Haas-Pilot Magnussen: "Wäre fast so abgeflogen wie Romain"
Die Haas-Piloten Kevin Magnussen und Romain Grosjean haben erkannt: DRS in Kurve 1 ist "unmöglich" - Der Franzose setzt alle Hoffnungen in das dritte Training
(Motorsport-Total.com) - Auf das beste Ergebnis der Teamgeschichte folgte beim Trainingsauftakt in Silverstone die Ernüchterung bei Haas. Romain Grosjean schrottete seinen VF-18 nach einem DRS-Fehler in Kurve 1, Kevin Magnussen legte sich mit Fernando Alonso an und musste bei den Rennkommissaren vorsprechen. Der Däne wurde zwar freigesprochen, am Auto des Franzosen musste allerdings das Chassis gewechselt werden. Somit konnte nur ein Haas das zweite Training bestreiten.
"Beim Unfall habe ich das DRS einfach ein wenig zu spät erst geschlossen. Ich hatte daher plötzlich zu wenig Anpressdruck und das Heck ist dadurch ausgebrochen", schildert Grosjean sein Missgeschick. Der Haas brach aus, Grosjean schlitterte damit durch das Kiesbett in Kurve 1 und kam erst nach einem Aufprall an der Mauer zum Erliegen. Zumindest weiß er jetzt, dass er mit offenem DRS nicht mehr durch Kurve 1 fahren wird: "Das ist unmöglich für uns. Wir denken gar nicht dran."
Auch Teamkollege Magnussen hat diese Erfahrung gemacht. "Ich habe es auch einmal probiert und wäre fast so abgeflogen wie Romain", gibt er zu. "Es ist nicht möglich für uns. Die Red Bull haben es gemacht, was unglaublich ist, da es für uns nicht einmal ansatzweise möglich ist. Auch im Qualifying nicht." Und in Kurve 2? "Es wäre ohne viel Sprit an Bord vielleicht möglich, aber ich bin nicht sicher, ob es wirklich schneller wäre, weil man viel Energie in die Reifen bekommt."
"Einfacher, gleich das komplette Chassis zu erneuern"
Magnussen konnte seinen Haas im Gegensatz zu Grosjean noch unter Kontrolle halten, beim Franzosen standen nach seinem Einschlag jedoch Reparaturarbeiten auf dem Programm. "Es war kein wirklich heftiger Einschlag, aber das Vorderrad ist zurückgeknallt und hat dabei ein paar Teile des Chassis abgebrochen."
"Daher war es einfacher, gleich das komplette Chassis zu erneuern als die einzelnen Aero-Teile. Daher haben sie es ausgetauscht", erklärt der Spielberg-Vierte die Logik hinter dem Chassis-Tausch. Haas-Teamchef Günther Steiner bestätigt dies. "Wir mussten das Chassis tauschen, weil es beschädigt war. Es ist einfacher das komplette Chassis zu wechseln, als es zu reparieren versuchen."
Da durch den Wechsel der "Überlebenszelle" eine erneute Abnahme der FIA nötig wurde, durfte Grosjean das zweite Freie Training nur aus der Garage verfolgen. Die Regelhüter werden den Haas-Boliden vor dem dritten Training abnehmen, damit er das letzte Training absolvieren kann. "Das dritte Training wird ziemlich wichtig werden für uns. Wir werden so viel wie möglich ausprobieren, bevor das Qualifying losgeht und die Strecke wärmer wird", schildert der Unfallpilot. "Hoffentlich haben wir genug von Kevin gelernt und können diese Erkenntnisse auch an meinem Auto umsetzen."
Magnussen glaubt: Haas-Vorteil schrumpft durch Vollgas-Anteil
Auch Steiner hofft, dass Magnussens Daten vom Freitag ausreichen. "Positiv ist, dass Romain schnell war und wir wissen, was mit Kevin passiert ist - wir wissen also, dass er noch schneller sein kann. Ich bin vorsichtig optimistisch für Samstag", meint der Südtiroler. Und Grosjean pflichtet ihm bei: "Am Vormittag war das Auto schnell. Es ist schade, weil ich im zweiten Training fahren wollte. Ich habe mir daher genau angesehen, was Kevin gemacht hat."
Ein Blick in das Gesamtergebnis vom Freitag zeigt: Grosjean konnte sich mit seiner FP1-Zeit, einer 1:29.352 Minuten, auf den achten Rang einordnen. Teamkollege Magnussen schaffte im zweiten Training seine schnellste Zeit, eine 1:29.617 Minuten, womit er allerdings nur 14. wurde. Zwar sollte die Strecke in Silverstone dem Haas mit den schnellen Passagen liegen, allerdings hat Magnussen eine Erklärung für seinen 2-Sekunden-Rückstand auf die Bestzeit.
"Jene Kurven, in denen wir gut sein sollten, fahren die meisten voll durch. Das ist keine große Herausforderung. Man muss nicht das volle Potenzial des Autos ausschöpfen, weil man sowieso Vollgas fährt. Man gewinnt oder verliert dabei nichts", meint er.
"Alonso wurde etwas Falsches am Teamfunk gesagt ..."
Der Fokus wurde durch den hohen Vollgas-Anteil nun auf die mittelschnellen Passagen gelegt: die Kurven 3 und 4, 6 und 7 und im letzten Streckenabschnitt die Passagen 13 und 15. "Dadurch wurde es jetzt ein mittelschneller bis langsamer Kurs, da die Autos so viel Grip haben." Dadurch muss sich Haas wohl auch an diesem Wochenende gegen Renault, McLaren und Force India wehren.
Mit McLaren-Pilot Fernando Alonso hatte Magnussen am Freitag bereits eine besondere Begegnung. Er hat den Spanier in Kurve 1 überholt, doch dieser ließ nicht locker. Am Teamfunk schimpfte der Doppelweltmeister über das "gefährliche" Fahrverhalten des Dänen, dieser kam aber ohne eine Strafe davon und meint trocken: "Das ist wieder einmal so ein Fall, wo ihm etwas Falsches am Teamfunk gesagt wird. Er wusste nicht, dass ich auf einer schnellen Runde war. Und damit war's das."