• 16. März 2019 · 08:03 Uhr

Formel-1-Qualifying Australien: Wow, Mercedes!

Lewis Hamilton und Valtteri Bottas deklassieren in Melbourne die Konkurrenz, trotzdem gibt sich Sebastian Vettel noch nicht geschlagen

(Motorsport-Total.com) - Die Mercedes-Dominanz in der Formel 1 scheint auch im sechsten Jahr der Hybrid-Ära nicht abzureißen. Zwar war Ferrari nach den Wintertests als Favorit in die Saison 2019 gestartet, doch im ersten Qualifying in Melbourne (Australien) sicherte sich Lewis Hamilton vor Valtteri Bottas die Pole-Position. Und wie!

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Valtteri Bottas, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel nach dem Qualifying Zoom Download

"Ich bin wirklich überwältigt. Nach den Tests hat es ganz und gar nicht danach ausgesehen", strahlt Mercedes-Teamchef Toto Wolff über den Vorsprung von 0,704 Sekunden auf Sebastian Vettel. Der muss nach dieser Machtdemonstration der Silberpfeile einsehen: "Mercedes ist jetzt klarer Favorit." Auch wenn das Qualifying aus seiner Sicht nicht optimal verlaufen ist.

Denn in Q2 attackierte Vettel in der schnellen Schikane im Mittelsektor zu hart und rutschte ins Kiesbett. Danach kurz Hektik in der Box - aber das Auto war zum Glück nicht beschädigt. Vettel war in Q3 schnell genug, um Teamkollege Charles Leclerc abzuhängen. Der Monegasse war um eine Sekunde langsamer als Hamilton und belegte Platz fünf.

Panik herrscht bei Vettel trotz des großen Rückstands nicht: "Melbourne ist eine sehr spezielle Strecke", sagt er. Auch wenn er zugibt: "Natürlich wäre es mir andersrum lieber." Zumal Wolff nach dem Qualifying auch dem Rennen zuversichtlich entgegenblickt: "Unsere Longruns waren sehr gut", verweist er auf das Freitagstraining.

Bottas: Vor der letzten Runde noch in Führung

Den einzigen Gegner im Kampf um seine sechste Melbourne-Pole hintereinander hatte Hamilton im eigenen Team. Bottas hatte nach dem ersten Q3-Run noch 0,457 Sekunden Vorsprung. "Ich habe es im ersten Sektor verloren", seufzt er. Da war er auf seiner alles entscheidenden Runde nämlich um zwei Zehntelsekunden langsamer als Hamilton. Letztendlich fehlten 0,112 Sekunden.

Auch bei Ferrari setzte sich die "reguläre Nummer 1" durch. Leclerc, von vielen Experten als echter Vettel-Herausforderer eingestuft, ließ seinen Speed immer mal wieder aufblitzen - zum Beispiel, als gleich seine erste fliegende Runde schneller war als die von Vettel. Letztendlich setzte er es aber nicht um. Platz fünf ist für ihn eine Enttäuschung.

"Ich ärgere mich sehr über mich", flucht der Monegasse. "Der erste Run in Q3 war noch okay. Im zweiten habe ich einen Fehler gemacht, die Runde war sehr schlecht. Platz drei war drin. Die erste Reihe nicht." Letztendlich wurde es die dritte, weil ihn Max Verstappen (+0,834) im allerletzten Versuch noch um eine Zehntelsekunde verdrängen konnte.

Red Bull ist trotzdem der große Verlierer des ersten Qualifyings 2019. Pierre Gasly (17.) schied schon in Q1 aus. Die Strategen hatten offenbar zu wenig berücksichtigt, wie schnell die Strecke im Albert Park schneller wurde. Und da Gasly noch nicht auf Verstappens Niveau fährt, reichte es nicht für die zweite Runde.

Haas stark: "Best of the Rest"

Doch es gab auch positive Überraschungen. Haas zum Beispiel, mit den Positionen sechs (Romain Grosjean) und sieben (Kevin Magnussen). Oder Lando Norris, den sensationellen McLaren-Rookie auf P8. "Ich war so nervös!", gesteht der 19-Jährige. "Unser Ziel war Q2. Das lief ganz gut. Dass ich jetzt Achter bin, macht mich natürlich sehr glücklich."

Auch Sergio Perez (Racing Point) hatten vor dem Qualifying nur wenige für ein Top-10-Ergebnis auf dem Radar. Nico Hülkenberg (11./Renault) schon eher. Aber der Deutsche musste seine entscheidende Q2-Runde vorzeitig abbrechen. Am Ende fehlten drei Hundertstelsekunden auf den Einzug ins dritte Segment.

"Ich habe Leistung verloren. Irgendwas hat nicht mehr funktioniert", bedauert er. Trotzdem war Hülkenberg um 0,008 Sekunden schneller als Teamkollege Daniel Ricciardo (12.) - obwohl der kein technisches Problem hatte. Ricciardo erklärt sich: "Auf Q3 hat ein halbes Zehntel gefehlt. Das war sicher drin. Ich habe die Zeit im ersten Sektor liegen gelassen."

Die beiden Toro Rossos schieden in Q2 aus, ebenso wie Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo). Die Alfa-Fahne hielt Kimi Räikkönen als Neunter hoch. Der "Iceman" ist trotzdem enttäuscht: "Das Auto ist eigentlich schneller. Aber ich habe keine fehlerfreie Runde zustande bekommen."

Williams: Das neue Minardi der Formel 1

Bei denen, die in Q1 ausgeschieden sind, gab es keine Überraschungen. Lance Stroll (Racing Point) wurde 16. Er beschwerte sich über eine angebliche Blockade durch Grosjean in Q1. Carlos Sainz (18./McLaren) hätte sich sicher mehr erwartet. Aber McLaren machte schon bei den Wintertests keine besonders gute Figur.

Williams war zwar das erste Team auf der Strecke, aber das letzte in der Ergebnisliste. 1,3 Sekunden fehlten George Russell auf P18. Das Stallduell gegen Comeback-Superstar Robert Kubica gewann er trotzdem um 1,7 Sekunden. Der Pole touchierte auf seiner schnellen Q1-Runde die Mauer, bretterte danach in die Botanik.

Klare Verhältnisse also ganz vorne und ganz hinten in der Formel 1 - aber zwischen Mercedes und Williams ist der Kampf so hart wie noch nie. Und der neue 'Sky'-Experte Ralf Schumacher warnt davor, Ferrari zu früh abzuschreiben: "Sebastian hat einen wirklich sehr entspannten Eindruck gemacht. Also scheint er doch fürs Rennen optimistisch zu sein."

Aber: "Die Hoffnung, die man sich in so einer Situation macht, ist, dass es im Renntrimm besser ist. Allerdings habe ich das jetzt auch nicht so ganz sehen können am Freitag", analysiert der ehemalige Formel-1-Pilot. Seiner Meinung nach entscheidend: "Das große Fragezeichen ist immer noch: Welchen Reifen kann welches Auto benutzen?"

Die Auflösung gibt's am Sonntag ab 6:10 Uhr MEZ (Grand Prix von Australien in Melbourne im Live-Ticker).

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