• 09. November 2018 · 19:30 Uhr

Formel 1 Brasilien 2018: Mercedes plötzlich wieder dominant

Die "Wunderfelgen" sind zurück, und Mercedes dominiert wieder: Bestzeit für Valtteri Bottas in Interlagos - Schwerer Trainingsunfall von Nico Hülkenberg

(Motorsport-Total.com) - Valtteri Bottas (Mercedes) hat sich überraschend die Freitagsbestzeit beim Grand Prix von Brasilien (Formel 1 2018 live im Ticker) gesichert. Der Finne, in der Formel-1-Saison 2018 immer noch sieglos, erzielte im Autodromo Jose Carlos Pace in Interlagos, Sao Paulo, eine Bestzeit von 1:08.846 Minuten - und war damit um 0,003 Sekunden schneller als sein Teamkollege Lewis Hamilton.

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Valtteri Bottas sicherte sich die Bestzeit im zweiten Freien Training in Interlagos Zoom Download

Hamilton war zwar im ersten und dritten Sektor schneller als Bottas, verlor aber im Mittelabschnitt seiner schnellsten Runde 0,058 Sekunden und musste sich daher hauchdünn mit Platz zwei zufriedengeben. Aus Bottas-Sicht doppelt positiv: Der 29-Jährige musste seine erste schnelle Runde auf frischen Supersofts wegen eines Verbremsers im Infield abbrechen und stellte die Bestzeit erst im zweiten Anlauf auf. Das spricht für ihn.

Doch das Highlight des Tages lieferte Sebastian Vettel, und es war keine Bestzeit, sondern ein Funkspruch. Zwischen seinen Beinen sei etwas lose, funkte er kurz vor der Unterbrechung der Session - und ergänzte: "Und es ist nicht das, was du glaubst!" Womit er die Lacher auf seiner Seite hatte, zumal er nachlegte: "Wenn es das wäre, was ihr denkt, wäre ich stolz! Ist es aber nicht."

Vettel war mit 0,073 Sekunden Rückstand erster Verfolger des Mercedes-Duos. Wichtiger als die absoluten Bestzeiten sind am Freitag aber die abschließenden Longrun-Tests, und da hinterließ der Deutsche den vielleicht stärksten Eindruck aller 20 Fahrer. Besonders sein erster Longrun mit Soft-Pirellis war schneller als die direkten Vergleichswerte.

Vettel mit Performance nicht ganz zufrieden

Trotzdem ist er nicht ganz zufrieden mit der Ferrari-Leistung: "Das Auto ist okay, aber noch nicht gut. Da haben wir noch ein bisschen was zu tun. Insbesondere, weil es ja noch ein bisschen heißer werden soll, im Hinblick auf die Reifen."

Max Verstappen, am Freitagmorgen noch Schnellster, fiel am Nachmittag auf Platz fünf zurück. Zu Beginn der Session stand er lange an der Box. "Es ist Öl ausgetreten. Nicht viel, aber man hätte die zweite Session nicht mehr fahren können", berichtet Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko. Also musste der Motor gewechselt werden.

Unterm Strich fehlte Verstappen eine halbe Sekunde. Marko: "Wir sind zufrieden mit dem Speed generell. Im Qualifying haben wir keine Chance. Aber der Rennspeed wird okay sein, wenn wir noch ein bisschen Downforce rausnehmen. Das, was uns am meisten wehtut, ist die lange Bergauf-Gerade."

Red Bull auf der langen Geraden chancenlos

Das belegen die Sektorenzeiten: Im kurvenreichen zweiten Sektor war Verstappen um 0,141 Sekunden schneller als Bottas, um dritten verlor er aber 0,493 Sekunden. Außerdem muss man wissen: Auf seiner schnellsten Runde wurde er bei Start und Ziel von Lance Stroll (18./Williams/1,816) aufgehalten.

Bei den Longrun-Tests war die Red-Bull-Leistung solide, aber nicht so überragend wie zuletzt in Mexiko. "Vettel", analysiert Marko, "hatte einen super Run mit den Medium-Reifen. Aber am Ende hatte er auch Graining. Wir hoffen, dass bei Ferrari und Mercedes das Gleiche eintritt wie in Mexiko."

Daniel Ricciardo ("Wir haben mit dem Set-up seit dem Vormittag einen guten Schritt gemacht") wurde mit 0,318 Sekunden Rückstand Vierter und war damit der schnellere Red-Bull-Pilot. Trotzdem beginnt Interlagos nicht nach Wunsch für ihn, weil er in der Startaufstellung wegen eines Turbolader-Wechsels um fünf Plätze nach hinten muss.

Red Bull: Ärger über Mexiko-Streckenposten

"Eine saublöde Geschichte für den armen Ricciardo", ärgert sich Marko und erklärt: Bei seinem Motorschaden in Mexiko haben die engagierten Streckenposten den Löschschaum zu weit in den Auspuff hineingeblasen. Dadurch hat der Turbolader irreparablen Schaden erlitten ...

Hinter den Top 6 war in beiden Freitagstrainings Romain Grosjean (Haas) "Best of the Rest". Der Franzose hatte nur 0,357 Sekunden Rückstand auf Kimi Räikkönen (6./Ferrari), nach hinten aber zwei Zehntelsekunden Puffer auf Charles Leclerc (8./Sauber) und seinen Teamkollegen Kevin Magnussen (9.), der mit Fallen der Zielflagge einen Rückspiegel verlor und mit lädiertem Auto zurück an die Box kam.

Für Nico Hülkenberg (20./+2,828) war die Session schon nach zehn Minuten vorbei. Der Renault-Pilot kam beim Herausbeschleunigen aus der letzten Kurve zu weit auf den Streckenrand, verlor die Kontrolle über sein Auto und crashte dieses, was zu einer sechsminütigen Unterbrechung führte. Hülkenberg überstand die Situation unverletzt, hinterließ seinen Mechanikern aber Arbeit für einen langen Tag in der Garage.

Mercedes: Die "Wunderfelgen" sind zurück

Interessante Randnotiz des Freitags: Mercedes fuhr nach zwei Niederlagen in Austin und Mexiko erstmals wieder mit den gelochten "Wunderfelgen", die das Team im Spätsommer von Sieg zu Sieg getragen haben.

Das war aber laut Teamchef Toto Wolff nicht der Grund für den Formanstieg: "Nein", winkt er im 'ORF'-Interview ab. "Wir waren eigentlich auf dem Longrun nicht sehr gut. Eine Runde ist in Ordnung, aber der Longrun ist nicht ideal."

Trotzdem hat der Österreicher allen Grund dazu, für den Gewinn der Konstrukteurs-WM optimistisch zu sein. Mercedes hat zwei Rennen vor Schluss 55 Punkte Vorsprung auf Ferrari. Ein Doppelsieg ist aber nur 43 Punkte wert. Das heißt, Ferrari muss am Sonntag mindestens 13 Punkte aufholen, um zumindest noch mit einer theoretischen Chance nach Abu Dhabi zu fliegen ...

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