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Lewis Hamilton ganz cool: Buhrufe machen mich nur stärker!
Sogar Kimi Räikkönen verurteilt die Buhrufe der Tifosi in Monza, doch Lewis Hamilton findet diese "akzeptabel" und zieht daraus nur noch mehr Kraft
(Motorsport-Total.com) - Es geht leidenschaftlich zu in Monza, und ebenso laut, wie Kimi Räikkönens Pole-Position am Samstag bejubelt wurde, wurde "Erzfeind" Lewis Hamilton ausgebuht. Am Samstag ein bisschen lauter als am Sonntag sofort nach dem Rennen, doch spätestens als der Siegerpokal überreicht wurde, setzten die Buhrufe der Tifosi wieder ein.
"Ich finde das nicht nett", verurteilt sogar Räikkönen das Verhalten der Ferrari-Fans. "So etwas sollte es nicht geben, aber das ist natürlich nicht meine Entscheidung. Kommt vor, so ist das Leben. Aber nett ist es nicht."
Wie gut, dass Hamilton die Attacken nicht persönlich nimmt: "Das belastet mich nicht. Ich denke ehrlich gesagt gar nicht groß drüber nach, sondern lächle einfach drüber hinweg."
Was die Tifosi wahrscheinlich nicht geahnt haben: "Als Lewis nach dem Qualifying ausgebuht worden ist, habe ich sein Gesicht gesehen", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Ich kenne ihn nun schon ein paar Jahre, und ich dachte mir: 'Macht genau so weiter! Das ist genau das, was er braucht!' Bei sowas fährt er nur hoch. Das macht ihn stärker."
Hamilton bestätigt das: "Diese Negativität ist für mich eigentlich positiv, denn ich sauge das auf und wandle es in positive Energie um. Das fällt mir ganz leicht. Ich begrüße das. Wenn sie so weitermachen wollen, sehr gut, denn das macht mich nur stärker." Nach dem Motto: Euch werde ich's schon noch zeigen! Genau so, wie er es in Monza getan hat.
Dass er ausgebuht wurde, im Ferrari-Land von den Ferrari-Fans, sei grundsätzlich "akzeptables" Verhalten. "Das gibt es in jedem Sport", sagt Hamilton. Aber: "Ich verstehe es halt nicht. Ich war bei Fußballspielen, ich war bei NFL-Matches, ich war beim Basketball, beim Rugby. Aber ich habe noch nie das gegnerische Team ausgebuht. Und meine Freunde tun das auch nicht. Ich kann die Psychologie dahinter nicht nachvollziehen."
In der ersten Reaktion auf dem Podium erwies sich Hamilton als besonders fair und verkniff sich ätzende Kommentare über das Buh-Konzert. Lediglich der Kommentar über die "besten Fans der Welt", den er sonst bei fast jedem Grand Prix gebetsmühlenartig herunterbetet, kam ihm in Monza nicht über die Lippen.
Trotzdem zeigte er sich versöhnlich: "Zuerst möchte ich Ferrari meinen Respekt aussprechen. Sie waren dieses Wochenende eine gewaltige Herausforderung für uns. Sie haben fantastische Arbeit geleistet." Und auch Wolff zeigte sich um friedliche Signale bemüht: "Ich verstehe das Ausbuhen. Die Tifosi sind fantastisch, sie unterstützen Ferrari."
Mitten in der Menge befand sich ein Transparent, offensichtlich an Hamilton gerichtet, mit der Aufschrift "Willkommen in der Hölle". Doch das übersah der Mercedes-Fahrer ganz bewusst. Stattdessen versuchte er, seine Fans mit britischer Flagge in der Hand vom Podium aus zu identifizieren und einzeln zu grüßen. Obwohl diese in der roten Menge kaum sichtbar waren.
"Ich habe diese Fans, die rund um die Welt reisen, um mich zu unterstützen", sagt er. "Ich weiß, dass sie da sind, und ich bin so stolz auf sie. Wenn du in einem Meer aus Rot stehst und die alle buhen, und dann steht da ein Kind mit einer Flagge für mich, dann kann ich mir ungefähr ausmalen, wie unangenehm das sein muss, weil alle Augen auf dieses Kind gerichtet sind."
Hamilton zeigte sich bemüht, die Tifosi nicht anzugreifen oder zu beleidigen, trotz der Buhrufe. Denn man weiß ja nie: Vielleicht wird das irgendwann doch noch was mit dem Wechsel zu Ferrari. Und dann wäre es fatal, es auf eine Feindschaft mit den Tifosi angelegt zu haben.
Übrigens: Eine kleine Spitze konnte sich das Mercedes-Team dann doch nicht verkneifen. In der Auslaufrunde wurden Hamilton und Bottas aufgefordert, Seite an Seite Formation zu fahren. "Um es unseren italienischen Kollegen zu zeigen", wie es am Boxenfunk hieß ...