Formel 1 Mexiko 2018: Tech-Probleme kosten Verstappen die Pole!
Daniel Ricciardo fährt in letzter Sekunde wie aus dem Nichts auf die Pole in Mexiko - 26 Tausendstel und die Technik entscheiden das Red-Bull-interne Duell
(Motorsport-Total.com) - Das (wider Erwarten trockene) Qualifying zum Grand Prix von Mexiko endete am Samstagabend deutscher Zeit mit einer Überraschung. Denn nach drei Trainingsbestzeiten en suite sicherte sich nicht Red-Bull-Favorit Max Verstappen die Pole-Position, sondern sein Teamkollege Daniel Ricciardo. Vor Verstappen, Lewis Hamilton (Mercedes) und Sebastian Vettel (Ferrari).
Ricciardo war in jeder einzelnen Session des Wochenendes langsamer als Verstappen gewesen, in Q1 um 0,110 und in Q2 um 0,205 Sekunden. Selbst im ersten Q3-Run fehlten ihm noch 0,245 Sekunden. Aber dann schaffte Verstappen auf der alles entscheidenden Runde keine Verbesserung, und Ricciardo gewann, von P4 kommend, das teaminterne Duell um 0,026 Sekunden!
Für den Australier ist es die erste Karriere-Pole außerhalb von Monaco: "Ich wusste, dass was geht", strahlt er. "Ich hatte im Training nicht die sauberste Runde erwischt und wusste, dass ich meine drei besten Sektoren zusammenbekommen muss. Max hat das schon das ganze Wochenende geschafft - und ich jetzt am Ende auch. Es war dann nicht die allersauberste Runde. Aber es hat gereicht!"
Der 29-Jährige verhindert damit, dass sich Verstappen als jüngster Polesetter aller Zeiten in die Geschichtsbücher eintragen darf. Zurecht, wie Teamchef Christian Horner findet: "Max hatte das gleiche Auto und die gleiche Chance. Daniel hat in Q3 den besseren Job gemacht." Und zwar "aus dem Nichts", wie der Brite jubelt.
Verstappen im ersten Interview stinkig
Verstappen tut die verpasste Chance auf den Pole-Rekord weh: "Das ganze Qualifying war scheiße", flucht er vor laufenden Kameras. "Ich hatte wieder das gleiche Problem wie am Freitagnachmittag. Die Motorbremse war nicht so, wie ich sie wollte, und deshalb haben die Räder blockiert." Aber: "Ich hatte gehofft, dass es trotz all der Probleme reichen wird."
Was im TV nicht zu sehen war: Verstappen hatte jedes Mal beim Runterschalten blockierende Hinterräder. Das trat schon im Abschlusstraining auf und zog sich ins Qualifying hinein. Er versuchte noch, dem entgegenzuwirken, indem er die Bremsbalance laufend verstellte - im Kampf um Tausendstelsekunden natürlich alles andere als ideale Voraussetzungen.
Für Red Bull ist Mexiko die erste Doppel-Pole seit Austin 2013 (Vettel vor Webber). Aber die drückende Dominanz des Freitags war am Samstag nicht mehr vorhanden. Hamilton fehlten auf Platz drei 0,135 Sekunden. "Ein guter Platz für den Start", sagt der angehende Weltmeister. "Ich bekomme guten Windschatten von den Jungs vor mir. Ich hoffe, zumindest einen Platz gutzumachen!"
Mercedes im Rahmen der Erwartungen zufrieden
Sein Renningenieur Peter Bonnington funkte am Ende der Session: "Das war besser, als es gestern aussah." Auch bei Valtteri Bottas: 0,401 Sekunden Rückstand auf die Pole sind weniger als erwartet. Dass es trotzdem nur der fünfte Platz wurde, 0,170 Sekunden vor Landsmann Kimi Räikkönen (Ferrari), der über Untersteuern klagte, lag an den heute extrem knappen Abständen.
