• 07. Juli 2018 · 22:18 Uhr

Mittelfeld: Renault kapituliert gegen Haas' Ferrari-Power

Ferrari dominiert im Mittelfeld: Renault und Force India rätseln auch beim Großbritannien-Grand-Prix, ob noch ein Kraut gegen Haas und Sauber wächst

(Motorsport-Total.com) - Das Blatt scheint sich gewendet zu haben: Waren es seit Anbeginn der Hybrid-Ära noch die Mercedes-Kundenteams, die den entscheidenden Vorteil auch im Mittelfeld hatten, sind es nun die Kunden mit Ferrari-Motoren, die auftrumpfen können. Beim Qualifying zum Grand Prix von Großbritannien Formel 1 2018 live im Ticker! zeichnete sich Haas als viertbestes Team aus - dicht gefolgt von dem Sauber, den Rookie Charles Leclerc lenkt. Dabei schaut die Konkurrenz von Renault und Force India einmal mehr in die Röhre.

Foto zur News: Mittelfeld: Renault kapituliert gegen Haas' Ferrari-Power

Haas & Sauber: Im Mittelfeld geben die Ferrari-Kunden den Ton an Zoom Download

"Man muss sich nur anschauen, wo Sauber noch in Australien stand und wo sie jetzt sind.", staunt zum Beispiel Renault-Pilot Carlos Sainz nicht schlecht. "Haas war ja schon von Beginn an gut. Sie sind vielleicht seit ihrem Aero-Update in Kanada noch stärker. Sie leisten beide gute Arbeit und machen es schwer für uns." Er räumt außer ein: "Wir können vielleicht in diesem Jahr noch rankommen, aber nicht in den kommenden paar Rennen."

Williams hat seine fruchtbaren Jahre mit der Mercedes-Antriebseinheit schon lange hinter sich. Force India hat in diesem Jahr im Vergleich zu den zwei vergangenen sehr erfolgreichen Jahren als Mercedes-Kunde auch abgebaut. Und Renault ist gerade erst dabei, wieder den Anschluss zu finden. Da macht es ihnen eine Hochgeschwindigkeits-Strecke wie Silverstone nicht einfacher.

Es ist nicht nur der Motor

"Ich weiß nicht, ob uns eine ganze Sekunde fehlt, aber wir haben auf jeden Fall zu wenig Power", spricht Sainz an, was sogar bei Red Bull Thema war. "Da kommt auf dieser Strecke mehr zum Vorschein als woanders. Hier werden viele Kurve mit Vollgas gefahren und da leidet der Motor."


Fotos: Grand Prix von Großbritannien


Ferrari-Kunden profitieren hingegen davon, dass die Lücke zu Mercedes langsam aber sicher geschlossen scheint. Außerdem bedienen sich ja nicht nur der Antriebseinheiten. "Der Motor wird immer besser, aber die Autos auch", betont Haas-Pilot Romain Grosjean. "Sauber ist echt beeindruckend und der Haas ist ja eigentlich schon seit Saisonbeginn das viertbeste Auto. Es gab nur ein paar Hochs und Tiefs. Der Motor ist sehr gut, aber wir haben den Vorteil nicht nur auf den Geraden, sondern auch in den Kurven."

Bei Sauber ist man derweil noch immer selbst überrascht, dass man so gut mithalten kann. Leclerc zog bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr in Q3 ein. "Man könnte vielleicht denken, dass wir mit Absicht tiefstapeln. Aber es stimmt: Wir dachten, wir würden Schwierigkeiten haben und waren dann doch besser als erwartet", sagt er und fügt noch immer bescheiden hinzu: "Uns fehlt es noch an Abtrieb im Vergleich zu den anderen, wie zum Beispiel Haas. Deswegen dachten wir, dass wir in den Hochgeschwindigkeitskurven Probleme bekommen würden."

Mercedes-Motor noch der stärkste?

Er war aber 0,315 Sekunden schneller als Esteban Ocon im Force India, der daran schwer zu schlucken hat: "Ich bin natürlich zufrieden mit den Top 10, weil wir das ja jetzt zweimal hintereinander nicht geschafft haben. Wir haben aber an diesem Wochenende Updates, die sich positiv auswirken. Die Lücke zu Sauber ist natürlich recht groß. Wir müssen da Auto noch verbessern."

"Uns ist bewusst, dass Haas in den schnellen Kurven gut dabei ist. Dafür haben sie in langsamen Kurven Schwierigkeiten", versucht er nach den Schwächen der Konkurrenz zu suchen. "Die Überraschung ist, dass Sauber jetzt auch so stark ist. Sie scheinen jetzt mit gleichen Waffen zu kämpfen. Sie sind auch schnell auf den Geraden." Als treuer Mercedes-Kunde ist er aber überzeugt: "Wir sind auch stark, denn unser Motor ist noch immer der Stärkste."

Hass legt mit einem psychologischen Vorteil nach. Grosjean und Magnussen treten in Silverstone mit dem Schwung aus Österreich an. Dort holten sie mit den Plätzen vier und fünf endlich die langersehnte Wiedergutmachung ihres Australien-Pechs. Grosjean gelang es zudem, nach seinem Crash am Freitag, der ihm das zweite Training gekostet hatte, im Qualifying wieder zurückschlagen zu können.

Haas: Von Renault-Flaute profitiert

"Ich bin zufrieden damit, denn ich hatte ja keine kaum Informationen über die Bedingungen am Nachmittag", sagt er. "Wenn wir am Freitagnachmittag zwei Autos gehabt hätten, wäre wir im Qualifying vielleicht sogar zu mehr im Stande gewesen. Die Jungs da vorne kriegen wir aber ohnehin nicht, also sind wir glücklich da, wo wir sind. Die Hauptsache ist, dass wir die Lücke nach hinten halten."

Grosjean fehlte nach seinem Unfall sogar ein Update im Bereich der Aufhängung, dass das Team nur in zweifacher Ausführung zur Verfügung hatte. Laut Teamchef Günther Steiner aber kein Teil, "dass zwei Zehntel oder so bringen würde."

Steiner wundert es auch gar nicht mehr, dass seine Fahrer im Mittelfeld den Ton angeben. "Man konnte schon am Freitag sehen, dass Renault hier Probleme hat. Hülkenberg muss da alles rausgeholt haben, um sich auf Position elf zu setzen. Wir konnten davon profitieren, dass sie nicht in Form waren, weil wir sogar noch zugelegt haben." Er warnt jedoch: "Ihre Longruns sahen nicht schlecht aus - zumindest nicht schlechter als unsere. Es wird ein langer Tag."

Hülkenberg will im Rennen angreifen

Hülkenberg hat sich mit dem Vorteil der freien Reifenwahl auch viel vorgenommen. "Wir haben ein paar Leute vor uns: Die Haas, Force India und einen Sauber. Das werden unsere Hauptkonkurrenten sein und wir werden versuchen, sie zu schlagen. Einfach wird es nicht. Wir haben ein bisschen mehr Flexibilität, was die Strategie angeht. Und ein paar Punkte wollen wir schon machen. Im Mittelfeld kann man was gutmachen."

Bei Haas orientiert man sich derweil bereits nach vorne. "Wir hoffen nicht auf das Pech der anderen", so Grosjean. "Uns wäre ein langweiliges Rennen am liebsten, bei dem wir auf den Plätzen sieben und acht fahren. Und sollte etwas passieren, sind wir da."

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