Nächster Punkt für Albon: Nach Crash noch Fahrer des Tages
Toro-Rosso-Pilot Alexander Albon zeigt im Grand Prix von China eine beherzte Aufholjagd und fährt aus der Boxengasse auf Rang zehn - "Fahrer des Tages"
(Motorsport-Total.com) - "From Zero to Hero" lautet ein englisches Sprichwort. Nicht besser könnte der Verlauf des China-Rennwochenendes von Alexander Albon beschrieben werden. Der Toro-Rosso-Pilot warf seinen STR14 am Samstag im dritten Training in die Mauer und musste daher aus der Boxengasse starten. In seinem dritten Grand Prix zeigte er schließlich eine beherzte Aufholjagd und zitterte sich bis auf Platz zehn. Aufgrund dieser Vorstellung wurde er anschließend zum "Fahrer des Tages" gekürt.
"Mein Trainer hat es mir gesagt. Ich meinte: 'Okay'", schildert Albon seine erste Reaktion auf die Auszeichnung. Er habe "keine Ahnung" gehabt, was im Rennen passiert ist. "Ich bin zwar als Letzter gestartet, aber das war kein verrücktes Rennen." Er ist dennoch glücklich, von den Fans zum "Fahrer des Tages" gekürt worden zu sein.
"Am Samstag war ich wohl noch der schlechteste Fahrer des Tages, daher bin ich zufrieden, dass ich am Sonntag zurückgeschlagen habe." Aufgrund seines heftigen Unfalls im dritten Freien Training am Vormittag konnte Albon das Qualifying nicht bestreiten, er startete aus der Boxengasse auf dem weichen Reifen.
Grosjean machte Albon "nervös"
Die weichen Pneus habe er deshalb am Start ausgewählt, um zwei Stopps im Rennen fahren zu können. "Aber wir dachten, dass alle auf einen Stopp fahren. Die Reifen haben aber schneller abgebaut, als alle gedacht haben." Deshalb änderte Toro Rosso die Strategie während des Rennens und ging auf einen Stopp.
In der Anfangsphase habe er versucht, schnell Positionen aufzuholen. Nach zehn Runden lag er bereits auf Position zwölf. "Es war aber sehr schwierig an den Autos vorne dranzubleiben. Man konnte dabei die Reifen leicht überhitzen. Auf dem Option-Reifen hatten wir daher ein paar Probleme."
In Runde 19 ging Albon schließlich an die Box und holte sich einen frischen Hard-Reifensatz ab. Er fiel zwar auf Platz 16 zurück, profitierte allerdings wenig später von seiner Einstoppstrategie und schaffte es bis auf Platz zehn. "Als ich endlich mehr Pace hatte, fühlte ich mich sehr komfortabel. Es war aber immer klar, dass es eng werden würde."
Denn vor allem Haas-Pilot Romain Grosjean stellte eine Gefahr für den Rookie dar. Der Franzose war auf einer Zweistoppstrategie unterwegs und bog in Runde 35 zu seinem zweiten Wechsel ab. Innerhalb von 20 Runden kam er in großen Schritten näher an die Top 10 heran. Auf Albon holte er am Ende über eine Sekunde pro Runde auf.
"Die letzten paar Runden waren wirklich nervenzehrend." Per Teamradio bekam er die Anweisung, er solle sich verteidigen, da er auf Rang zehn liegt. "Am Ende war ich ein wenig nervös. Er hatte definitiv eine starke Pace. Ich war überrascht, weil ich wusste, dass er mich schnappen würde."
Vier Runden vor Rennende erwartete Albon ein harter Kampf - allerdings mit dem besseren Ende für den Briten. "Beim Hinterherfahren hat er seine Reifen überhitzt. Ich habe die Erfahrung zuvor im Rennen schon gemacht, als ich überholt habe." Daher wusste er, wie es Grosjean hinter ihm ergeht.
"Wusste, wir könnten in die Punkte fahren"
"Ich wusste, dass er es schwierig haben wird. Aber ich war auch froh, dass blaue Flaggen gezeigt wurden." Denn durch die Überrundungen gewann Albon wieder etwas mehr Vorsprung. Obwohl auch er unter dem Vorbeifahren der Toppiloten litt: "Das Problem ist, wenn du Autos überrunden lässt, dann fährst du zumindest drei Kurven hinter ihnen und deine Reifen bauen noch schneller ab."
Schon in den letzten zehn Runden hatte er das Gefühl, dass sein harter Reifen am Ende sei. "Ich habe aber weiter gepusht und eigentlich war die Pace drei Runden vor Schluss [noch sehr gut]." Nicht geholfen hat ein Fahrfehler in Kurve 14: "In der Haarnadel hatte ich einen Verbremser und bin geradeaus gefahren. Er war knapp hinter mir."
"Aber ich wusste, wenn ich die letzte Kurve gut hinbekomme, dann kann er mich in Kurve 1 nicht überholen", erklärt Albon und schildert, wie er den Haas in seinen Rückspiegeln links und rechts beobachtet hat. Die Power auf den Geraden habe jedenfalls gestimmt. "Ich hatte überhaupt keine Probleme, Leute auf den Geraden zu überholen", lobt er Honda.
Fotostrecke: China: Fahrernoten der Redaktion
Robert Kubica (5): So sehr wir ihm bessere Noten geben möchten - es gibt keinen Mitleids-Bonus, und objektiv betrachtet liefert er die schlechtesten Leistungen im Feld ab. Aufwärmrunden-Dreher inklusive. Sicher spielen äußere Umstände rein. Aber am Ende war er wieder 16 Sekunden hinter Rookie Russell. Fotostrecke
Toro-Rosso-Technikchef Jody Egginton freut sich mit seinem Schützling: "Alex hat eine starke Leistung abgeliefert. Er hat gepusht, wenn er seine Position auf der Strecke halten musste und dann seine Reifen geschont, um die zehnte Position verteidigen zu können."
Da sei allerdings auch ein wenig "Glück" dabei gewesen, gibt Albon zu. "Aber ich denke, wir haben einen sehr guten Job gemacht." Vor allem konnte er sich nach der Quali-Enttäuschung wieder erfangen. "Ich wusste, wir könnten in die Punkte fahren. Natürlich würde es nicht einfach werden, aber ich hatte das Auto, um es zu schaffen." Für Teamchef Franz Tost die Bestätigung für das "gute" Paket von Toro Rosso in China.
Albon steht nun bei drei Punkten nach drei Rennen und liegt damit auf dem 13. WM-Rang. Er konnten erneut besser abschneiden als Daniil Kwjat, der in eine Kollision verwickelt war und danach aufgeben musste.