• 09. November 2018 · 22:57 Uhr

Hülkenberg über Freitags-Unfall: Da wollte ich wohl zu viel

Nico Hülkenberg nimmt den Unfall in Sao Paulo auf seine eigene Kappe - Renault sieht weniger stark aus als noch zuletzt in Austin und Mexiko-Stadt

(Motorsport-Total.com) - "Es ist natürlich niemals toll, an einem Freitag einen Unfall zu haben", gibt Nico Hülkenberg ohne zu zögern zu. Er hatte sich zuvor im zweiten Freien Training einen äußerst frühzeitigen Feierabend beschert, als er nach nur zehn Minuten ausgangs der Juncao-Kurve zu weit auf den Randstein geriet, mit der Bodenplatte aufsetzte und dann in die Leitplanke auf der rechten Seite einschlug. (Formel 1 2018 im Live-Ticker!)

Das Ergebnis: Fahrer OK, Auto KO. "Ich bin einfach ein bisschen zu weit rausgekommen. Wahrscheinlich wollte ich etwas zu viel", analysiert er den Abflug. "Das Auto hat aufgesetzt und von da an war alles vorbei. Das hat mich auf das Gras gezogen und da war natürlich kein Grip. Von da an war es unausweichlich, dass ich in die Wand einschlagen würde."

Ein möglicher Grund: Die Reifen haben am Ende der Runde im Autodromo Jose Carlos Pace eine sehr hohe Temperatur. Dadurch liefern sie in der letzten Kurve nicht mehr den optimalen Grip. "Deshalb ist die Kurve jede Runde aufs Neue eine Herausforderung", zeigt der Renault-Pilot auf. Erst im Laufe der langen "Geraden" am Ende der Runde kühlen die Pneus dann wieder ab. Dazu kam es bei Hülkenberg nicht mehr.

Kleine Ursache, große Wirkung

"Das ist sehr schade und frustrierend", konstatiert er. "So etwas will man niemals haben, aber leider ist es passiert. Es ging sehr schnell, ein kleiner Fehler mit großer Wirkung. Ich habe den Randstein vorher schon immer wieder überfahren und in diesem Fall war es ein einfach nur minimal zu viel."

Der Unfall kostete beinahe das gesamte zweite Freie Training. Zu den 33 Runden vom Vormittag kamen nur sechs weitere hinzu. Immerhin hatte er bereits im ersten Freien Training einen kleinen Longrun absolviert, sodass es zumindest ein paar Daten gibt. Aber am Nachmittag wäre es natürlich deutlich aussagekräftiger gewesen.

Dennoch, es hätte schlimmer kommen können: Seine Hände, die zum Zeitpunkt des Unfalls noch am Lenkrad waren, haben nichts abbekommen. Ebenso sind Motor und Getriebe intakt. Und der Zeitpunkt hätte auch schlechter liegen können, wie er erklärt: "Es ist nicht schön, die Longruns und ein paar Shortruns zu verpassen, aber es sollte das Wochenende jetzt auch nicht zu sehr beeinträchtigen. Wir sind in der Saison schon so weit fortgeschritten, dass ich das Auto in- und auswendig kenne. Wir sollten noch immer gut aufgestellt sein."

Renault hinkt in Brasilien hinterher

Das gilt aber nicht für die Pace: Der Renault R.S.18 wirkt in Interlagos weniger konkurrenzfähig als noch bei den beiden Rennen auf dem nordamerikanischen Kontinent. Carlos Sainz kam im zweiten Training nicht über Platz 14 hinaus, auch am Vormittag blieben die beiden gelben Boliden mit den Positionen elf (Sainz) und zwölf (Hülkenberg mit 0,017 Sekunden Rückstand auf den Teamkollegen) außerhalb der Top 10.

Für Technikchef Nick Chester ist das kein Wunder: "Unsere Form ist streckenspezifisch. Manche liegen uns mehr als andere. Wir sind in langsamen Kurven ein bisschen besser als in schnellen." Das spiegelte sich in der Performance nicht wieder: Carlos Sainz verlor im zweiten Training gerade im Mittelsektor einiges an Boden. Offensichtlich versucht Renault, mittels flacher Flügel das PS-Defizit auszumerzen, was sich dann in den engeren Kurven rächt.

"Sieht schwierig aus", bestätigt Nico Hülkenberg. "Die Pace ist nicht so gut wie in Austin und Mexiko und wir haben mehr Probleme mit der Balance. Das Auto fährt einfach nicht so aus einem Guss wie an den vergangenen beiden Wochenenden. Das Resultat sieht man dann in der Ergebnisliste. Natürlich werden wir versuchen, über Nacht noch etwas zu finden, aber ich erwarte ein anspruchsvolles Wochenende für uns."

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