• 17. März 2019 · 13:13 Uhr

Schwarzes Heimrennen: Hat sich Daniel Ricciardo zu viel zugemutet?

Daniel Ricciardo wirkt nach seinem Ausfall im Heimrennen leer und erschöpft - Ein Schlagloch wird ihm auf Start-Ziel zum Verhängnis

(Motorsport-Total.com) - Bereits nach wenigen Metern wurden alle Erwartungen von Daniel Ricciardo in seinem Heimrennen (Formel-1-Paddock 2019: Der Sonntag in Melbourne!) zerschlagen. Ein großes Schlagloch neben der Start-Ziel-Geraden bereitete dem Rennen des Australiers ein jähes Ende. Der harte Aufschlag beschädigte die Frontpartie des Renault, wodurch Ricciardo nach einem unplanmäßigen Boxenstopp ans Ende des Feldes zurückkatapultiert wurde. In Runde 28 wurde er schließlich rückwärts in die Garage geschoben, der Schaden am R.S.19 war zu groß. Mit null Punkten und emotionaler Leere verlässt er seine Heimat Richtung Bahrain.

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Daniel Ricciardo: Abgekämpft scheidet er mit Schaden am Renault aus Zoom Download

"Es ist so schnell passiert", sagt der 29-Jährige nach seinem verkürzten Arbeitstag. Ricciardo habe im Cockpit sofort verstanden, was passiert war. "Ich habe mir nun die Wiederholung angesehen. So habe ich das auch hinter dem Lenkrad schon empfunden. Ich kann die Schuld nur dem Gras und einer Bodenwelle aus Beton - oder was auch immer das war - geben." Er traf das Schlagloch wenige Meter nach dem Start mit voller Wucht.

Auslöser dafür war Racing-Point-Pilot Sergio Perez. Der Mexikaner startete zwei Positionen vor Ricciardo auf Rang zehn und befand sich direkt vor dem Australier. "Sergio erwischte keinen guten Start. Ich hatte einen ganz guten Run. Er hat ein wenig gezuckt. Als ich seine Bewegung sah, habe ich automatisch darauf reagiert. Dadurch kam ich auf das Gras. Aber man weiß natürlich nie, wie weit er sich bewegen wird."

"Kann nur dem Gras und dem Schlagloch die Schuld geben"

Ricciardo dachte sich nichts dabei und hielt auch auf der Wiese seinen Fuß auf das Gaspedal gedrückt. "Ich dachte, ich würde einfach drüberfahren und hätte genügend Schwung, um mich neben ihm zu positionieren. Aber da war dieser kleine Graben." Das Schlagloch kam für den Lokalmatador völlig unerwartet. "Das war wirklich ein harter Schlag. Ich wollte zunächst nicht auf das Gras rausfahren, aber dann habe ich Perez angegriffen. Für mich war die Innenseite die bessere Seite, dann habe ich gesehen, dass er sich etwas nach rechts bewegt. Da reagiert man automatisch auch und ich bin noch ein bisschen weiter rübergefahren."

Mit zwei Reifen auf der Wiese erwischte er den Schlag, just an jener Stelle, an der ein kleines Asphaltband von der Boxenausfahrt zur Strecke die Wiese quert. In der Mulde löste sich der filigrane Frontflügel sofort. Ricciardo hatte Mühe, das Auto in Kurve 1 abzubremsen, um mit keinem anderen Auto zu kollidieren. In weiterer Folge wurde er durchgereicht und musste sich mit einem Boxenstopp in Runde eins von hinten wieder an das Feld herankämpfen.

Bis zu seinem Ausscheiden schaffte er es an den beiden Williams-Piloten, Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo) und dem ausgefallenen Carlso Sainz (McLaren) vorbei. Auf Rang 16 liegend wurde er schließlich an die Box gerufen. "Das war wirklich schade, dass es so schnell vorbei war." Dass er das Rennen aufgeben musste, versteht Ricciardo nachträglich nicht ganz. " Ich weiß nicht, warum. Ich glaube, wir hatten ein Problem. Ich denke, dass sie auf Nummer sichergehen wollten. Wir hatten augenscheinlich ein paar Schwierigkeiten."

Vorbereitung nicht optimal: "Diese Woche war unglaublich lang"

Im Teamfunk war nur zu hören, dass er kurz davor an die Box gerufen wurde, um das Auto abzustellen. Daraufhin funkte er: "Ich weiß nicht, was da heute am Start passiert ist. Tut mir leid, dass es nicht geklappt hat." Renault-Teammanager Cyril Abiteboul sieht das Grundproblem im Qualifying, wo Ricciardo den Q3-Einzug knapp verpasst hat. "Wir verlassen Australien mit gemischten Gefühlen. Das Qualifying hat Daniels erstes Rennen sehr komplex gestaltet. Er hat versucht, am Start Positionen gut zu machen, aber leider mussten wir das Auto aufgrund des Schadens schließlich aus dem Rennen nehmen."

Insgesamt wirkte der ansonsten so strahlende Ricciardo nach dem ersten Saisonwochenende emotional aufgewühlt. "Ich weiß gerade gar nicht, warum ich eigentlich lächle", gestand er. "Diese Woche war so unglaublich lang. Ich hatte keine Pause. Ich war zu sehr damit beschäftigt, anderen zu gefallen und habe dabei auf mich vergessen." Das große Heimspiel mit dem neuen Team hat unnatürlich hohen Druck auf Ricciardo aufgebaut, dem er nicht standhalten konnte.

Er fühle sich leer und ausgelaugt, schilderte er am Sonntagnachmittag. "Ich fühle mich leer. Es ist wirklich schwierig hier, alles richtig hinzubekommen. Heute hatte ich wirklich Pech. Ich weiß es nicht. Ich fühle mich aus mehreren Gründen einfach leer." Der erschöpfte Pilot möchte für kommendes Jahr eine Lehre daraus ziehen und sein Programm in Zukunft anders gestalten.

Was ihm Hoffnung gibt, ist die Leistung von Nico Hülkenberg am Sonntag. Der Deutsche schaffte Platz sieben und war im vorderen Mittelfeld präsent. "Dort gehört das Auto hin. Ich denke, wir sollten in der ersten Saisonhälfte dauerhaft in die Top 8 fahren. Und danach sollte es hoffentlich besser werden. Bahrain wird bestimmt um einiges einfacher. Darauf kann ich mich dann ordentlich vorbereiten." Denn der große Rummel um seine Person habe ebenfalls zu dem schwierigen Auftakt beigetragen.

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