• 06. Oktober 2018 · 13:31 Uhr

Ausgerechnet im Honda-Land: Wie sich Toro Rosso in die Top 10 "log"

Toro Rosso bejubelt beim Grand Prix von Japan das beste Qualifying der Saison - Laut Teamchef Franz Tost ein Zusammenspiel aus Fahrern und neuem Motor

(Motorsport-Total.com) - Es sind ausgerechnet die Toro-Rosso-Piloten, denen beim Qualifying ein Überraschungsergebnis gelang. Es geschah ausgerechnet beim Grand Prix von Japan Formel 1 2018 live im Ticker, dem Heimatland von Motorenpartner Honda. Und es war ausgerechnet Brendon Hartley, der bei der Gelegenheit seinen Teamkollegen Pierre Gasly erst zum vierten Mal in dieser Saison schlagen konnte. Der viel kritisierte Neuseeländer wird am Sonntag von einem sensationellen Startplatz sechs ins Rennen gehen. Das hat er auch einem Trick seines Ingenieurs zu verdanken. Gasly ist immerhin noch Siebter geworden. Nun will das Duo den japanischen Fans auch im Rennen eine Show bieten.

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Schon ein gefühlter Sieg? Brendon Hartley feiert in Suzuka ein "emotionales" Qualifying Zoom Download

Das Qualifying zeichnet sich am Samstag durch seine durchwachsenen Bedingungen aus. Auch von den immer wiederkehrenden und Chaos verursachenden Schauern konnte Toro Rosso profitieren. "Es spielt sicher alles zusammen", räumt Teamchef Franz Tost ein. "Aber das Wichtigste ist der neue Honda-Motor. Da haben sie wirklich gute Arbeit geleistet. Und wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Fahrer gegen Ende der Saison schon mehr Erfahrung haben. Das Auto ist sicher ganz okay. Aber am besten sind der Motor und die Fahrer."

Toro Rosso hat endlich die dritte Ausbaustufe ihres diesjährigen Motors zum Einsatz gebracht, die in Sotschi noch lediglich im Training angefahren wurde. "Ich glaube nicht, dass wir ohne dieses Update um Q3 hätten kämpfen können", ist Hartley überzeugt. "Ich weiß nicht, ob es eine halbe Sekunde ist, aber wir sind auf jeden Fall schneller. Wir haben es ja sonst nie in Q3 geschafft - bis auf Budapest, wo es auch nass war. Im Rennen kann man das schwer vergleichen, weil es da auch auf die Streckenbeschaffenheit und verschieden Aerodynamik-Level geht. Aber man sieht es sehr deutlich an den Rundenzeiten."

Hartley mit dem richtigen Zeichen für seine Zukunft?

Für Hartley ist es überhaupt erst das zweite Mal, dass er aus den Top 10 starten wird. "Das hat mich ehrlich gesagt sogar recht emotional gemacht", räumt er ein. "Das ist eigentlich nicht meine Art. Aber es hat sich mit dem ganzen Mist der vergangenen Monate einfach aufgestaut. Mir war immer klar, dass ich das Jahr über immer besser geworden bin. Aber es lief halt nicht immer so, wie ich es mir vorgestellt habe. Einiges davon konnte ich in den Medien nicht diskutieren."

"Aber heute: Neuer Motor, schwierige Bedingungen, eine echte Fahrer-Strecke, mein erstes Mal auf der Strecke - da bin ich sehr, sehr glücklich, Platz sechs geschafft zu haben." Und diese Topleistung ist auch an seinem Chef nicht entgangen. Tost betont in dem Zusammenhang noch einmal: "Wenn ein Fahrer gute Leistung bringt, dann gibt es keinen Grund, ihn loszuwerden." Hartley hat noch keine feste Zusage für 2019.