Im Gegensatz zu Austin-Sieger Räikkönen bekam Vettel die Balance seines Ferrari für die Entscheidung einigermaßen in den Griff. Am Ende fehlten 0,211 Sekunden auf die Pole und 0,076 Sekunden auf Hamilton. Die beiden WM-Rivalen stehen morgen nebeneinander in der zweiten Startreihe. Aber Hamilton reicht schon ein siebter Platz, um definitiv Weltmeister zu werden.
Vettel: Im dritten Sektor fehlen zwei Zehntel
Vettel findet, dass er in Q3 "keine schlechte Runde" hingelegt hat, "aber ich hatte ein paar kleine Rutscher hier und da. Und dann reicht's halt nicht. Ich wusste, dass die anderen im letzten Sektor viel schneller sind. Der Plan, bis dahin schon Zeit gutzumachen, hat nicht ganz gepasst. Uns fehlt es an Abtrieb. Das sieht man: Wir sind die Schnellsten auf den Geraden. Aber zu langsam in den Kurven."
Der zweite Deutsche im Feld, Nico Hülkenberg, entschied mit Platz sieben ("Best of the Rest") das Renault-Stallduell 2018 endgültig für sich. Zwei Qualifyings vor dem Ende liegt er gegen Carlos Sainz uneinholbar mit 11:8 in Führung. "Das ist das Beste, was für uns möglich ist", kommentiert er seinen Rückstand von 1,068 Sekunden auf die Pole.
Renault war in Mexiko konstant das viertbeste Team. In die drei Topteams hineinzuschnuppern, wie das am Freitag gelungen ist, sei aber "nicht realistisch", findet Hülkenberg. Vielmehr konzentriert er sich auf die, die hinter ihm stehen: Sainz, Sauber-Junior Charles Leclerc und Marcus Ericsson. Die müssen allesamt auf dem fragilen Hypersoft ins Rennen gehen.
Start auf Hypersoft für die Top 10 ein Nachteil?
Vielleicht ein entscheidender Nachteil gegenüber der sechsten Startreihe, bestehend aus Esteban Ocon (Force India) und Fernando Alonso (McLaren)? Die haben ebenso freie Reifenwahl wie Lokalmatador Sergio Perez (Force India), der in Q2 als 13. die Segel streichen musste - und auch noch sein internes Stallduell um drei Zehntelsekunden verlor.
Denkbar spannend war diesmal schon Q1. Alonso wurde zuerst die Zeit gestrichen. Dann ging er ein zweites Mal raus und schaffte als 14. gerade noch den Aufstieg. Hauchdünn vor Leclerc. Der hatte seinerseits 0,049 Sekunden Vorsprung auf Romain Grosjean, der in Q1 die Segel streichen musste. Genau wie Teamkollege Kevin Magnussen (18.).
Doppel-Aus für Haas schon in Q1
Für Haas eine herbe Enttäuschung, auch wenn sich ein schwieriges Qualifying schon am Samstagmorgen abgezeichnet hatte. Denn da konnte Magnussen wegen eines notwendig gewordenen Tauschs des Ladeluftkühlers nur eine einzige Runde drehen.
Das war aber nicht der Hauptgrund für das frühe Ausscheiden: "Wir kriegen die Reifen einfach nicht ins Temperaturfenster", seufzt Magnussen. Und Grosjean (plus drei Plätze wegen Kollision mit Leclerc in Austin) ergänzt achselzuckend: "Irgendwie passen Mexiko und Haas nicht zusammen. Dabei haben wir alles Mögliche ausprobiert."
Das Rennen am Sonntag steigt zur Primetime im deutschen Hauptabend und wird ab 19:45 Uhr im Ticker von Motorsport-Total.com und Formel1.de live übertragen. Optimal mit den Apps für Smartphone und Tablet. Sebastian Vettel macht seinen Fans Mut, wenn er sagt: "Unser Topspeed ist gut. Vielleicht geht was in die erste Kurve hinein!"