Ausstiegsdrohung: Horner zeigt Verständnis für Daniel Ricciardo
Red-Bull-Teamchef Christian Horner kann Daniel Ricciardos harte Aussagen nachdem Mexiko-Rennen verstehen und wünscht ihm für die letzten zwei Rennen mehr Glück
(Motorsport-Total.com) - "Ich lasse Gasly fahren. Ich bin durch mit dem Auto", kündigte Daniel Ricciardo nach dem Rennen an. Der Australier sieht keinen Sinn mehr darin, sonntags noch aufzutauchen und die letzten beiden Rennen in Brasilien und Abu Dhabi zu bestreiten, nachdem ihn sein Red Bull in Mexiko wieder einmal im Stich ließ. Zwar glaubt kaum jemand, dass Ricciardo seine Drohung in die Tat umsetzen wird, doch Teamchef Christian Horner hat Verständnis für die Reaktion seines Piloten.
"Er hatte gerade einen unglaublich frustrierenden Nachmittag. Ich bin sicher, dass man verstehen kann, dass die Emotionen bei ihm hochkochen", sagt der Brite. Ricciardo wurde zehn Runden vor Rennende von einem technischen Defekt befallen, als er auf Rang zwei lag - es war sein sechster Ausfall in den vergangenen elf Rennen. "Das ist nicht nur für ihn enttäuschend, sondern für das gesamte Team", sagt Horner.
Zwar konnte Teamkollege Max Verstappen gewinnen, doch Ricciardo musste sich in der Box von seiner Mannschaft trösten lassen. "Das ist ein bittersüßer Sieg", sagt Horner. "Man kann seine Frustration verstehen, und ich hoffe, dass die dunkle Wolke, die ihn verfolgt, in den letzten beiden Rennen verschwinden wird."
Ein eingehendes Gespräch hatte der Teamchef mit seinem Schützling aber noch nicht: "Wie man sich vorstellen kann, wollte er die Strecke so schnell wie möglich verlassen. Wir reden dann später, wenn sich die Situation beruhigt hat", so Horner.
Was zum Aus geführt hat, ist immer noch nicht ganz klar. Erst war von einem Hydraulikproblem die Rede, mittlerweile hat man eher die Kupplung im Verdacht, die laut Horner schon in der sechsten Runde Probleme gemacht hat, wie man in den Daten gesehen habe. "Es sieht so aus, als sei es das gleiche Problem, das Max am Freitag hatte. Sie müssen es jetzt lokalisieren und zuhause verstehen."
Wäre der Defekt am RB14 nicht aufgetreten, dann ist sich der Teamchef sicher, dass Ricciardo Platz zwei gegen Sebastian Vettel hätte verteidigen können. Zwar hatte der Ferrari-Pilot frischere Reifen, doch in der verwirbelten Luft wären diese eingegangen. Zudem hätten sich Ricciardos Reifen nach einem Zwischentief wieder erholt. "Er wäre bis zum Ende durchgekommen und hat konkurrenzfähige Rundenzeiten gezeigt", so Horner. "Sebastian war zwar im ersten Sektor schneller, doch im zweiten und dritten konnte Daniel wegziehen."
Man darf sich nun fragen, ob Ricciardo wirklich genug von Red Bull hat. Der Wechsel zu Renault scheint für viele Außenstehende das falsche Manöver gewesen zu sein. Viele seiner Defekte kamen von den Franzosen, und wie unterlegen der Rest des Feldes ist, hat Mexiko eindeutig gezeigt. Nico Hülkenberg konnte zwar Sechster werden, hatte dabei aber unglaubliche zwei Runden Rückstand aufzuweisen.
Bereut er seinen Wechsel? "Das kann nur Daniel beantworten", winkt Horner ab. "Es hat keinen Sinn, das mit ihm anzusprechen. Seine Entscheidung ist gefallen." Doch einen Seitenhieb kann er sich nicht verkneifen: "Er hat an diesem Wochenende ein konkurrenzfähiges Auto gefahren, das auf der Pole-Position stand. Man kann den Unterschied zwischen diesem Teil des Grids sehen und dem anderen Teil, der zwei Runden zurück ist."