• 02. September 2018 · 19:29 Uhr

Vettel gibt Hamilton Schuld für Crash: "Hatte keine Wahl!"

Sebastian Vettel schiebt Lewis Hamilton den Schwarzen Peter für die Kollision zu, doch der behauptet, genug Platz gelassen zu haben

(Motorsport-Total.com) - Am Samstag hüpfte das Tifosi-Herz aufgrund der Doppelpole von Ferrari noch höher, doch am Sonntag folgte bereits nach einer halben Runde in Italien die ganz große Ernüchterung. Ausgerechnet die WM-Rivalen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton kollidierten in der zweiten Schikane von Monza miteinander. Vettel drehte sich dabei und fiel ans Ende des Feldes zurück. Am Ende erreichte der Deutsche noch Rang vier, während Hamilton siegen und die WM-Führung ausbauen konnte.

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Für Sebastian Vettel war der Sieg in Monza früh außer Reichweite Zoom Download

Die Berührung zwischen den beiden war nach dem Rennen natürlich das große Thema. Hamilton hatte Vettel bei der Anfahrt auf die zweite Schikane außenherum angegriffen, Vettel wollte nicht nachgeben und es kam zur Berührung, bei der sich Vettel drehte und seinen Frontflügel beschädigte, sodass er erst einmal in die Box fahren musste. "Das war dumm. Wo wollte er hin?", raunzte der Heppenheimer über den Funk und machte somit klar, wen er als Schuldigen sieht.

Auch nach dem Rennen bleibt Vettel bei seiner Meinung. Er habe Räikkönen attackieren wollen, dann aber zurückgezogen, um nichts Unüberlegtes zu tun. Dabei habe Hamilton eine Lücke gesehen. "Und dann hat er mir überhaupt keinen Platz gelassen. Ich hatte überhaupt keine andere Wahl, als in ihn reinzufahren und ihn zu berühren", sagt er. "Ich wollte es noch verhindern, aber ich konnte es nicht. Leider war ich es dann, der sich gedreht hat, was etwas ironisch ist."

Rosberg: Sebastian zu 110 Prozent schuld

Kollisionsgegner Lewis Hamilton hat beim Blick auf die Bilder eine ganz andere Sicht auf die Dinge: "Schaut, da ist eine Menge Platz neben mir! Ich weiß nicht, ob er etwas Abtrieb hinter Kimi verloren hat, aber definitiv ist links neben mir eine Autobreite Platz", betont er. "Ich schätze, er hat sich einfach vertan. Wir haben uns kurz berührt, was das Auto etwas beschädigt hat, aber ich konnte weiterfahren."

Dass Vettel sein Manöver im ersten Moment als "dumm" bezeichnet hat, nimmt ihm der Mercedes-Pilot aber nicht übel: "Es hat doch funktioniert", scherzt er angesichts der positiven Konsequenzen für ihn. "Der Kommentar geschah im Eifer des Gefechts, und es ist nie ein gutes Gefühl, wenn du dich drehst und die anderen dann auf dich zufahren. Ich nehme das nicht so ernst", sagt Hamilton weiter. "Ich weiß, wie es in so einer Situation ist."

Die Rennkommissare untersuchten den Vorfall, sprachen aber keine Strafe aus. "Es war ein Rennunfall", winkt auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ab. Ex-Pilot Nico Rosberg geht in seiner Beurteilung hingegen etwas kritischer mit Sebastian Vettel ins Gericht: "Lewis trifft keine Schuld, weil er ihm einen Haufen Platz lässt. Man kann ihm absolut keine Schuld geben", sagt er und legt sich fest: "Das ist zu 110 Prozent die Schuld von Sebastian."

Vettel gibt zu: Im Nachhinein anders gemacht ...

Doch ungeachtet der Schuldfrage waren die Konsequenzen eindeutig: Hamilton konnte unbeeindruckt weiterfahren und sich im weiteren Rennverlauf den Sieg holen, Vettel musste sein Auto mit beschädigtem Frontflügel an die Box schleppen und hatte zumindest das Glück, dass die Rennleitung das Safety-Car wegen des Startunfalls von Brendon Hartley (Toro Rosso) auf die Strecke schickte, sodass er zumindest den Anschluss an das Feld halten konnte.

