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Wolff verrät: "Bottas wollte am liebsten sofort verschwinden"
Wann Toto Wolff bei Valtteri Bottas einen Leistungseinbruch erkannte, wie frustriert der Finne ist und wieso der Rückfall in Abu Dhabi nicht nur seine Schuld war
(Motorsport-Total.com) - Während der elfmalige Saisonsieger Lewis Hamilton auf einem Hoch in die Winterpause geht, sieht es für Valtteri Bottas düster aus. "Er hat zu mir gesagt, dass er am liebsten sofort verschwinden würde, nach Hause, um die Batterien aufzuladen. Um alles zu vergessen, sich neu zu motivieren und nächstes Jahr zurückzukommen", offenbart Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, wie es dem 29-jährigen Finnen, der ein siegloses Jahr erlebte, derzeit zumute ist. "Ich kann den Frust verstehen."
Dabei hatte Bottas, der in Abu Dhabi nur Fünfter wurde und damit auch mit WM-Rang fünf vorliebnehmen muss, eigentlich einen guten Saisonstart und durfte sich in Bahrain, Schanghai und Baku sogar Siegchancen ausrechnen. In der zweiten Saisonhälfte stand er dann aber nur noch dreimal auf dem Podest - und in Sotschi musste er als Höchststrafe seinem Teamkollegen den Sieg schenken. "Sobald die Chance auf die Meisterschaft nicht mehr da ist, gibt es einen Abfall. Das haben wir dieses Jahr gesehen", fällt Wolff auf.
Damit bestätigt er, was Hamiltons Teamkollege bereits zugegeben hat. "Mit Sicherheit war es nicht einfach, das Allerletzte aus mir herauszuholen, als ich wusste, dass ich nicht mehr um den WM-Titel kämpfe", sagte Bottas im Vorfeld des Brasilien-Grand-Prix.
Abu Dhabi als "Spiegelbild" der Saison
Und auch das Saisonfinale in Abu Dhabi, bei dem Bottas von Platz zwei auf Platz fünf durchgereicht wurde, sorgte nicht für gute Laune. "Das Rennen war ein Spiegelbild der Saison", gibt der Mercedes-Pilot zu. "Es ging ganz gut los, aber irgendwann war alles beschissen. Und die letzten Runden haben sich so gezogen - da wollte ich nur mehr, dass es zu Ende ist. Darüber bin ich jetzt froh."
Ex-Formel-1-Pilot Timo Glock sieht den Fehler in Abu Dhabi bei Bottas selbst. "Am Anfang habe ich gedacht, dass es so ausgeht, dass die beiden Mercedes es kontrollieren werden, aber wir haben es wieder gesehen: Lewis kann mit den Reifen so lange fahren, und Valtteri schafft es nicht, den Reifen über die Distanz zu bringen", urteilt Glock gegenüber 'RTL'. "Er hat vielleicht den aggressiveren Fahrstil, der den Hinterreifen mehr fordert."
Wind und Bremsen als Spielverderber
Doch Bottas führt seinen Rückfall auch auf externe Faktoren zurück. "Ich habe mich in Kurve 5 verbremst, und dadurch kam mir Sebastian nahe, hatte DRS und hat mich überholt", beschreibt er das Überholmanöver durch Vettel in der 34. Runde. "Zuerst dachte ich, dass es ausschließlich mein Fehler war, aber dann kamen wir drauf, dass sich der Wind gedreht hatte und ich früher hätte bremsen müssen."
Das war aber offensichtlich nicht das einzige Problem, wie Bottas erklärt: "Das Team hat außerdem herausgefunden, dass es an der rechten hinteren Bremse Vibrationen gab. Daher wurden die Vorderbremsen manchmal mehr belastet und mussten das Problem an der Hinterbremse kompensieren. Und dadurch habe ich mich immer wieder plötzlich verbremst."
Am Ende war auch noch der Unterboden kaputt
Ein Problem, das ihm möglicherweise auch im Duell mit Max Verstappen zum Verhängnis wurde. "Da bin ich wieder geradeaus gefahren, wir müssen also herausfinden, was da genau mit den Bremsen nicht passte." Das Rad-an-Rad-Duell mit dem Red-Bull-Piloten hatte dann sogar zusätzliche Konsequenzen: "Durch die Berührung wurde der Unterboden ziemlich beschädigt."
Das Verhalten des Niederländers im Zweikampf sieht Bottas gelassen: "Wir beide wollten uns durchsetzen, und dann kam es zur Berührung. Ich habe verloren, aber es war einfach Racing und hat Spaß gemacht." Nach der Kollision wurde Bottas an die Box geholt - allerdings nicht nur, um ihn für den Fall einer Safety-Car-Phase mit frischen Reifen auszustatten, sondern auch, um das Problem mit der Bremse in den Griff zu kriegen.
"Wir konnten das Problem nicht wirklich lokalisieren, sondern haben nur gesehen, dass die Balance nicht stimmt - von daher haben wir die Reifen als Vorsichtsmaßnahme gewechselt", erklärt Wolff. "Danach war es etwas besser." Gegen seine Rivalen hatte er dennoch keine Chance mehr.