• 10. November 2018 · 22:52 Uhr

Toro Rosso in Brasilien: Neuer Honda-Motor verhilft Pierre Gasly ins Q3

Brendon Hartley hadert mit Startplatz 16, Pierre Gasly freut sich über Rang neun - Toro Rossos kämpfen gegen Balance-Probleme und loben den neuen Honda-Motor

(Motorsport-Total.com) - Freud und Leid liegen bei Toro Rosso am Samstag in Brasilien (Formel 1 2018 live im Ticker!) sehr eng beisammen. Während Brendon Hartley den Q2-Einzug um 16 Tausendstelsekunden verpasst, darf sich Pierre Gasly über ein äußert knappes Weiterkommen in das Q3 freuen. Am Ende liegen die beide Toro-Rosso-Piloten nur zwei Zehntelsekunden auseinander, so klein ist der Unterschied zwischen Startplatz neun und 16. Balanceprobleme, Fahrfehler, das Timing und der neue Honda-Motor haben das Qualifying maßgeblich beeinflusst.

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Pierre Gasly geht in Brasilien auf Risiko - und wird dafür belohnt Zoom Download

"In Kurve 8 hatte ich einen argen Verbremser, wodurch Bremsplatten auf den Reifen entstanden sind", gesteht Hartley nach dem Zeittraining seinen Fehler. "Ich habe zumindest eineinhalb Zehntel dadurch weggeworfen. Das wäre genug für Q2 gewesen. Pierre hat es knapp noch geschafft. Man kann wohl sagen, dass er heute etwas besser war." Der Neuseeländer, der am Samstag seinen 29. Geburtstag feiert, hadert bereits das gesamte Wochenende mit der Balance seines STR13.

"Ehrlich gesagt war ich das gesamte Wochenende schon nicht ganz zufrieden mit der Balance. Wir konnten uns im Qualifying aber definitiv steigern. Das ist wirklich ärgerlich, dass mir nur zwei Hundertstelsekunden auf den Q2-Einzug fehlen", ärgert er sich. Schließlich weiß Hartley, dass er weiterhin um seine Zukunft fährt. Ein kleiner Fehler lässt das Qualifying-Duell bei den jungen Bullen auf 11:4 zugunsten von Gasly anwachsen.

Hartley: Man kann sich beim Set-up schnell verlaufen

"Auf meiner letzten Runde sah ich den Regen, aber ich hatte die Info von der Boxenmauer, dass sich die anderen noch verbessern, also noch genügend Grip vorhanden ist. Auf der Outlap war es dann schwierig. Man pusht ja nicht wirklich, muss aber die Temperatur im Reifen auf einem konstanten Niveau halten. Man weiß aber nie, wie viel Grip es tatsächlich geben wird", beschreibt er die Schwierigkeiten bei Mischbedingungen.

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Kein Geburtstagsgeschenk für Hartley: Nur P17 im Qualifying Zoom Download

Bereits ab Freitag haderte Hartley mit blockierenden Vorderreifen. Im Qualifying wurde das Problem schlimmer. "Es geht darum, die Balance vom Kurveneingang mit jener in der Kurvenmitte zu verbinden. Allerdings sind diese Formel-1-Boliden sehr komplex. Man kann so viele Parameter abändern und einstellen, viele verschiedene Settings, von der Motorbremse, über Bremsbalance. Es gibt so viele Optionen gemeinsam mit dem eigentlichen Set-up des Autos. Das haben wir einfach nicht ins richtige Arbeitsfenster bekommen." Daher auch der Verbremser in Kurve 8, den er selbst als Fehler seinerseits bezeichnet.

Der Le-Mans-Gewinner und Langstreckenspezialist muss auch zugeben, dass der Formel-1-Wagen auch nach 22 Grands Prix noch ein komplexes Paket für ihn ist - das nur schwer zu durchschauen ist. "Es ist definitiv viel komplizierter als zu Formel-Ford-Zeiten. Es gibt so viele Elektronik-Einstellungen, die die Balance beeinflussen können. Natürlich kann man sich da verlaufen", gesteht Hartley. Mit seinen Ingenieuren versucht er das allerdings tunlichst zu vermeiden und daher sein Feedback so detailliert wie möglich abzugeben. Denn er weiß: Im erbitterten Kampf ums Mittelfeld zählt jedes Tausendstel.

Falsche Strategie bei Hartley, richtige bei Gasly

Nicht nur das richtige Set-up ist entscheidend für ein gutes Quali-Ergebnis, sondern auch die Strategie in den einzelnen Sessions. "Im Nachhinein betrachtet, haben wir die falsche Strategie gewählt. Der Plan sah vor, eine einzige schnelle Runde im letzten Versuch zu fahren", erklärt er. Im Endeffekt änderte man den Plan kurzfristig auf zwei schnelle Runden. "Ich bin nicht ganz sicher, warum wir unsere Strategie im letzten Moment geändert haben. Ich war überrascht, als wir zwei Runden gefahren sind. Vielleicht dachten die Ingenieure, dass sich die Strecke weiter verbessern würde. Es wäre aber besser gewesen, nur eine schnelle Runde zu fahren", weiß er im Nachhinein.


