Für Startunfall bestraft: Hülkenberg räumt "groben Fehler" ein
Ein Nico Hülkenberg "in der Scheiße" kassiert zehn Plätze Rückversetzung für Monza und drei Strafpunkte - Rettete das Halo Charles Leclercs Leben?
(Motorsport-Total.com) - Renault-Fahrer Nico Hülkenberg hat die Schuld an der Massenkarambolage in der Startphase des Belgien-Grand-Prix am Sonntag auf sich genommen. Im Nachgang des Rennens in Spa-Francorchamps räumt der Emmericher ein, sich beim Anbremsen der La-Source-Kurve verschätzt und den Crash damit ausgelöst zu haben. "Man weiß, dass man in der Scheiße sitzt und nichts retten kann", sagt Hülkenberg. "Dann knallt's." Die folgende Kettenreaktion musste er tatenlos mitansehen.
Hülkenberg krachte mit stehenden und qualmenden Vorderrädern erst Fernando Alonso ins Heck. Der nach vorne geschleuderte McLaren stieg am Sauber Charles Leclercs auf und säbelte mit seinem Frontfügel den Heckflügel von Daniel Ricciardos Red Bull ab. Dem Monegassen könnte der neue Formel-1-Kopfschutzbügel das Leben gerettet haben, denn Alonsos Auto schlug auf dem seinem Halo auf - gut sichtbar an den heftigen Spuren, die der fliegende McLaren hinterließ.
Mit seiner Aktion drei Autos aus dem Rennen genommen zu haben, war Hülkenberg unangenehm. "Der, der drauffährt, ist immer schuld. Wie im Straßenverkehr. So ist es auch im Motorsport", hadert er, weiß das Malheur jedoch zu erklären. Es hätte ihn überrascht, wie stark sich die Luftverwirbelungen hinter vorausfahrenden Autos schon auf den ersten Metern auswirketen und wenig Grip sein Auto beim Bremsen bot. "Die sogenannte Dirty Air fühlt sich nochmal schlimmer an", sagt er.
Hülkenberg spricht von einem "groben Fehler", der ihm unterlaufen wäre. "Das ist natürlich sehr, sehr bitter und enttäuschend für die Kollegen, aber auch für mich selber. Das will keiner und ist nicht berechnend." Trotzdem griff die Rennleitung hart durch und brummte Hülkenberg eine Rückversetzung um zehn Plätze in der Startaufstellung für das kommende Rennen in Monza auf.
Dazu hagelte es drei Strafpunkte, womit Hülkenberg nun innerhalb des relevanten Zeitraums von zwölf Monaten deren vier kassiert hat - nachdem er im Saisonfinale 2017 in Abu Dhabi die Strecke abgekürzt und dafür seinen ersten Zähler kassiert hatte. Sanktionen winken aber erst beim zwölften Punkt.
Alonso erinnert daran, dass Romain Grosjean 2012 wegen einer ähnlichen Aktion an der gleichen Stelle eine Rennsperre absitzen musste - nach mehreren heiklen Manövern, die er sich im vorherigen Saisonverlauf geleistet hatte. Er schimpft auf Hülkenberg: "Es ist kaum zu verstehen, wie man einen Bremspunkt so verpassen kann. Man fährt dort mit einer Geschwindigkeit, bei der es unmöglich ist, in der Kurve zu pokern." Zurückhaltender gibt sich Leclerc, prangert Hülkenberg aber ebenfalls an: "Ich bin nicht derjenige, der es entscheidet, aber das war wohl eine Spur zu viel."
Seinem Wagen unverletzt entstiegen zu sein führt der Sauber-Youngster auf das Halo zurück. Auch Alonso (2012 von dem über ihn fliegenden Grosjean um ein Haar einen Kopf kürzer gemacht) glaubt, dass sich der oft kritisierte Kopfschutzbügel bezahlt gemacht hätte. "Es hat ihm geholfen, wenn ich die TV-Bilder sehe", sagt er über Leclerc.
"Es konnte daran sowieso keinen Zweifel geben, aber bei so einem Unfall ist das Halo einfach ein guter Schutz", findet Alonso, der von Anfang ein Befürworter der optisch gewönungsbedürftigen Technik war. "Ich bin defintiv froh, es zu haben. Es braucht keinen Beweis mehr, dass es gut ist."
Was die Fernsehkameras zunächst nicht eingefangen hatten: Kimi Räikkönen wurde letztlich auch ein Opfer der Startkollision. Der Ferrari-Star trug einen Plattfuß davon, als der von Alonso touchierte Ricciardo ihm auf die Hinterachse krachte. Räikkönen wechselte in der Safety-Car-Phase die Reifen und fiel an das Ende des Feldes zurück. Genau wie bei Ricciardo, dessen havarierter Heckflügel zunächst getauscht wurde, waren die Folgeschäden allerdings zu groß um das Rennen zu beenden.