Magnussens Shitstorm gegen Alonso: "Er hält sich für Gott!"
Haas-Pilot Kevin Magnussen poltert nach dem Qualifying-Gerangel mit Fernando Alonso gegen den Ex-Champion: "Kann es kaum erwarten, wenn er aufhört!"
(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso und Kevin Magnussen sorgten für die haarigste Szene des Qualifyings zum Grand Prix von Italien. Der McLaren- und der Haas-Pilot kamen sich in Q2 auf ihrem jeweils letzten Versuch in Kurve 1 in die Quere, wodurch beide nicht in den letzten Trainingsabschnitt einzogen. Besonders der Haas-Pilot war nach dem Vorfall sichtlich verärgert und fuhr schwere verbale Geschütze gegen den spanischen Doppelweltmeister auf. "Er hält sich für Gott höchstpersönlich", poltert sich der Däne am Samstagnachmittag in Rage.
Was war passiert? Eine Gruppe von acht Boliden machte sich in Q2 zwei Minuten vor Sessionende auf zu ihrem jeweils letzten Versuch. Zu jenem Zeitpunkt lag Magnussen auf Rang neun knapp in Q3, Alonso auf Rang elf knapp außerhalb. Der Spanier positionierte sich hinter dem Williams von Lance Stroll und vor den Haas-Piloten. Vor der letzten Kurve überholte Magnussen den McLaren. Dieser genoss auf der Geraden dadurch den Windschatten und wollte in Kurve 1 wieder am Dänen vorbei.
Beide Piloten wollten nicht nachgeben, weshalb sie schließlich Rad an Rad durch die erste Schikane fuhren - die schnelle Rundenzeit war zu jenem Zeitpunkt bereits Geschichte. Magnussen landete mit einer Rundenzeit von 1:21.669 Minuten schließlich auf Platz elf - zwei Tausendstelsekunden fehlten ihm auf Rang zehn. Alonso qualifizierte sich mit einer 1:22.568 Minuten auf Startplatz 13.
Alonso kritisiert: "Das war nicht gerade klug"
"Wir waren auf der Outlap alle beisammen in der letzten Kurve. Er hat sich erst in der allerletzten Sekunde dazu entschieden, die schnelle Runde vor mir zu starten und sich zwischen zwei Autos reinzuquetschen. Wir haben dann die schnelle Runde bereits begonnen, daher mussten wir uns in die erste Kurve rein duellieren", lautet die Sichtweise von Alonso. "Das hat uns beiden die Runde versaut." Von Magnussen sei diese Herangehensweise "nicht gerade klug" gewesen, "wenn man eigentlich in das Q3 fahren könnte", betont der McLaren-Pilot.
Er selbst hätte sowieso keine Chance auf den Q3-Einzug gehabt, deswegen seien die Konsequenzen des Gerangels für Alonso auch überschaubar. "Ich wäre auch mit einer perfekten Runde nicht in das Q3 gekommen, aber sein Auto steht mit Romain in Q3. Er ist nicht sehr klug an das Q2 herangegangen."
Der Zwischenfall wurde auch von den Rennkommissaren untersucht, jedoch wurde weder eine Strafe noch eine Verwarnung für einen der beiden Piloten ausgesprochen. Offizielle Begründung: "Die Kommissare haben entschieden, dass der Zwischenfall in Kurve 1 nicht speziell als unnötiges Behindern von einem Fahrer aufgefasst werden kann, ungeachtet der Tatsache, dass beide Fahrer ihre Runde dadurch zerstört haben."
Magnussen außer sich: "Einfach respektlos, dumm & unnötig"
Alonso war sich schon vor der Urteilsverkündung sicher, dass er keinen Fehler gemacht hat. "Wenn es meine Schuld war, dann werden mir die Kommissare dafür eine Strafe geben. Ich denke aber nicht, weil ich meine schnelle Runde vorbereitet habe. Er hat sich viel zu spät für diesen kleinen Abstand zwischen mir und dem Vordermann entschieden."
Naturgemäß anders sieht das Magnussen. "Fernando hat absichtlich versucht, am Ausgang der Parabolika nahe dran zu sein. Das hat er schon am Kurveneingang versucht, um einen perfekten Windschatten zu haben und in Kurve 1 zu überholen. Das ist einfach respektlos", beginnt er seine Wutrede. Bereits am Ausgang der Ascari-Variante sei Alonso langsamer geworden, wodurch ihn Magnussen überholte.
Laut dem Haas-Piloten sei Alonso danach allerdings absichtlich aufs Gas gestiegen, um einen optimalen Windschatten auf der Start-Ziel-Geraden zu erwischen. Zunächst habe er Alonso in seinem Rückspiegel gar nicht beachtet, da er davon ausging, dass der Spanier eine Lücke herausfahren würde.
"Kann es kaum erwarten, wenn er endlich aufhört"
Durch den Windschatten, den auch die Topteams im Qualifying nutzten, habe Alonso "einiges" an Zeit gewonnen. "Aber ich hätte ihn so oder so nicht vorbeigelassen und meine eigene Runde geopfert. Niemals. Ich glaube, er denkt, er sei Gott", schießt der 25 Jährige scharf. Niemand habe in jener Situation gewonnen - "einfach sinnlos", so seine Bemerkung.
Nach dem Zeittraining hat Alonso das Gespräch mit Magnussen gesucht. Jedoch konnte auch diese Geste den Dänen nicht versöhnlich stimmen. "Er kam nach dem Qualifying zu mir und hat mir ins Gesicht gelacht. Einfach völlig respektlos. Ich kann es kaum erwarten, wenn er endlich aufhört!", richtet er seinem Gegner außerdem aus. Es sind nicht die ersten kritischen Worte über einen Kollegen (Stichwort: "Lutsch mir die Eier!") aus seinem Munde.
Bereits am Teamfunk war dem Spanier zum Lachen zumute: "Magnussen möchte jetzt schon Rennen fahren", grinste Alonso. Im Nachhinein auf seine gute Stimmung angesprochen, meint er nur: "Ich bin glücklich, weil wir gestern 19. und 20. waren. Wir haben große Änderungen am Set-up vorgenommen. Das Team hat versucht, Performance zu finden. Morgen werden wir als 13. starten, was viel besser ist, als ich gedacht habe."
Magnussen kauft dem 37-Jährigen diese Aussage nicht ganz ab. Er wirft seinem Kontrahenten vor, ein Opportunist zu sein. "Das haben wir in seiner Karriere schon ein paar Mal erlebt. Auch bei seinen Teams, dass sie etwas ausprobieren, was nicht immer funktioniert. So wie heute", teilt der nicht gerade als Gentlemen bekannte Magnussen noch einmal aus, um mit einem letzten Nadelstich abzuschließen: "Er spricht immer darüber, dass seine Runden göttlich wären und was nicht alles noch. Das ist schon ziemlich unterhaltsam."