Fotos: Grand Prix von Brasilien


Teamkollege Pierre Gasly hat sein Timing hingegen genau auf den Punkt richtig hinbekommen. "In Q1 und Q2 sahen wir schon, dass die Pace nicht dort lag, wo wir sie erwartet hätten. Wir sind daher ein Risiko eingegangen und haben als Letzte die Ziellinie überquert. Es hat funktioniert und unsere Position auf der Strecke war gut", freut sich Chefingenieur Jonathan Eddolls. Er lobt den Franzosen für dessen Leistung. "Pierre hat mehr aus dem Auto rausgeholt, als es die Performance heute eigentlich zugelassen hat."

Mit seiner allerletzten schnellen Runde in Q1 konnte Gasly seinen Teamkollegen aus Q2 verdrängen, später schaffte er auf den allerletzten Versuch den Sprung in die Top 10. "Ich wusste schon, dass es eng werden würde. Nach den Trainings gestern wusste ich, dass wir um die Plätze zehn bis zwölf kämpfen würden. Die Session war ziemlich stressig, aber auch aufregend. Ich war in Q1 und Q2 sehr spät dran beim Rausfahren. Es hat aber gereicht und wir haben es geschafft. Wir haben das bestmögliche Ergebnis heute erzielt."

Gasly: "Ohne Spec 3 nicht im Q3"

Gasly und Hartley waren außerdem mit der neue Spec-3-Ausbaustufe von Honda im Zeittraining unterwegs und haben bewiesen, dass die Japaner eine Verbesserung an den Start gebracht haben. Angesprochen auf den neuen Motor bleibt der zukünftige Red-Bull-Pilot jedoch zurückhaltend. "Es war ... wir wissen es nicht exakt, aber es war besser. Ohne [den Motor] hätten wir es nicht ins Q3 geschafft", glaubt er.

Um 0,043 Sekunden hielt er Haas-Piloten Kevin Magnussen am Ende hinter sich. In Q3 konnte er seine Zeit schließlich nicht mehr verbessern. Er fuhr in Q2 mit einer 1:08.616 Minuten seine schnellste Quali-Zeit. "Es war nicht rutschiger [in Q3], ich hatte allerdings eine aggressivere Flügeleinstellung drauf. Es war für die Bedingungen wohl etwas zu viel. Aus diesem Grund haben sich wohl viele nicht mehr verbessert", mutmaßt Gasly.

Er musste gegen viel Übersteuern ankämpfen. "Es war also nicht die beste Runde, in Q2 war sie besser." Besonders mit den Ferrari-Kunden Haas und Sauber musste sich Toro Rosso messen. Gegen Romain Grosjean, Charles Leclerc und Marcus Ericsson hatte Gasly am Ende keine Antwort mehr parat. "Haas und Sauber sind mit dem Ferrari-Motor aus welchen Gründen auch immer super konkurrenzfähig. Ihr Topspeed ist wirklich gut und man muss wohl einsehen, dass sie schneller sind als wir."

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P10 im Qualifying: Dank Ricciardo-Strafe startet Gasly am Sonntag von P9 Zoom Download

Vor allem von Ericsson auf P7 und Leclerc auf P8 zeigt er sich überrascht. "Dass sie wieder beide Autos in Q3 haben ist beeindruckend. Sie haben einen großen Schritt vorwärts gemacht. Ihre Position in der Weltmeisterschaft spiegelt nicht ihre derzeitige Leistung wider", glaubt der Franzose. Aktuell liegen die Schweizer drei Punkte vor Toro Rosso auf Platz acht. Am Sonntag möchte Gasly dennoch gegen die Rote Konkurrenz punkten, vor allem ein guter Start soll ihn gleich zu Beginn in eine gute Ausgangslage bringen.

Toro Rossos Nachteil: der Longrun. "Unser Renntrimm gestern mit viel Sprit an Bord war nicht so gut, wie wir erhofft hatten. Wir hatten heute den neuen Motor in Verwendung, das ist ein größerer Schritt für das Qualifying als für das Rennen. Das müssen wir ehrlich zugeben", so Hartley. Er erwartet daher auch ein hartes Rennen. Aber er weiß: "Das Wetter könnte morgen eine Rolle spielen. Es wird vieles von einer starken ersten Rennrunde und der Strategie abhängen. Und vielleicht auch vom Wetter. Wir haben sicherlich die Chance, Punkte zu sammeln."

Gasly wünscht sich sogar regnerische Bedingungen am Sonntag. "Wenn es so ist wie heute, wäre das toll. Zwar immer noch auf Slicks, aber wären wir in der Mitte der Session rausgefahren, wäre das ziemlich aufregend gewesen. Wir glauben aber, dass es ziemlich heiß und trocken wird. Wir erwarten keinen Regen."

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