Der 29-Jährige kann sich heute aber nicht nur bei Honda, sondern auch bei seinem Ingenieur bedanken. Mattia Spini hatte eine ungewöhnliche Maßnahme gefunden, seinen Fahrer die Extra-Motivation für den dritten Qualifying-Abschnitt zu geben. Das kam so: Einer der vielen unvorhersehbaren Schauer hatte die Strecke am Ende von Q2 erreicht. Zu Beginn von Q3 war daher unklar, welche Bedingungen vorherrschen würden.

Gasly mehr erleichtert als enttäuscht

"Die Abschnitte waren eigentlich alle schwierig. Denn die Randsteine waren alle nass und man musste sehr vorsichtig vorgehen. In Q3 hat mir mein Ingenieur gesagt, dass die Force India ihre Zeit verbessern konnten, die Strecke also auf jeden Fall in Ordnung sei. Erst, als ich auf den Zeitenmonitor geschaut habe, habe ich gemerkt, dass er mich angelogen hat", lacht Hartley. "Aber das gab mir das Vertrauen auf guten Grip, was im Endeffekt geholfen hat."

Teamkollege Gasly ist über das verlorene Qualifying-Duell weniger enttäuscht als vielmehr erleichtert darüber, dass ihm selbst noch die Wende gelang. Denn bis zum Samstagnachmittag hatte er in Suzuka einige Rückschläge einstecken müssen. Im zweiten Training hatte ihn eine defekte Benzinpumpe ausgebremst. Im dritten Training waren es ungeklärte Motorenprobleme, die ihn von der Qualifying-Vorbereitung abhielten. Es habe Unregelmäßigkeiten beim Hochschalten gegeben und er habe unter Powerverlust gelitten.

"Ich freue mich sehr für das Team", betont er. "Natürlich bin ich ein wenig enttäuscht, weil ich denke, dass Platz fünf möglich gewesen wäre. Aber nach den Problemen konnte ich den Motor nicht so aggressiv rannehmen wie Brendon." Er vermutet, rund drei Zehntelsekunden liegen gelassen zu haben, womit er Haas-Konkurrent Romain Grosjean noch hätte einholen können. Dennoch hat sich Gasly in der Formel 1 selbst erst zweimal besser als Platz sieben qualifiziert.

Warnung vor vorzeitiger Euphorie

Auch der zukünftige Red-Bull-Pilot berichtet von einem guten Eindruck des neuen Motors. Er warnt jedoch vor frühzeitiger Euphorie. "Keine Party, bevor wir es nicht auch im Rennen umgesetzt haben! Das Rennen hat viele Runden und ich bin mir noch nicht sicher, wie viel wir über die Distanz herausholen können."

Seine Taktik: "Das Beste wäre wohl, Grosjean gleich am Start zu kassieren und die Position zu halten. Wir wissen, dass wir nicht gegen Ferrari und Red Bull fahren. Aber man kann hier nicht gut überholen, also hat man am Start die beste Gelegenheit."

Hartley hofft derweil auch im Rennen auf Hilfe vom Team. "Ich hoffe, dass sie nett zu mir sein werden und mich im Gegensatz zu so manchem Rennen bei der Strategie etwas bevorzugen." Auch wenn Gasly meist in besserer Position lag und deswegen Vorrang bekam, wären oft gesplittete Strategien gefahren worden, die für ihn nicht aufgingen. "Mit beiden Autos in den Top 10 empfiehlt sich aber ohnehin eine Strategie, die beiden zugutekommt", sagt er.

Was Toro Rosso braucht

Toro Rosso braucht in Suzuka neben einem guten Ergebnis für Honda auch noch einmal eine ordentliche Punkteausbeute für die Konstrukteurs-WM. Auf Platz acht liegend fehlen ihnen momentan nur fünf Punkte auf Force India aber schon 23 auf McLaren. Von hinten drängt außerdem Sauber mit nur drei Punkten Abstand.

"Zum Glück kann man hier nicht so gut überholen", so Teamchef Tost. "Mit einer guten Strategie sollten wir in einer Position sein, viele Punkte zu sammeln. Und die brauchen wir, denn Sauber kommt immer näher."

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