• 30. März 2019 · 17:05 Uhr

Formel-1-Qualifying Bahrain: Erste Pole für Charles Leclerc!

Newcomer Charles Leclerc hat Vettel und Hamilton erstmals geschlagen, aber die Performance von Ferrari war nicht so überlegen, wie es den Anschein hatte

(Motorsport-Total.com) - Ferrari ist im Qualifying zum Grand Prix von Bahrain (Formel 1 2019 live im Ticker) seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat sich geschlossen die erste Startreihe gesichert. Charles Leclerc fuhr mit einer souveränen Leistung auf die Pole-Position und besiegte Sebastian Vettel um 0,294 Sekunden. Für Mercedes blieb nach dem Doppelsieg in Australien diesmal nur die zweite Reihe.

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Sebastian Vettel, Polesetter Charles Leclerc und Lewis Hamilton Zoom Download

"Es ist eine Enttäuschung. Wir müssen analysieren, woher der Rückstand kommt", seufzt Teamchef Toto Wolff und macht den "Speed auf den Geraden" für die Niederlage verantwortlich. Dabei war es am Ende knapper als zunächst befürchtet. Denn in Q1 und Q2 hatten noch 0,8 beziehungsweise 0,5 Sekunden auf die jeweiligen Bestzeiten von Leclerc gefehlt.

Während Ferrari in Bahrain von Anfang an auf das Qualifying hingearbeitet hat, drehte Mercedes das "Dampfrad" erst in allerletzter Minute auf. Als Lewis Hamilton nach seiner ersten Q3-Runde trotz eines Fehlers nur 0,232 Sekunden Rückstand auf Leclerc hatte, kam noch einmal sowas wie Spannung auf. Aber während beide Ferrari-Fahrer im letzten Run zulegen konnten, kam von Mercedes keine Steigerung mehr.

"In der letzten Runde war noch ein bisschen was drin", ärgert sich Hamilton, dem letztendlich 0,324 Sekunden fehlten. Immerhin fügte er Valtteri Bottas dessen erste teaminterne Qualifying-Niederlage auf dem Stop-&-Go-Kurs in Bahrain zu. Der Finne musste sich Hamilton um 0,066 Sekunden geschlagen geben.

Leclerc: Demütige erste Worte in Richtung Vettel

Und so wurde das Qualifying zur großen Show von Charles Leclerc. Der 21-jährige Monegasse lag schon nach dem ersten Q3-Run in Führung, hatte dann die Nerven, als Allerletzter auf die Strecke zu gehen - und steigerte sich im entscheidenden Moment noch einmal auf 1:27.866 Minuten. Das ist neuer Streckenrekord am Bahrain International Circuit.

Dabei hätte schon seine erste Q3-Runde für die Pole gereicht. Aber so leicht, wie es aussah, fiel es Leclerc nicht, zum ersten Mal ganz nach vorne zu fahren: "Es war extrem schwierig, denn Seb ist ein erstaunlicher Fahrer", gibt er sich demütig. "Ich habe schon viel von ihm gelernt und werde auch noch viel von ihm lernen. Aber heute bin ich einmal extrem glücklich."

Vettel für seinen Teil ging mit einem kleinen Handicap ins dritte Qualifying. In Q2 hatte ihn sein Team ungünstig getimt auf die Strecke geschickt ("Das war das schlechteste Timing aller Zeiten"), und nach einem Verbremser in Kurve 10 und Verkehr im letzten Sektor musste er einen (nicht geplanten) zweiten Q2-Run einlegen, um sicher weiterzukommen. Dadurch fehlte ihm für Q3 ein zweiter frischer Reifensatz.

Das habe "natürlich" zum heutigen Ergebnis beigetragen, analysiert der Deutsche, schiebt die Verantwortung aber nicht ganz von sich: "Vielleicht war ich im zweiten Sektor ein bisschen zu schüchtern. Charles hat heute gute Arbeit geleistet. Er verdient die Pole." Immerhin überholte Vettel mit seinem einzigen Schuss noch die beiden Mercedes.

