Cyril Abiteboul: "Mercedes das Team, das es zu schlagen gilt"
Teamchef Cyril Abiteboul relativiert die schlechten Zeiten von Renault im ersten Training in Melbourne und sieht Mercedes statt Ferrari an der Spitze
(Motorsport-Total.com) - Das erste Freie Training in Melbourne (Australien) ist geschlagen, und am Ende steht wieder ein Mercedes an der Spitze: Lewis Hamilton sicherte sich die Bestzeit, wenn auch nur hauchdünn vor den beiden Ferraris. Aber einige interpretieren das schon nach einer Session so, dass die Silberpfeile im Winter nur geblufft haben.
Dazu gehört offenbar auch Cyril Abiteboul. Der Renault-Teamchef sagt gegenüber 'Sky': "Mercedes ist wahrscheinlich das Team, das es zu Saisonbeginn zu schlagen gilt. So sehen wir das." Aus Renault-Sicht (P10 und P17) sei es "kein fantastisches Training" gewesen. Aber die erhofften Motoren-Fortschritte ortet Abiteboul sehr wohl: "Man muss sich nur die GPS-Daten anschauen, wie es auf den Geraden aussieht. Für mich sieht das bereits extrem ordentlich aus!"
Was den Franzosen aber stört: Während Renault mit 1.200 Mann in Enstone und Viry-Chatillon einen extremen Aufwand betreibt, um im ersten Training der neuen Saison Zehnter und 17. zu werden, stehen Teams wie Alfa Romeo, Toro Rosso und Haas locker in den Top 10. Drei Teams also, die Teile ihres Autos nicht selbst konstruieren, sondern bei Ferrari beziehungsweise Red Bull Technology an der Nabelschnur hängen.
"Toro Rosso hatte für einen Großteil der vergangenen Saison keinen Technischen Direktor. Man braucht also keinen Technischen Direktor, um ein sehr konkurrenzfähiges Auto zu produzieren", regt sich Abiteboul auf. "Für uns ist das ein Problem. In meinen Augen gibt es eine Zeit vor und eine Zeit nach Haas. Haas hat einen Präzedenzfall geschaffen. Ich greife das nicht an. Ich frage mich nur: Wie geht es jetzt für zwei Teams wie Renault und McLaren weiter?"
Es ist nicht die erste Kritik von Abiteboul an der Regelung, dass sich Teams wie Ferrari oder Red Bull ein B-Team leisten dürfen. Aber sie wird schärfer. Er sagt: "Wie soll ein Hersteller, der derzeit nicht in der Formel 1 fährt, so auch nur darüber nachdenken, in die Formel 1 einzusteigen? Wenn es nicht möglich ist, zu siegen, ohne ein B-Team zu haben. Das ist eine strategische Frage, die man in Betracht ziehen muss - eine Diskussion für 2021."
Kurzfristig rechnet der Renault-Sportchef nicht mit einer Änderung der Situation: "Für 2019 und 2020 hat sich der Fall schon erledigt. Das Thema ist durch", weiß er. "Aber für 2021 muss jeder erkennen, was für ein heißes Eisen das ist." Ansonsten, und das spricht er nicht aus, werde die Formel 1 für Renault zunehmend unattraktiv. Besonders dann, wenn der französische Hersteller weiterhin nicht aus eigener Kraft siegfähig sein sollte ...