Pierre Gasly nach "schwierigstem" Rennen: Updates ein Flop?
Toro Rosso versucht sich an einer Reform des technischen Konzepts, doch die Generalprobe ist beim "halben Heimrennen" in Spielberg in die Hose gegangen
(Motorsport-Total.com) - Das Toro-Rosso-Team ging beim Heimrennen in Spielberg leer aus, und das trotz eines umfangreichen technischen Updates. Auffälligstes Merkmal davon ist der neue Frontflügel mit neuen Elementen an den seitlichen Endplatten. Doch Pierre Gasly ist nicht überzeugt davon, dass das Team damit einen Schritt nach vorne machen wird. Zumindest nicht kurzfristig.
"Ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher, dass das neue Paket wirklich besser ist", sagte er nach seinem zwölften Platz im Qualifying am Samstag. "Ich glaube, wir brauchen noch ein bisschen Zeit, um die Updates zu analysieren, denn die Strecke hier ist wirklich kurz mit nur sieben Kurven. Silverstone mit all seinen schnellen, mittelschnellen und langsamen Kurven ist da schon ein besserer Maßstab."
Was Toro Rosso momentan versucht, ist nicht weniger als eine Reform des technischen Konzepts. Daran ist 2018 schon Williams gescheitert. Vor allem in langsamen und mittelschnellen Kurven möchte man besser werden. "Die Strategie dahinter", sagt Gasly, "ist schon richtig. Es wird ein bisschen dauern, denn dieses Wochenende ist es schwierig, alles zu verstehen. Aber in Silverstone werden wir ein klareres Bild bekommen."
Toro-Rosso-Balance zu unberechenbar
Problematisch: "Die Balance ist in jeder Kurve anders. Das macht es schwierig, das Auto abzustimmen", erklärt der 22-jährige Franzose. "Wenn du es in einer Kurve stabilisierst, bekommst du irgendwo anders ein Problem, zu viel Untersteuern. Das Problem haben sie schon seit einigen Jahren. Darum versuchen sie gerade, die Aero-Philosophie umzustellen und konstanter zu werden."
Das Rennen beendete Gasly als Elfter, 6,3 Sekunden hinter Marcus Ericsson im Sauber. "Ganz ehrlich: Das war eines der härtesten Rennen, das ich je gefahren bin", sagt er. "Nach der Berührung mit Stoffel in Kurve 3 war die Hinterradaufhängung verbogen und der halbe Unterboden kaputt. Von da an rutschte ich nur noch durch die Gegend. Ich bin froh, es überhaupt ins Ziel geschafft zu haben, denn ich wäre sicher 20 Mal fast abgeflogen. Das war mehr Rallycross als Formel 1!"
Auch wenn die FIA-Rennkommissare gnädig blieben und für die Kollision mit dem McLaren trotz Untersuchung keine Strafe aussprachen: Gaslys Rennen war damit effektiv gelaufen. Denn durch den Schaden am Auto bauten seine Reifen extrem schnell ab - in einem Rennen, das ohnehin von Blasenbildung geprägt war, eine mittlere Katastrophe.
Herumgerutscht wie in einem Go-Kart
"Kennen Sie das, wenn Sie in einem Go-Kart sitzen und einlenken, und einmal übersteuert das Kart extrem und in der nächsten Kurve untersteuert es? Genau so war das heute. Ich bin in jeder Kurve gerutscht und habe mir damit die Reifen kaputt gemacht. Schade, denn wenn Hamilton, Bottas und Daniel ausscheiden, ist normalerweise eine große Chance da. P8 war in Reichweite. Aber ich befürchtete schon in der ersten Runde, dass die Radaufhängung brechen würde", so Gasly.
Der Crash in der Remus-Kurve war für ihn nicht zu verhindern: "Ich hatte Lance neben mir und Lance hatte Hülkenberg neben sich. Da wurde der Platz einfach zu knapp", schildert Gasly die Situation, als ihm der McLaren beim Einlenken reinfuhr. Böse ist er deswegen nicht: "Stoffel hat sich wahrscheinlich verschätzt. Ich weiß, dass es keine Absicht war. Aber natürlich hatte es dramatische Auswirkungen auf den Rest meines Rennens."
Hartley: Ansehen wieder nicht gestiegen
Die Updates im Renntrimm einzuschätzen, war wegen des Schadens am Auto natürlich unmöglich. Und auch Teamkollege Brendon Hartley konnte nicht wirklich dazu beitragen, denn nach seinem Ausritt am Samstagmorgen hatte er keinen neuen Frontflügel mehr. Der Neuseeländer tat in Österreich wenig dafür, im teaminternen Standing zu steigen. Dass er sich den neuen Flügel in einem Freien Training kaputt gemacht hat, stößt Teamchef Franz Tost immer noch sauer auf.
Im Rennen lieferte Hartley dann eine mutige Performance ab - mutig deshalb, weil er nicht weniger als 54 Runden mit Supersoft-Reifen fuhr, bis er ausfiel. Warum, das ist noch nicht geklärt: "Im Heck stimmte irgendwas nicht. Ich erkundigte mich beim Team, dachte, es sei ein Reifenschaden. Sie sagten mir, dass alles okay ist. Aber als ich dann bei Kurve 9 ankam, ist hinten irgendwas gebrochen", sagt Hartley.
"Wir wissen nicht, was es war", ergänzt er und stellt klar: "Hatte nichts mit Honda zu tun." Schade, denn: Hartley fuhr trotz der stark gebrauchten Reifen ein ordentliches Tempo, lag zum Zeitpunkt seines Ausfalls an elfter Stelle und hätte im Finish den Vorteil frischer Reifen gehabt. Hätte, wäre, wenn - Tatsache ist: Mit nur einem Punkt ist der Ex-Porsche-WEC-Werksfahrer weiterhin Vorletzter der Fahrer-WM.