Haas drauf und dran, Red Bull zu schlagen!

Die große Überraschung des Qualifyings war Kevin Magnussen. Der Haas-Pilot war diesmal nicht nur "Best of the Rest", sondern fuhr sogar in die dritte Startreihe. Auf die Zeit von Max Verstappen (5.) fehlten gerade mal fünf Tausendstelsekunden. "Das ist neu für uns, dass wir mit Red Bull kämpfen können", strahlt er. "Ich weiß nicht, ob sie es nicht auf die Reihe bekommen haben. Aber ich bin sehr glücklich."

Wohingegen beim in Bahrain nur zweitbesten Energydrink-Team im Starterfeld die Ernüchterung groß ist. "Wir haben sicher kein ideales Set-up gefunden. Ich bin im Qualifying ziemlich viel herumgerutscht", sagt Verstappen. Und Pierre Gasly, als 13. schon wieder vorzeitig ausgeschieden, seufzt: "Ich fühle mich im Auto nicht wohl." Wegen zu wenig Grip, zu schlechter Traktion und einem losen Heck, wie er sagt.

Der Franzose hatte bereits in Q1 Dusel, als er nur 26 Tausendstelsekunden Puffer hatte und als 14. aufstieg. Doch im Hinblick auf das Rennen sehen die "Bullen" einen Hoffnungsschimmer: "Wir brachten den weichen Reifen nie ganz für uns auf die Reihe. Mit dem Medium sollte es viel besser laufen", meint Verstappen.

Neben Haas (P6/8) brachte in Bahrain auch McLaren (P7/10) beide Autos in die Top 10. Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) wurde Neunter. Für den "Iceman" hätte es auch ganz anders ausgehen können, denn in Q2 setzte er sich nur 0,017 Sekunden vor Daniel Ricciardo (Renault) durch. Für das Rennen sieht Räikkönen aber schwarz: "Wir haben keine Longruns trainiert", erinnert er an die Kühlprobleme am Freitag.

Hülkenberg: Tausendstel-Pech und Technik-Probleme

Weniger Tausendstel-Glück als Räikkönen hatte Nico Hülkenberg. Er war in Q1 nur um 0,175 Sekunden langsamer als Ricciardo. Aber das bedeutete den Unterschied zwischen P11 und P17! "Meine beiden Runden waren gut", wirkt er ratlos. "Irgendwas hat grundsätzlich nicht gestimmt. Es war einfach nicht der gleiche Grip vorhanden."

Mit Hülkenberg erwischte es Antonio Giovinazzi (Ferrari) und Lance Stroll (Racing Point) in Q1. Die beiden Williams sowieso. Robert Kubica kam nach einer Installation-Lap gleich wieder an die Box, was Schlimmes befürchten ließ. Am Ende war er dann aber bis auf 0,040 Sekunden an George Russell dran. Dem wiederum fehlten eineinhalb Sekunden auf den schlechtesten Nicht-Williams.

Übrigens: Das Qualifying hat noch ein Nachspiel bei den Rennkommissaren. Romain Grosjean (8./Haas) stand in Q1 in der letzten Kurve McLaren-Rookie Lando Norris (10.) im Weg. Die FIA hat bereits eine Untersuchung eingeleitet. Norris musste stark abbremsen, um einen Unfall zu verhindern.

Im Hinblick auf das Rennen spricht nun viel für einen Ferrari-Sieg. "Sie haben eine unglaubliche Pace gezeigt", sagt Hamilton. Aber: "Das heißt nicht, dass sie unschlagbar sind." Die gute Laune des geschlagenen Weltmeisters ist Formel-1-Experte Paul di Resta nicht entgangen. Er meint: "Lewis weiß, dass es noch nicht vorbei ist. Der Rennspeed von Mercedes am Freitag war sehr gut."

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