Racing Point: Stroll punktet, Perez über Strategie & Boxenstopp verärgert
Lance Stroll schreibt bei seinem ersten Rennen für Racing Point auf P8 an, Sergio Perez ärgert sich in Australien über die falsche Strategie & seinen Boxenstopp
(Motorsport-Total.com) - Das Racing-Point-Team hat beim Formel-1-Saisonauftakt in Australien mit Neuling Lance Stroll erste Punkte einfahren können. Der Kanadier profitierte von seiner Strategie, während Sergio Perez mit Rang 13 unzufrieden ist. Mit zwei Punkten fährt das Team auf WM-Rang sieben nach Bahrain. "Ich bin sehr zufrieden und wirklich glücklich, ein paar Punkte sammeln zu können", schilderte der Neuntplatzierte nach dem Rennen gegenüber 'Motorsport-Total.com'.
Von Startplatz 16 aus durfte sich Stroll nicht allzu viel erwarten, da die Leistungen in den Testfahrten nicht darauf hindeuteten, dass der RP19 vom ersten Rennen an im vorderen Mittelfeld mithalten kann. Allerdings gelang dem 20-Jährigen ein guter Start, bei dem er gleich drei Positionen aufholen konnte. Er war auf dem Medium-Reifen losgefahren und konnte daher einen längeren ersten Stint fahren als Teamkollege Perez, der zu Rennbeginn direkt vor ihm lag.
"Das war ein tolles Rennen und ich konnte gleich zu Saisonbeginn Punkte holen. Das gesamte Rennen hindurch hatte ich eine gute Pace. Damit bin ich wirklich zufrieden." Die Strategie hat ihn zwischenzeitlich bis auf Rang sechs nach vorne katapultiert, da er von den frühen Boxenstopps der Konkurrenz profitierte. Immer in seinem Nacken saßen Daniil Kwjat (Toro Rosso) und Pierre Gasly (Red Bull).
Stroll: Hartes Duell gegen Daniil Kwjat
"Es ging wirklich eng zu. Es gab keine Runde, in der ich nicht jemanden unter Druck setzte oder selbst Druck verspürte. Das war von Beginn an ein ordentliches Rennen. Hoffentlich sehen wir mehr davon", freut sich der Kanadier, der im Vorjahr im unterlegenen Williams verzweifelte. Als Kwjat in Runde 26 schließlich zum Stopp abbog, folgte die Antwort von Racing Point eine Runde später. Stroll wurde auf frischen Hard-Reifen auf die Strecke geschickt und reihte sich hinter Kimi Räikkönen auf dem zehnten Rang ein.
"Es ging darum, die Reifen zu managen und danach zu pushen, wenn es darum ging, die vorderen Fahrer anzugreifen. Das machte es wirklich herausfordernd. Es war echtes Rad-an-Rad-Racing." In Runde 38 attackierte ihn Toro-Rosso-Pilot Kwjat schließlich, was dem Rückkehrer jedoch misslang. "An einer Stelle stach Kwjat innen rein und ich musste ausweichen. Er kam dann von der Ideallinie ab und ich fing ihn am Kurvenausgang wieder ein. Das war echt knapp. Das hat sehr viel Spaß gemacht."
Daraufhin verschaffte er sich etwas Luft gegenüber dem Russen, der gegen Rennende mit Gasly beschäftigt war, wodurch sich Stroll an Räikkönen heranarbeiten konnte. Im Ziel fehlten ihm 0,8 Sekunden auf den Alfa Romeo und Platz acht. Allerdings lauerten auch Kwjat und Gasly nicht weit dahinter: 0,7 Sekunden Vorsprung rettete Stroll über den Zielstrich. "Es sieht so aus, als könnten wir nun etwas näher an andere Autos heranfahren. Die Aerodynamik funktioniert besser, das könnte wieder für aufregendere Rennen sorgen", folgert er daraus.
