• 12. November 2018 · 00:20 Uhr

Verstappen verliert Sieg nach Crash: War Attacke Ocons gutes Recht?

Max Verstappen hat seine Führung in Brasilien auf kuriose Weise verspielt: Der Niederländer kollidierte bei einem missglückten Manöver mit einem Überrundetem

(Motorsport-Total.com) - Es war schon eine kuriose Aktion, die Max Verstappen beim Formel-1-Rennen in Brasilien (Formel 1 2018 live im Ticker) um seinen Erfolg brachte. Der Niederländer war auf dem Weg zu seinem zweiten Sieg in Folge als er in Runde 44 im Senna-S von einem Konkurrenten umgedreht wurde. Das Kuriose dabei: Es war ein überrundeter Pilot, und zwar Force Indias Esteban Ocon. Der Franzose wollte sich auf Supersofts zurückrunden, doch Verstappen pochte auf seinen Status als Führender in Kurve 2 und machte die Tür zu.

Es kam zur Kollision und beide Fahrzeuge drehten sich. Das nutzte Lewis Hamilton zur Führung, die der Mercedes-Pilot bis ins Ziel behalten sollte. "Was für ein Idiot", polterte Verstappen nach der Kollision und gab Ocon auch den Stinkefinger mit auf den Weg. Auch der Kommandostand der Bullen war fassungslos und machte entsprechende Gesten.

"Es ist klar, dass man als Überrundeter dem Führenden nicht ins Gehege kommen sollte. Was zur Hölle hat sich Ocon nur dabei gedacht?", ärgert sich Red-Bull-Teamchef Christian Horner über die Aktion des Franzosen. Bei Force India sieht man die Schuld hingegen bei Verstappen: "Ich bin nicht wirklich enttäuscht über unseren Piloten, weil Max ihm nicht wirklich genügend Platz gelassen hat. Und er wusste, dass er da war", sagt Teamchef Otmar Szafnauer.

Force India: Darum griff Ocon an

Ocon hatte nach seinem Boxenstopp die etwas bessere Pace auf den Supersofts und war zu diesem Zeitpunkt schneller als Verstappen. Darum sollte er auf Anweisung seines Team auch den Niederländer überholen. Das kann Red-Bull-Teamchef Horner jedoch nicht ganz nachvollziehen: "Er ist eine Runde zurück. Er hat nicht die Pace", sagt er. "Das ergibt überhaupt keinen Sinn."

Doch in den Augen von Force India hatte das sehr wohl einen Sinn: "Er musste es machen, weil wir zu jenem Zeitpunkt im Rennen einen Reifenvorteil hatten. Wir hätten den Vorteil für fünf, sechs Runden gehabt. Auf sechs Runden gesehen sind das drei Sekunden - und wir fahren gegen andere Leute", verteidigt sich Szafnauer. "Und wir können auch nicht hinter dem Führenden steckenbleiben. Wir mussten es tun."

Ocon sei laut eigener Aussage zwei Runden hinter Verstappen gefahren und jeweils schneller gewesen. "Die Regeln sagen, dass man sich zurückrunden darf, wenn man schneller ist. Und das habe ich in der zweiten Runde gemacht", betont er. Ocon ging wie zuvor gegen andere Piloten auch auf die Außenseite in der ersten Kurve des Senna-S, doch als er in der zweiten Kurve inne reinstechen wollte, kam es zum Kontakt.

Experten einig: Ocon darf Führenden nicht gefährden

Und genau an dieser Stelle liegt der Hund begraben. Zwar ist es Überrundeten per Reglement erlaubt, die Führenden zu überholen, wenn man schneller ist, allerdings darf man die Spitzenreiter dabei nicht behindern oder gefährden. "Das war ein schlechter Move von Ocon. Wenn man gegen den Führenden fährt, dann macht man Platz und fährt nicht im Weg rum", urteilt Ex-Weltmeister Damon Hill. "Die Führung des Rennens ist wichtiger. Und natürlich sollte man schon gar nicht mit dem Führenden kollidieren."

Genauso positionieren sich auch andere Experten: "Er kann so den Führenden nicht attackieren und macht das Rennen von Max Verstappen völlig kaputt", sagt Timo Glock. "Die Priorität ist der Führende und nicht, dass er sich zurückrundet. Klar, er will sein Rennen fahren. Aber ich kann nicht das Rennen des Führenden auf das Spiel setzen. Es war in meinem Augen ein ganz klares No-Go von Esteban Ocon."

Der Meinung war am Ende auch die Rennleitung, die den Force-India-Piloten hart bestrafte. Ocon musste eine 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe absitzen und wurde so am Ende nur 15. "Das ist eine harte Strafe und ich spreche mich entschieden dagegen aus", meinte Teamchef Szafnauer noch während des Rennens und beharrte auf dem Standpunkt, dass man sich Zurückrunden darf und Verstappen keinen Platz gelassen hätte.

Hamilton: Du hattest mehr zu verlieren!

Dass Verstappen keinen Platz ließ, ist für die Experten aber auch völlig logisch: "Natürlich gab es da nicht viel Platz. Ich denke, Max hat nicht erwartet, dass Ocon da reinhält. Warum sollte er?", sagt Damon Hill. Anderer Meinung ist hingegen Lewis Hamilton, der nach dem Rennen im Cooldown-Raum Ocons Standpunkt verstehen konnte: "Es ist ihm erlaubt, sich zurückzurunden", entgegnete der Brite Verstappen.

"Ja, ja. Ich weiß schon, aber ich meine, man kann doch nicht in den Führenden reinkrachen! Das ist doch verrückt", konterte Verstappen, woraufhin Hamilton einen weiteren Punkt einwarf: "Du hattest mehr zu verlieren als er. Er hatte nichts zu verlieren und du alles." Soll heißen: Mit etwas mehr Übersicht hätte Verstappen die Kollision verhindern und den Sieg nach Hause fahren können.

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