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Nach Sirotkin-Zwischenfall: Darum gab es keine Untersuchung gegen Hamilton
Charlie Whiting erklärt nach der Kritik, warum gegen Lewis Hamilton nach dem Qualifying-Zwischenfall mit Sergei Sirotkin keine Untersuchung eingeleitet wurde
(Motorsport-Total.com) - Warum gab es in Q2 in Interlagos keine Untersuchung gegen Lewis Hamilton? Diese Fragen stellten sich zahlreiche Experten, nachdem der langsam fahrende Mercedes-Pilot beinahe mit Sergei Sirotkin kollidierte, weil er im letzten Moment die Spur wechselte. "Der langsamere Fahrer muss immer aufpassen", ist für Ex-Formel-1-Pilot Alex Wurz die Schuldfrage klar. "Er hat hier die Verantwortung, dem anderen nicht im Weg zu stehen - auch wenn beide - Hamilton und Sirotkin - in der Einführungsrunde waren."
Dass nicht einmal eine Untersuchung gegen den Weltmeister eingeleitet wurde, bringt Wurz "zum Schmunzeln", denn das Manöver sei "einfach eine wirklich gefährliche Situation" gewesen, sagt er gegenüber dem 'ORF'. Doch wie reagiert FIA-Rennleiter Charlie Whiting auf die Vorwürfe? Und warum wurde Hamilton - zumindest wenn man Wurz' Ausführungen recht gibt - mit Samtpfoten angefasst?
"Für mich war das einfach ein unglückliches Missverständnis", erklärt Whiting seine Sicht der Dinge. "Mir war sofort klar, was passiert war. Niemand hat einen Fehler gemacht." Er habe die Angelegenheit sofort mit den Rennkommissaren besprochen und gefragt, ob sie eine Untersuchung einleiten wollen, "aber auch sie dachten, dass keine Untersuchung notwendig sei", auch wenn der Zwischenfall "beängstigend" ausgesehen habe und es bei einer Berührung "wohl zu einem ziemlich heftigen Abflug gekommen wäre".
Whiting: Hamilton war auf Sirotkins Tempo nicht vorbereitet
Aber wie kommt Whiting zu seinem Urteil? "Der beherrschende Fakt war, dass beide Fahrer auf einer Outlap draußen waren", argumentiert der Brite, dass es sich nicht um eine klassische Behinderung gehandelt habe und es sich schon in Q1 vor Kurve 12, also dem Eck vor dem langen Bergauf-Vollgasstück, gestaut habe.
Und obwohl Hamilton per Funk mitgeteilt wurde, dass Sirotkin hinter ihm sei, zeigt er Verständnis dafür, dass Hamilton derartig verlangsamte. "Ich verstehe, dass Lewis das gemacht hat. Er spulte seine übliche Routinevorbereitung ab und wollte einen Abstand auf den Vordermann halten. Und Sergei dachte, er musste viel schneller fahren, denn es gab wohl ein Problem mit den Heizdecken, wie ich hörte. Und er kam durch Kurve 11 mit Vollgas."
So sei es zum großen Geschwindigkeitsunterschied gekommen. "Lewis sah ihn herankommen und dachte: 'Scheiße. Da ist ein Auto auf einer schnellen Runde. Das Team sagte mir nichts davon'. Er zog also rüber, um ihn vorbeizulassen. Und Sergei hat sich da schon für die linke Seite entschieden."
Wurz kritisiert Hamilton für weiteren Beinahe-Crash
Eine Untersuchung hätte nur Sinn ergeben, wenn man sich von den Ausführungen der Piloten weitere Aufschlüsse erhofft hätte, die die Beurteilung vereinfachen. "Aber ich zweifle, dass das Ergebnis anders ausgefallen wäre", meint Whiting.
Die Beinahe-Kollision zwischen Hamilton und Sirotkin war übrigens nicht der einzige Zwischenfall, in den der Brite in Q2 in Interlagos verwickelt war. Wenig später, als der Mercedes-Star seine schnelle Runde bereits hinter sich gebracht hatte, irritierte er auch noch den rasch herannahenden Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen, als er auf der Gegengerade in der Fahrbahnmitte fuhr und zuerst leicht nach links zog, dann aber nach rechts fuhr.
"Wenn man mit Tempo 280 ankommt, muss man vorreagieren und den Fahrer vor dir lesen. Wenn der aber zwei Manöver macht, bei denen man die Absicht nicht mehr klar identifizieren kann, dann ist das saugefährlich", übt Wurz ein weiteres Mal Kritik an Hamilton. "In Wirklichkeit muss man einfach auf einer Seite bleiben. Und wir haben ja 19 Fahrer gesehen, die das auch gut gemacht haben. Und zwei Mal hat es der Lewis nicht weltmeisterlich gelöst. Hoffentlich hat er etwas daraus gelernt."