Haas' Australien-Vorschau: Boxenstopp-Fiasko darf sich nicht wiederholen
Das Haas-Team kehrt ein Jahr nach dem Boxenstopp-Drama besser vorbereitet nach Australien zurück - "Zehn bis zwölf" Boxenstopps wurden jeden Tag geübt
(Motorsport-Total.com) - Das Haas-Team kehrt in einer Woche mit Zuversicht an jenen Ort zurück, an dem vor einem Jahr eines der größten Dramen in der Teamgeschichte geschrieben wurde. Aufgrund eines Boxenstopp-Fiaskos wurden Romain Grosjean und Kevin Magnussen um wertvolle WM-Punkte und die Ränge vier und fünf im Australien-Grand-Prix beraubt. 2019 dürfe sich ein solches Drama nicht wiederholen, betont die US-Truppe, die besser vorbereitet nach Melbourne zurückkehrt.
"Wir haben unsere schiefgelaufenen Boxenstopps aus dem Vorjahr natürlich nicht vergessen", schildert Teamchef Günther Steiner. "Wir haben uns deshalb in diesem Jahr in der Vorbereitung darauf fokussiert, dass wir dort vorbereitet ankommen." Denn 2018 übte das Team am Rennwochenende trotz teilweise neuer Boxencrew keinen einzigen Boxenstopp. Infolgedessen wurden zweimal Räder falsch montiert.
"Wir haben ein 2018er-Auto in die Fabrik nach Italien gebracht, damit wir dort jeden Tag trainieren und an unseren Boxenstopps arbeiten konnten. Das haben wir auch in Barcelona gemacht, da die aktuellen Autos nicht immer für Boxenstopp-Trainings zur Verfügung stehen. Jeden Tag hat die Crew zwischen zehn und zwölf Boxenstopps geübt", betont Steiner den Aufwand, der betrieben wurde.
"Sexy" Auto: Grosjean und Magnussen zuversichtlich
Das Team hat sich mittlerweile von dem Schock erholt und änderte bereits für das zweite Saisonrennen 2018 die Boxenstopp-Crew und -Systeme. Dennoch seien weitere Vorkehrungen getroffen worden. Wie schon im Vorjahr zählt das Haas-Team auch vor dem Saisonauftakt 2019 als Favorit im Mittelfeld. Vor allem die Longruns des Teams bei den Barcelona-Tests machten Mut. Die Stimmung unter den Fahrern ist daher gut.
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"Das Auto ist sehr sexy, ein wunderschönes Auto. Es lässt sich sehr gut fahren. Das Gefühl im Auto ist besser als im Vorjahr. Das Team hat einen wirklich tollen Job gemacht", lobt Grosjean. Auch Magnussen freut sich über die gute Testarbeit. "Ich denke, es ist ganz gut gelaufen. Man wünscht sich natürlich immer mehr. Und man möchte immer mehr Kilometer fahren. Aber schließlich zählt der Fortschritt, den man geschafft hat. Das Auto fühlt sich an, als hätte es viel Potenzial. Ich bin sofort rausgefahren und war glücklich im Auto."
Allerdings kann er auch die Zahl an Kinderkrankheiten, mit denen sich Haas herumschlagen musste, nicht verschweigen. Das Team hatte mitunter am meisten Probleme an den acht Testtagen. "Ja, wir hatten etwas zu viele Probleme, die uns vom Fahren abhielten. Aber dafür sind Tests da." Das gute Gefühl lässt er sich davon nicht ruinieren. "Wir sind zufrieden damit, mit diesem Auto in das erste Rennen zu gehen."
Rückblick: 2016 hatte Haas "ein wenig Glück"
Insgesamt schaffte das Team 871 Runden an den acht Testtagen, im Vergleich dazu schaffte Ferrari 997 Runden. Magnussen zeigte sich sogar überrascht davon, dass die Rundenzeiten gegen Ende hin so schnell wurden. Er erwartete aufgrund des neuen Reglements zunächst langsame Zeiten. "Wir haben alle erwartet, dass die Autos zumindest zu Beginn langsamer sein würden. Aber jeder war schneller als im Vorjahr. Ich habe natürlich mehr Grip gespürt, aber noch wichtiger war, dass sich bei der Balance nicht viel verändert hat. Es war höchsten stärker in ein paar Bereichen."
Er geht mit einem positiven Gefühl in das Auftaktwochenende, schließlich begleiten ihn gute Erinnerungen an Melbourne. Bei seinem Formel-1-Debüt 2014 schaffte er es im McLaren sofort auf das Podium. "Ich bin einfach mit einem Lächeln auf den Lippen in das Rennen gegangen. Ich habe es genossen. Ich habe nicht zu viel über das Rennen nachgedacht. Ich hatte nichts zu verlieren und hab alles gegeben. Ich bin sehr gut gefahren und hatte etwas Glück. Und schon stand ich auf dem Podium."
Nachsatz: "Es wäre natürlich noch schöner gewesen, wenn ich gewonnen hätte, aber das werde ich schon noch nachholen." Das erste Podium des Haas-Teams steht ebenfalls noch aus, obwohl Teamchef Steiner die Erwartungen gebremst hat. Er glaubt nicht, dass ein Team außer den Top 3 aus eigener Kraft auf das Treppchen fahren kann. Beim Haas-Debüt 2016 schaffte es Grosjean immerhin auf den sechsten Rang.
Damit war das Debüt von Haas das erfolgreichste seit Mika Salo 2002 im Toyota ebenfalls auf den sechsten Platz fuhr. "Das hat mir viel bedeutet. Ein solches Ergebnis haben wir sicherlich nicht erwartet nach einem schwierigen Qualifying. Wir hatten ein brillantes Rennen. Als wir über die Ziellinie gefahren sind, fühlte sich das so gut an wie ein Sieg. Wir hatten zwar ein wenig Glück, aber es war perfekt." Dieses Quäntchen Glück wünscht er sich auch für das kommende Rennwochenende.