Toro Rosso: Gefährliche Bremsdefekte bleiben (vorerst) ein Mysterium
Pierre Gasly und Brendon Hartley waren machtlos: Die Bremsflüssigkeit in ihren Autos überhitzte und ließ die Bremspedale plötzlich weich werden - Ursache unklar
(Motorsport-Total.com) - Die Toro-Rosso-Mannschaft steht vor einem gewaltigen Rätsel: Pierre Gasly und Brendon Hartley wurden beim Russland-Grand-Prix am Sonntag Opfer mysteriöser Bremsdefekte, die die Verantwortlichen zwangen, beide Autos zurückzuziehen. Während den Ingenieuren kurz nach den Vorfällen dämmerte, was passiert war, braucht es eine tiefere Analyse, um die Ursache zu ergründen.
Rückblende: Praktisch zeitgleich drehten sich Gasly und Hartley in der Anfangsphase mit qualmenden Reifen unverschuldet von der Strecke. "Vom Start weg plagte mich schon das Gefühl, dass das Bremspedal etwas seltsam wäre", sagt der Franzose. Hartley ergänzt: "Bei mir hat es in der zweiten Runde angefangen. Da habe ich auch etwas Übersteuern bemerkt." Bis dato war es verschmerzbar.
Dass Hartley in der vierten Runde an die Box kam, war auch noch geplant - Toro Rosso wollte so früh wie möglich auf den stark eingeschätzten Soft-Reifen wechseln und sich mit einer offensiven Taktik nach vorne bugsieren. "Als ich dann auf die erste Kurve zugefahren bin, hat die Bremse versagt. An der Hinterachse hat sie sofort blockiert. Ich wäre fast in die Mauer gedonnert", so Hartley.
Exakt das Gleiche erlebte ein machtloser Gasly: "Es ging einfach nichts mehr", meint er. "Der Sensor an der linken Vorderradbremse war ausgefallen und als ich Kurve 4 angebremst habe, war das Pedal komplett weich. Der gesamte Bremsdruck ging auf die Hinterachse." Keine Chance, das Auto abzufangen. Toro Rosso beorderte beide Piloten in Schleichfahrt zurück an die Box - Feierabend!
Teamchef Franz Tost weiß: "Warum auch immer: Die vorderen Bremsen wurden sehr heiß und ein Kolben innerhalb des Bremssattels hing fest. Deshalb ist die Bremsflüssigkeit überhitzt und das Pedal wurde weich." Wo der plötzliche Temperaturanstieg seinen Ursprung hatte, weiß der Österreicher nicht. "Es galten ja Parc-ferme-Regeln. Wir haben also im Vergleich zum Qualifying nichts verändert." Und schon in den Trainings waren die identischen Komponenten im Einsatz gewesen.
Eine Theorie ist, dass das elektronische Bremspedal mit den Vorfällen in Verbindung steht. Hartley ist zuversichtlich, dass bald Licht ins Dunkel kommt und er sich in wenigen Tagen in Suzuka keine Sorgen machen muss: "Das Team ist gut aufgestellt und weiß schnell zu reagieren", sagt er.