Plötzlicher Tempoverlust: Sorgenfalten bei Toro Rosso
Daniil Kwjat und Alexander Albon kämpfen im Aserbaidschan-Rennen mit Graining und Paceverlust - Der Rookie küsst mehrfach die Mauer und wird am Ende Elfter
(Motorsport-Total.com) - Toro Rosso ging trotz guter Ausgangslage im Grand Prix von Aserbaidschan leer aus. Daniil Kwjat kämpfte zu Beginn des Rennens mit der Pace und wurde späte Opfer von Daniel Ricciardo. Alexander Albon erwischte die falsche Strategie und muss sich mit Rang elf begnügen.
"Ganz plötzlich habe ich sehr viel Grip verloren", erklärt Kwjat seinen Abfall zu Rennbeginn. Er startete vom aussichtsreichen sechsten Platz, konnte sich im Getümmel zu Beginn aber nicht behaupten. In nur fünf Runden wurde er bis auf den zwölften Rang durchgereicht. "Wir haben womöglich eine Idee, aber ich möchte nicht zu sehr in Details gehen. Es ist noch zu früh, um darüber zu sprechen."
"Wir glauben, dass wir etwas falsch hinbekommen haben. Ich weiß noch nicht, was es ist, aber das müssen wir jetzt analysieren." Der Russe ging daraufhin bereits in Runde fünf an die Box und leitete damit die ersten Boxenstopps ein. Er wechselte auf einen frischen Medium-Reifen.
Albon kracht in Kurve 1 in die Mauer
"Beide Fahrer haben Positionen vom Start weg verloren und beide haben sehr bald über Graining geklagt", schildert Teamchef Franz Tost. Auch Albon verlor nach dem Start zunächst eine Position an Lance Stroll im Racing Point.
"Ich hatte zunächst einen guten Start, dann bin ich in Kurve 1 in die Mauer gekracht. Daher bin ich die darauf folgenden Kurven mit etwas mehr Vorsicht gefahren, einfach um sicherzugehen, dass ich keinen Schaden davongetragen habe. Da habe ich einen Platz an Stroll verloren", erklärt er den Platzverlust.
Ihm seien während des Rennens mehrere kleine Fehler unterlaufen, im TV-Bild waren zwei weitere Rutscher in Kurve 1 zu sehen. "Ich habe die Mauern mehrfach im Rennen geküsst. Ich wollte das Auto wieder in die Balance bringen: Einmal rechts touchiert, einmal links", schmunzelt Albon.
Kwjat konnte sich nach seinem Stopp wieder Richtung Top 10 arbeiten. "Als ich auf den gelben Reifen gewechselt bin, war es nicht so schlecht. Ich konnte eine gute Pace fahren, es war aber nicht genug, um mit McLaren mitzuhalten."
In Runde 32 war sein Rennen allerdings vorzeitig vorbei: Daniel Ricciardo kollidierte im Rückwärtsgang mit dem Toro Rosso im Notausgang von Kurve 3. Punkte wären laut Kwjat ohne den skurrilen Zwischenfall möglich gewesen: "Wir waren mittendrin und hätten ein, zwei Punkte holen können."
Sein Teamkollege kam erst in Runde zwölf an die Box - ein Fehler, wie Tost im Nachhinein zugeben muss. "Alex haben wir zu spät an die Box geholt, aber er war in der Lage, sich im zweiten Stint zurückzukämpfen." Nach den Boxenstopps der Konkurrenten wollte er seinen ersten Stint auf dem Soft verlängern.
Falsche Strategie bei Albon: "Viel Zeit verloren"
"Wir haben versucht, etwas länger draußen zu bleiben. Da haben wir aber etwas zu viel Zeit verloren. Ich kam ganz am hinteren Ende des Feldes wieder raus, danach war meine Pace gut." Es sei im Nachhinein "schwierig zu sagen", ob er früher hätte stoppen sollen.
Während er zu Beginn des Rennens 1:50er-Zeiten fahren konnte, brach seine Pace kurz vor dem Boxenstopp allerdings auf rund 1:54 Minuten ein. "Als ich zwei Runden länger draußen geblieben bin, habe ich vier oder fünf Sekunden pro Runde verloren. Es ist dann nicht so einfach, auf zwei Runden neueren Reifen zehn Sekunden aufzuholen."
"Wenn man sich Stroll ansieht - wir waren hinter ihm, als er gestoppt ist. Da hatte ich mehr Pace als er und er wurde Neunter." Während der Racing Point in Runde zehn an die Box fuhr, bog Albon erst zwei Runden später ab.
Fotostrecke: Baku: Fahrernoten der Redaktion
Robert Kubica (5): Wie auch schon in China das Schlusslicht in unserer Rangliste. Crash im Qualifying, dazu das Auto im Rennen gleich in der ersten Kurve fast schon wieder in die Mauer gesetzt. Das mag alles auch am schwer zu fahrenden Williams liegen - aber sein Teamkollege bekommt es schließlich auch besser hin ... Fotostrecke
Mit dem Racing Point hätte Albon laut eigener Aussage kämpfen können, für die McLaren-Piloten hätte seine Pace aber nicht gereicht: "Vielleicht hatten wir nicht die gleiche Pace wie McLaren, aber wir haben stark ausgesehen verglichen mit der Konkurrenz." Nachsatz: "McLaren hat definitiv einen Schritt gemacht von Freitag auf Sonntag."
Albon ist dennoch zufrieden mit seiner Leistung, da er ein paar "gute Kämpfe" gefahren ist. Auch mit der Balance des STR14 war er im Rennen zufrieden. "Unsere Pace war jener unserer Konkurrenten sehr ähnlich, es ging daher vor allem um die Position auf der Strecke."
Das Ergebnis ist jedoch nicht jenes, dass sich Toro Rosso an diesem Wochenende verdient habe, so der Rookie. "Im Qualifying waren wir stark, das hat Dany gezeigt. Aber irgendwas lief immer gegen uns."
"Wir haben nicht die Punkte, die wir für unsere Pace bekommen hätten sollen. Wir haben ein paar Chancen ausgelassen. Ich bin sicher, wir können zurückschlagen, denn das Auto ist toll." Teamchef Tost stimmt ihm zu: "Leider war das Ergebnis komplett konträr zu unseren Erwartungen."