Im Nachhinein, gibt Vettel zu, hätte er es natürlich anders gemacht, wenn er die Konsequenzen erahnt hätte. "Aber in dem Moment hat man nicht so viel Zeit zum Nachdenken", meint er. "Ich denke, ich würde auf der Innenlinie doch etwas mehr attackieren und dann versuchen, doch nebendran (neben Kimi; Anm. d. Red.) zu kommen. So habe ich dann gesehen, dass es eng wird, habe dann zurückgezogen. Aber wenn man so eingekeilt wird, gibt es auf einmal gar keinen Grip mehr ..."

Der Unfall in der Variante della Roggia war dabei nicht einmal die erste Berührung zwischen den beiden WM-Rivalen. Schon in der ersten Kurve nach dem Start war es zu einem kleinen Kontakt gekommen. "Ich war etwas überrascht, dass Seb nach links gezogen ist. Wir haben uns dann kurz berührt", schildert Hamilton, bevor der entscheidende zweite Angriff in der zweiten Schikane kam.

Hamilton: Manöver war der Schlüsselmoment

"Auch hier war ich wieder überrascht, dass Seb die Innenbahn gewählt hat und nicht außen neben Kimi gezogen ist", schildert der Brite weiter. "Das war meine Chance. Ich bin nach außen gefahren und habe sichergestellt, dass ich weit genug außen war. Vor ein paar Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, wenn man inne ist. Das ging nicht so gut aus ...", meint er.

Für Hamilton war das der Schlüsselmoment des Rennens, weil das von Startplatz drei sein unmittelbares Ziel gewesen sei. "An Seb zu Beginn vorbeigekommen zu sein, war ein riesiger Wendepunkt", so der Mercedes-Pilot. "Natürlich muss ich mir nicht die Replays anschauen, um zu sehen, was passiert ist. Ich habe schon auf dem Monitoren gesehen, dass er sich gedreht hatte, und dadurch hatte ich weniger Druck von hinten."

Dass er selbst am Ende der Dumme war und sich drehte und das Auto beschädigte, ärgert Vettel. "Es hätte auch anders ausgehen können", meint der Ferrari-Pilot. "Ich hatte dann das Pech, dass bei mir alles kaputtging und ich mich gedreht habe und bei ihm gar nichts war." Zumindest fuhr Vettel am Ende noch auf Rang vier und spricht von einem ordentlichen Speed "dafür, dass die halbe Kiste kaputt war."

Vettel trotz WM-Ausgangslage gelassen

"Wir haben noch eine Menge Punkte geholt, von daher hätte es auch deutlich schlechter sein können", sagt er weiter. Mehr als Schadensbegrenzung ist das aber nicht, denn das Ziel war heute klar: Den Tifosi den langersehnten Heimtriumph in Monza bescheren. Das hat Ferrari am heutigen Sonntag nicht geschafft, auch weil Kimi Räikkönen mit Reifenproblemen zu kämpfen hatte und Hamilton nicht am Sieg hindern konnte.

Das entscheidende Manöver bekam Vettel über die Videomonitore mit. "Es war enttäuschend, als er in Kurve 1 überholt wurde. Er hatte wohl einfach nicht die Pace", seufzt der viermalige Weltmeister und hat mit 30 Punkten nun schon einen deutlichen Rückstand in der WM. "Es hilft natürlich nicht, wenn man Punkte verliert, aber es ist nicht das Ende der Welt", versucht er Gelassenheit zu demonstrieren.

"Natürlich bin ich im Moment etwas niedergeschlagen, aber vor allem für die Leute hier. Wir hatten heute die Möglichkeit zu gewinnen, aber nicht wenn du nach drei Kurven Letzter bist", so Vettels Fazit. Sorgen macht er sich angesichts der WM-Situation aber noch keine: "Ich denke, dass wir die Pace hatten. Die Punkte mögen zwar nach viel klingen, aber eigentlich braucht es nicht lange, um sie nach unten zu bringen."

"Ich werde mich nicht zu sehr mit den Ereignissen heute beschäftigen", so Vettel weiter. "Es ist eine Enttäuschung, aber schon sehr schnell werde ich das hinter mir lassen und mich auf Singapur konzentrieren." Die Chance auf Wiedergutmachung kommt in zwei Wochen.

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