Stroll jubelt nach Q3-Einzug: "Haben das Ergebnis verdient"
Williams konnte dank Lance Stroll über einen Q3-Einzug jubeln, doch Sergei Sirotkin war trotzdem sauer: Er brachte sich mit einem "dummen Fehler" um die Chance
(Motorsport-Total.com) - Williams hatte am Samstag in Monza endlich wieder einmal Grund zur Freude, denn erstmals gelang dem Rennstall in dieser Saison der Einzug in Q3 (Formel 1 2018 live im Ticker). Lance Stroll ließ sein Talent im Qualifying aufblitzen und fuhr zu Startplatz zehn, Teamkollege Sergei Sirotkin wurde immerhin Zwölfter. Besonders für Stroll, der in diesem Jahr stark in der Kritik stand, war es ein wichtiger Schritt.
"Heute lief alles glatt", strahlt der Kanadier, der vom Q3-Einzug sehr überrascht gewesen war. "Ich bin fast verrückt geworden", lacht er über den Moment, als man ihm die Mitteilung ins Cockpit gab. "Ich weiß, dass wir das in der Form nicht erwartet hatten, aber es kam alles zusammen. Das Auto fühlte sich gut an, und ich konnte einen guten Windschatten bekommen. Das hat uns geholfen."
Monza scheint dem Williams-Piloten dabei zu liegen. Im Vorjahr glänzte er in der Qualifikation mit Rang vier, bevor er aufgrund von Strafversetzungen der Konkurrenz sogar aus der ersten Reihe starten durfte und im Rennen dann Siebter wurde. Auch heute fühlte er sich in seinem Auto endlich einmal wohl - zum ersten Mal seit vielen Monaten, wie er sagt. "Es war ein paar Monate nicht wirklich lustig im Cockpit, aber jetzt freue ich mich für das Team. Wir haben das Ergebnis verdient."
Stroll denkt nur an jetzt, nicht an Racing Point
Damit konnte der Youngster auch endlich einmal aus dem Schatten der Gerüchte treten, die ihn zu Racing Point schrieben, ihn dort aber nur sahen, weil er Sohn des neuen Teameigentümers ist. Stroll sagt, dass er nicht fahre, um Leuten zu beweisen, dass er Talent hat. "Ich will es mir selbst beweisen und nicht anderen. Ich denke nicht an die Zukunft, sondern genieße den Augenblick", betont er. "Wir sind endlich dabei, was dieses Jahr ziemlich selten war."
Schon der Einzug in Q2 kam für einige nach den Resultaten der vergangenen Wochen überraschend. Dass Stroll dort auch Achter wurde und in Q3 kam, war umso erstaunlicher - selbst für Williams. Denn es gebe keinen Aspekt, den man für den Erfolg verantwortlich machen will. "Ich denke einfach, dass das Team gute Arbeit geleistet hat, das Auto optimal auf die Strecke einzustellen", sagt Technikchef Paddy Lowe. "Wir haben das Auto das ganze Jahr über stetig verbessert."
Trotz des Erfolges gab es bei Williams auch verärgerte Gemüter. Sirotkin war sauer, dass er "die beste Form des gesamten Jahres" nicht auch nutzen konnte, um in Q3 einzuziehen. "Ich bin ehrlich gesagt sehr sauer über das Ergebnis", hadert der Russe. "Dass wir in Q3 gekommen wären, ist Fakt", behauptet er. Doch den Einzug habe er sich mit "etwas sehr Dummem" selbst versaut.
Sirotkin vergisst die Bremsbalance zurückzustellen
Denn Sirotkin habe die Bremsbalance bei jedem Versuch weiter nach vorne gestellt, ohne sie anschließend wieder zurückzustellen. "In jeder Runde habe ich die Balance nach vorne verstellt, und wieder nach vorne und wieder nach vorne", sagt er. Das stärker werdende Untersteuern habe er mit anderen Einstellungen am Lenkrad kompensiert, und das eigentliche Zurückstellen der Bremsbalance dabei schlicht und einfach vergessen.
"Weil das ein Qualifying ist, hat man viele andere Dinge im Kopf und andere Einstellungen, die man vornimmt", verteidigt er sich. "Man vergisst dann einfach, dass man es mit einem anderen Knopf automatisch zurückstellen muss." Den Fehler nimmt er dabei eindeutig auf seine Kappe: "Das war sehr dumm, die Chance nicht zu ergreifen. Dass Q3 möglich war und ich es nicht geschafft habe, ärgert mich mehr als alles andere in diesem Jahr."
Punkte morgen drin?
Fraglich ist, ob Williams seine gute Ausgangsposition aber auch morgen im Rennen behalten kann. Laut Lowe ist Williams auf den Geraden langsamer als die Konkurrenz, allerdings komme es auch in Monza nicht nur auf den Topspeed an. "Wenn du schneller durch Parabolica fahren kannst, weil du mehr Abtrieb hast, dann kannst du dich auf der Geraden sowieso verteidigen", erklärt er.
Punkte wären natürlich der große Traum des Teams. Das ist bislang erst einmal gelungen, als Stroll in Baku Achter wurde. Auch im Vorjahr glänzte der Kanadier in Aserbaidschan - und dann plötzlich in Monza wieder. Kann er das wiederholen und Sirotkin vielleicht sogar seine ersten Formel-1-Zähler einfahren? "Ich würde es gerne denken, aber es wird eine Herausforderung", sagt Stroll. "Ich werde mein Auto so breit wie möglich machen."
Auch Lowe ist eher verhalten optimistisch: "Unsere Rennpace war gestern nicht so schlecht, aber es ist schwierig, zuversichtlich zu sein, dass sie stark genug war, um in den Punkten zu bleiben", so der Technikchef. "Aber man weiß ja nie, wie das Rennen laufen wird ..."