Lewis Hamilton nach P2: "Hätte viel schlimmer kommen können"
Bittere Niederlage, Schadensbegrenzung oder passabler Saisonstart? So bewertet Weltmeister Lewis Hamilton seinen Auftritt beim Australien-Grand-Prix
(Motorsport-Total.com) - Ein verlorenes Startduell, ein Schaden am Unterboden und am Ende nur Platz zwei hinter dem Teamkollegen: Für WM-Titelverteidiger Lewis Hamilton begann die Formel-1-Saison 2019 in Melbourne mit einem Dämpfer, obwohl er das erste Rennwochenende bis zum Grand Prix dominiert hatte. Deshalb vergleicht Hamilton seinen Auftakt mit einem "halbvollen Glas" und will nichts von einer Niederlage wissen. "Wir haben ja schließlich einen Doppelsieg erzielt", meint er. Die Bilanz könne daher nicht negativ ausfallen.
"Ich nehme ja trotz allem einen zweiten Platz mit", sagt Hamilton. "Es hätte viel schlimmer kommen können. Und jetzt geht's weiter. Vor uns liegt noch eine lange Saison." Eine Rennsaison, die Hamilton in der Gewissheit antreten kann, wieder ein siegfähiges Auto zu haben. "Das ist eine unglaubliche Leistung des Teams, denn wieder sind die Regeln verändert worden. Ich bin stolz darauf, wo wir stehen, und gespannt auf die nächsten Rennen", erklärt der Weltmeister.
Doch bei aller Euphorie um die Mercedes-Form wolle er sein persönliches Schicksal in Melbourne noch einmal genau analysieren. Hamilton plant vor dem Rennen in Bahrain einen Zwischenstopp im Mercedes-Werk in Brackley, wo er auf seine Ingenieure trifft. Dann gilt es, den Australien-Grand-Prix noch einmal im Detail zu betrachten. "Ab Mitte der Woche", sagt Hamilton, "werde ich ein besseres Verständnis vom Schaden an meinem Fahrzeug haben und von meinem Start. Und dann werde ich auch wissen, wie ich das beim nächsten Mal vermeiden kann." (Hier Details zur Beschädigung am Hamilton-Mercedes nachlesen!)
Ferrari-Rückstand überwiegt Niederlage gegen Bottas
Hinter ihm liege "kein besonders schwieriges Wochenende", meint Hamilton, denn seine Leistung habe bis zum Rennen absolut gestimmt. Und selbst der große Rückstand von 20,8 Sekunden auf Valtteri Bottas am Ende der Grand-Prix-Distanz sei "kein Grund zur Sorge", wie er hinzufügt. "Ich habe diesen Abstand schließlich zugelassen." Sprich: Hamilton hätte laut eigener Aussage schneller fahren und Bottas etwas mehr unter Druck setzen können. "Außerdem war meine Strategie nicht ideal. Angesichts der Umstände war meine Leistung gut, mich hat nur der Start ziemlich viel gekostet."
Fotostrecke: Australien: Fahrernoten der Redaktion
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So oder so: Was bleibt, ist der größte Vorsprung eines Formel-1-Siegers seit dem Russland-Grand-Prix 2016 in Sotschi, wo Nico Rosberg 25 Sekunden vor dem zweitplatzierten Piloten über die Linie kam - vor Hamilton.
Sich mit dem Teamduell gegen Bottas befassen zu müssen, ist für Hamilton aber fast schon ein Luxusproblem. Schließlich war er vor dem Saisonauftakt davon ausgegangen, Ferrari-Jäger sein zu müssen. "Niemand", sagt Hamilton, "hatte einen solchen Abstand [zwischen Mercedes und Ferrari] erwartet. Anhand unserer Analysen hätten sie leicht voraus sein sollen. Das war am vergangenen Wochenende aber offensichtlich nicht der Fall."
Hamilton glaubt: Australien noch kein Trend
Ferrari war in der Tat zu keinem Zeitpunkt dazu in der Lage, die Mercedes-Zeiten zu egalisieren. Im Qualifying fehlten Rot sogar sieben Zehntelsekunden auf Silber. Deshalb rätselt Hamilton, "warum die Ferrari-Leistung so war, wie sie war. Ich würde aber nicht sagen, dass wir über unserer Gewichtsklasse geboxt haben. Wir haben einfach unsere normale Leistung erbracht. Was ihr Problem war, das weiß ich nicht. Doch sie werden in den nächsten Rennen sicher zurückschlagen. Wir müssen also wachsam bleiben."
Denn der Australien-Grand-Prix müsse nicht zwangsläufig einen Trend für die komplette Saison vorgeben, wenngleich bisher jeder Doppelsieg eines Teams in Melbourne auch den Gewinn der WM-Gesamtwertung nach sich zog. Doch Hamilton winkt ab: "Ich bin jetzt schon sehr lange in diesem Geschäft dabei. Nach dem ersten Rennen weißt du nie. Üblicherweise bekommst du nach den ersten vier Rennen einen Eindruck, wer wo steht. Und da ich keine Kristallkugel habe, kann ich es dir nicht sagen. Ich kann nur versprechen: Wir werden alles geben."