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"Hilfloser" Ricciardo hat endgültig genug von Red Bull: "Lasse Gasly fahren ..."
Daniel Ricciardo musste in Mexiko den nächsten bitteren Rückschlag hinnehmen und spricht von einem Sonntagsfluch - Steigt er wirklich vorzeitig aus?
(Motorsport-Total.com) - "Ich würde es als Enttäuschung beschreiben", sagt Daniel Ricciardo, "aber das Gefühl ist stärker als das." Es ist der Einblick in das Seelenleben des Sonnyboys der Formel 1, der sein Lachen mittlerweile verloren hat. Der Australier hatte gedacht, dass er mit der Pole am Samstag seinen Teufelskreis durchbrochen hat, doch am Sonntag im Rennen holte ihn das Pech wieder ein. "Ich weiß wirklich nicht mehr. Das Auto ist verflucht", hadert er.
Ricciardo war auf dem Weg zu Rang zwei, als zehn Runden vor dem Ende Rauchzeichen aus seinem RB14 kamen. "Ich habe nur 'pass-fail' auf meinem Display gesehen. Ich schätze, dass es irgendein Hydraulik-Defekt sein muss und ich deswegen sofort aufgeben musste", sagt er. Ricciardo stellte seinen Boliden nach dem frühen Aus in Austin erneut ab - es war bereits der sechste Ausfall in den vergangenen elf Rennen.
Die genaue Ursache für das erneute Aus hatte Red Bull kurz nach dem Rennen noch nicht herausfinden können, doch das dürfte Ricciardo in dem Moment auch vollkommen egal gewesen sein. Teamkollege Max Verstappen hatte das Rennen gewonnen, das eigentlich sein großer Wendepunkt werden sollte. Doch während Verstappen auf dem Podium feiern durfte, musste Ricciardo in der Box von Red Bull getröstet werden.
Selbst Teamchef Christian Horner schüttelte nur noch ungläubig mit dem Kopf. "Das ist einfach riesig enttäuschend für ihn", sagt der Brite. "Ich bin am Boden zerstört, dass wir ihn verloren haben." Denn bis dahin hatte der Australier ein gutes Wochenende gezeigt und sich nach einem schwachen Start wieder auf Rang zwei nach vorne gekämpft. "Er hat einen tollen Job gemacht, Sebastian (Vettel; Anm. d. Red.) hinter sich zu halten. Ich bin überzeugt, dass ihm das bis zum Ende des Rennens gelungen wäre", so Horner.
Was ist nur an Sonntagen los?
Ricciardo wartet damit weiterhin auf einen ersten echten Podestplatz. Zweimal stand er in dieser Saison auf dem Treppchen - nämlich bei seinen beiden Siegen. Seit seinem Erfolg von Monaco kommt der Red-Bull-Pilot aber auf keinen grünen Zweig mehr - und selbst bei seinem Sieg in Monte Carlo kämpfte er mit einem kaputten Auto.
Nach dem Rennen konnte man Ricciardo anmerken, wie niedergeschlagen er war. "Hilflosigkeit - das trifft es glaube ich am besten", sagt er und glaubt beinahe wirklich an einen Fluch. "Es war das erste saubere Wochenende seit langem und dann heute", hadert er. Das erste Beispiel seien schon die Starts gewesen. Das ganze Wochenende über hätten sie problemlos funktioniert. "Aber beim Vorstart war das Auto plötzlich außer Rand und Band, so wie beim Rennstart dann auch."
Durch den schlechten Start fiel er zunächst auf Position drei zurück und musste sich anschließend erst gegen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel behaupten. "Ich hole die Pole gestellt und verliere dann den Start. Sonntag will es einfach nicht klappen, selbst wenn mein Samstag klasse läuft", sagt er. Ricciardo ist ratlos: "Sonntags passieren Dinge, die ich nicht mehr erklären kann."
Ricciardo: "Sehe keinen Grund überhaupt aufzutauchen"
Natürlich gab es in den vergangenen Wochen auch Verschwörungstheorien. Seit Ricciardo seinen Wechsel zu Renault verkündete, waren die Defekte auffällig häufig zu beobachten. Doch das ist für Experten keine Erklärung: "Die Teams investieren nicht mehrere hundert Millionen Euro in ihre Formel-1-Programme um dann eines ihrer eigenen Autos zu sabotieren", winkt Ex-Pilot Martin Brundle ab. Und auch Ricciardo selbst sagt: "Ich weiß auch, dass das hier niemand mit Absicht macht."
"Aber ich kann den Teufelskreis irgendwie nicht durchbrechen", sagt er fast resignierend. Ricciardo hat die Schnauze voll von der Situation, wie er in Interviews nach dem Rennen durchblicken lässt. "Es ist zum Kotzen und ich bin an einem Punkt, wo ich mich frage, warum ich sonntags überhaupt auftauchen sollte", meint er und kündigt an: "Ich lasse Gasly damit fahren, ich bin durch mit diesem Auto."
Dass der Australier in Brasilien wirklich nicht mehr auftaucht, kann sich aber niemand so recht vorstellen. "Ich will nicht, dass das Kapitel hier so endet", sagt er selbst. "Ich bin ein positiver Mensch und werde morgen früh vielleicht wieder mit einem Lächeln auf den Lippen aufwachen."