Perez: Start, Strategie & Boxenstopp "schlecht"
Teamkollege Sergio Perez erlebte einen durchwachsenen Sonntag. Der Mexikaner wurde bereits am Start zurückgereicht und fand sich nur auf Position zwölf wieder. "Ich bin recht schlecht weggekommen. Die erste Runde war chaotisch. Dann verlor ich einen Platz an Albon und danach war Überholen wirklich schwierig." Den Toro-Rosso-Piloten hatte er im ersten Stint konstant vor sich. Deshalb entschied sich das Team zu einem Undercut.
"Aber leider war der Boxenstopp sehr langsam", merkt Perez frustriert an. Insgesamt dauerte dieser 23,234 Sekunden. Im Vergleich dazu war Teamkollege Stroll in 22,471 Sekunden wieder auf der Strecke. Perez gibt an, dass das rechte Hinterrad Probleme machte. Er fiel dadurch bis auf den 17. Rang zurück und kämpfte mit Albon, Romain Grosjean und Lando Norris um den Anschluss. Diese Gruppe wurde wenig später durch Alfa-Romeo-Fahrer Antonio Giovinazzi aufgehalten.
"Das restliche Rennen war recht schwierig. Aus unserer Sichtweise mussten wir etwas ausprobieren. Wir steckten fest. Schließlich hat es für meinen Teamkollegen funktioniert. Er blieb draußen und hatte ein besseres Rennen." Die Strategie mit dem frühen Stopp in Runde 13 (von Soft auf Hard) war im Nachhinein die falsche Entscheidung. An Albon schaffte er es schließlich noch vorbei, weil der Rookie einen Fehler machte. Außerdem profitierte Perez von Grosjeans Ausfall. In den letzten Runden konnte er McLaren-Neuling Norris zwar noch unter Druck setzen, aber nicht überholen.
Neue Teile schon für Bahrain erwartet
"Wir haben ganz gutes Potenzial gezeigt. Hoffentlich können wir in Bahrain stark sein und Punkte einfahren." Vor allem aber möchte Perez das Upgrade optimieren, das Racing Point schon zum Saisonauftakt gebracht hat. "Wir müssen noch viel Arbeit erledigen und uns das Upgrade genau anschauen. Aber es ist positiv, dass wir Punkte geholt haben. Es sieht also nicht so schlecht aus im Moment."
"Akzeptabel" sei das richtige Wort für das Rennergebnis, meinen Teamchef Otmar Szafnauer und Technikchef Andrew Green. "Positiv ist, dass wir immer noch viel Boden gutmachen können. Es ist gut, dass wir die ersten Punkte haben und Lance in seinem ersten Rennen gleich anschreiben konnte." Die beiden Verantwortlichen hätten sich auch über Punkte von Perez gefreut. "Hätte Sergio einen besseren Start erwischt - also hätte er sich um die Position von Hülkenberg einsortiert, dann hätte das anders ausgehen können."
Denn der Renault-Pilot lag im vorderen Mittelfeld mit Kevin Magnussen (Haas) und Kimi Räikkönen (Alfa Romeo). "Wäre Sergio auf Hülkenbergs Position nach dem Start gefahren, was machbar gewesen wäre, da er gleich hinter ihm startete, und Lance dorthin, wo Sergio war, dann wären beide in die Punkte gefahren", rechnen die beiden vor. Außerdem habe Daniel Ricciardos Abflug Auswirkungen auf Perez' Start gehabt, der direkt neben dem Australier gefahren ist. "Er musste dort sachte vorbeifahren und dadurch ging es weiter nach hinten für ihn."
Das Melbourne-Upgrade werde man sich in Bahrain genau ansehen und daran weiterarbeiten. Szafnauer und Green versprechen bereits für das nächste Rennen neue Teile. "Um etwas auszuprobieren und es weiter zu verbessern. Es hat mehr Potenzial, das ist klar. Aber wir haben das noch nicht ausgeschöpft. Manchmal braucht man etwas mehr Zeit, um alles zu verstehen und anzupassen."