hinter der Bestzeit.


Fotos: Grand Prix von Spanien


Vettels Körpersprache beim Aussteigen aus dem Cockpit sprach Bände. Ein gequältes Lächeln beim Winken in die Zuschauermassen, anschließend ein interessierter Blick in den Mercedes W10.

"Ich bin zufrieden, aber gleichzeitig nicht zufrieden, wenn ihr wisst, was ich meine", sagt der 31-Jährige nach dem Qualifying. "Wir haben schon im ersten Versuch alles aus dem Auto herausgeholt." Zufrieden mit der eigenen Leistung kann er also sein, nur ist das eben bei weitem nicht genug, um nach vorne etwas auszurichten.

Es fehlt an Abtrieb - überall

Die Probleme von Ferrari sind mittlerweile bekannt: Generell zu wenig Abtrieb. Experten befürchteten bereits im Vorfeld, dass die Low-Downforce-Philosophie Ferrari in Schwierigkeiten bringen könnte.

Ferraris Performance auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya reflektiert das Verhalten des Fahrzeugs in der gesamten Saison. Im ersten Sektor inklusive der langen Zielgeraden markiert Vettel mit 21,284 Sekunden eine deutliche Sektorbestzeit (Bottas: 21,488 Sekunden).

Im zweiten Sektor verliert er bereits drei Zehntelsekunden auf den schnellen Finnen, im letzten Streckenabschnitt ist es dann eine satte Dreiviertelsekunde. Charles Leclerc, in den ersten beiden Sektoren langsamer als Vettel, ist im letzten Abschnitt zwar eine Zehntel schneller als sein Teamkollege, was aber noch immer einen Zeitverlust von mehr als sechs Zehntelsekunden auf 1,5 Kilometern bedeutet.

Warum verliert Ferrari im dritten Sektor so viel an Boden? Machen die langsamen Kurven dem Ferrari SF90 so zu schaffen? Vettel glaubt nicht, dass das an den Kurven selbst liegt, sondern eher an den fehlenden Geraden: "Wir verlieren in allen Kurven, nicht nur im dritten Sektor. Doch in den ersten beiden Sektoren gibt es Geraden, die es uns erlauben, den Verlust zu kompensieren."

"Im dritten Sektor verlieren wir jedoch quasi in jeder einzelnen Kurve. Wir haben einige Hausaufgaben vor uns. Das Auto hat sich nicht perfekt angefühlt; es gibt also noch etwas, das wir verbessern können."

Vettel bemängelt leichtes Untersteuern, meldet aber auch, dass sich das Fahrzeug "insgesamt nicht schlecht" angefühlt habe. Ein bisschen weniger Untersteuern mittels Set-up-Änderung wird also keine acht Zehntel gutmachen.

Vettel sieht Chancen am Sonntag

Er flüchtet sich in Standardphrasen - wohl wissend, dass mit einem solchen Rückstand im Rennen unter normalen Umständen kein Staat zu machen ist: "Wir werden sehen, was wir tun können. Deshalb fahren Rennen, ansonsten würden wir hier aufgeben und morgen Siesta machen. Aber das ist nicht unser Job. Wir werden Mercedes das Leben so schwer wie möglich machen."

"Wir haben morgen Chancen. Wie groß die sein werden, wird sich zeigen. Wir sind auf den Geraden schneller. Das hilft uns vielleicht morgen, um in der frühen Phase Druck zu machen. Es bringt jetzt nichts, sich den Kopf zu zerbrechen. Wir müssen nach vorne schauen; wir wissen, dass wir ein Defizit haben und müssen daran arbeiten."

Letztlich mischt sich doch noch ein ehrliches Statement in den Zweckoptimismus: "Unterm Strich machen sie den besseren Job und zeigen uns die Grenzen auf. Heute haben wir alles probiert. Aber der Abstand ist einfach zu groß, da brauchen wir nicht drüber diskutieren."

Nachdem die erste Q3-Runde für den Ferrari-Piloten bereits am Maximum war, wagte er für den zweiten Anlauf noch einmal "etwas Neues", ohne dabei weiter ins Detail zu gehen. Was auch immer geändert wurde - es zahlte sich nicht aus, im letzten Versuch gab es keine Steigerung.

Kein Versprechen auf baldige Besserung

Natürlich bleiben Vergleiche mit den Testfahrten nicht aus. Zwar hat Ferrari unlängst erklärt, dass man nie wirklich so stark gewesen ist, wie es nach außen gewirkt haben mag, aber selbst Vettel spricht von einer Überraschung, dass der Rückstand so groß ist: "Als wir hier angereist sind, hätten wir das nicht erwartet."

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Wie machen die das nur? Vettel sah sich den Mercedes von Bottas genau an Zoom Download

Ein Reporter fragt ihn, was wohl viele seiner Fans ebenfalls gerne wissen würden: Wann wird sein Ferrari endlich wieder an der Spitze liegen? Hoffnung kann Sebastian Vettel nicht machen: "Das hängt immer davon ab, was die Konkurrenz macht. Wir haben hier einen Schritt nach vorn gemacht, aber es sieht so aus, als hätte Mercedes den größeren Schritt gemacht."

"Jetzt müssen wir schauen; erstmal morgen, aber das nächste Rennen ist Monaco. Ich glaube nicht, dass das Team da große Updates bringt. Dann kommt Kanada, das ist wieder eine völlig neue Strecke. Ich denke, ab Frankreich etwa wird sich das alles einsortieren. Es wird sich zeigen; jede Strecke ist anders."

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