• 29. Juni 2018 · 20:49 Uhr

"Mühsamer Freitag": Hülkenberg kämpft mit Renault-Balance

Renault-Pilot Nico Hülkenberg kommt am Freitag in Spielberg nicht über Platz 15 hinaus, er hadert mit Untersteuern - Neue MGU-K ein Gewichtsvorteil

(Motorsport-Total.com) - "Der Tag war nicht so reibungslos, wie wir uns erhofft hatten", muss Renault-Technikchef Bob Bell ernüchtert feststellen. Seine Piloten sind am Trainingstag in Österreich in beiden Freien Trainings nicht in die Top 10 vorgedrungen. Carlos Sainz beendete den Freitag auf dem elften Gesamtrang, Nico Hülkenberg wurde gar nur 15., der Deutsche hatte rund 1,7 Sekunden Rückstand auf die Mercedes-Bestzeit.

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Nico Hülkenberg hofft auf eine bessere Balance am Samstag Zoom Download

Wo lag das Grundproblem von Renault in Spielberg? Bell präzisiert: "Wir haben Probleme mit der Balance, was die Fahrer wirklich behindert hat in den Quali-Runs am Nachmittag. Wir haben viel Untersteuern, speziell im zweiten Teil der Runde. Im ersten Teil ist das Auto etwas nervös, das war also knifflig für die Fahrer", schildert der Technikchef die Situation.

Hülkenberg kam in beiden Trainings nicht über Platz 15 hinaus, schon im ersten Training fehlten dem Emmericher 1,640 Sekunden auf die Hamilton-Bestzeit (1:06.479 Minuten), im zweiten Training konnte er sich kaum steigern. Am Ende blieb eine 1:06.273 Minuten stehen, womit er rund zwei Zehntelsekunden langsamer war als Teamkollege Sainz.

"Fiese, kleine Strecke": Wenige, aber entscheidende Kurven

"War irgendwie ein mühsamer Freitag, das Auto lag auf Anhieb nicht so richtig gut", schildert der Deutsche etwas enttäuscht. "Es ist irgendwie eine fiese, kleine Strecke hier - kurze Runde, wenige Kurven. Die Kurven, die da sind, haben es in sich. Wenn man keine gute Harmonie zwischen Vorder- und Hinterachse hat, dann ist es hier mühsam und schwierig. Das lief heute noch nicht so rund bei uns. Da haben wir noch ein bisschen Aufholbedarf", weiß er.


Fotos: Grand Prix von Österreich


Vor allem mit Untersteuern hatte Hülkenberg zu kämpfen, weniger mit den Pirelli-Reifen. "Das war das geringste Problem. Das Warm-up der Reifen war heute kein Thema für uns. Es geht eher um das Auto und die Balance." Garagennachbar Sainz stimmt ein: "Das war ein komplizierter Tag, wie erwartet. Ähnlich wie am Freitag in Paul Ricard und Barcelona. Wir wissen nicht, warum wir uns auf Strecken mit solch glattem Asphalt schwertun. Wir müssen schauen, wo wir uns verbessern können, da es derzeit nicht gut aussieht."

Der Madrilene verbesserte sich vom Vormittag auf Nachmittag deutlich mehr, um rund eine halbe Sekunde. "Wir sind zuversichtlicher bei der Rennpace und für Samstag, weil wir uns normalerweise von Freitag auf Samstag verbessern", hofft er. "Dennoch wird das ein schwieriges Wochenende. Haas sind eine halbe Sekunde vor uns - bei sieben Kurven. Da gilt es also viel aufzuholen."

Renault verliert in den Kurven - Neue MGU-K ein Vorteil

Vor allem in den Kurven sei man gegenüber Haas im Nachteil, konkretisiert Sainz. Er hat beobachtet, dass die Ferrari-betriebene Konkurrenz besonders viel Abtrieb generieren könne - "fast so viel wie der letztjährige Ferrari", fügt er hinzu. "Da können wir im Moment schwer mithalten. Sie haben ein sehr starkes Auto auf so einem Kurs mit langen, schnellen Kurven."

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Sainz ist am Freitag der schnellere Renault: Top 10 sollen am Samstag drin sein Zoom Download

Dennoch scheint Renault den "Best-of-the-rest"-Status nicht abgeben zu wollen. Wie Technikchef Bell ausführt, sei man vor allem im Longrun guter Dinge. "In den Longruns mit mehr Sprit an Bord konnten die Fahrer besser damit (mit der schwierigen Balance; Anm. d. Red.) umgehen. Sie fühlten sich wohler, die Pace sah okay aus. Wir sind nicht zu besorgt, wir haben viele Lösungsansätze, um die Pace für morgen zu verbessern." Ein weiterer Faktor könnte das Wetter im Murtal werden, am Samstag und Sonntag soll es zunehmend wärmer werden. Sollten die Temperaturen steigen, könnte das Renault in die Hände spielen, spekuliert Bell.

Mit der neuen MGU-K-Einheit aus der Fabrik in Viry sollte ebenso ein Schritt möglich sein. Obwohl man die Erwartungen dämpft. "Das neue MGU-K nimmt zwei Bereiche in Angriff - es ist leichter, das hat uns etwas Ballast freigemacht, was immer gut ist. Das wird den Schwerpunkt etwas beeinflussen. Und es ist etwas zuverlässiger, das ist also eine Win-win-Situation." Besonders für Hülkenberg könnte das MGU-K hilfreich sein. Er ist der deutlich größere und dadurch schwere Renault-Pilot und hatte bereits in Frankreich im Qualifying ein übergewichtiges Auto.

Hülkenberg hinter Sainz: "Manchmal fühlt man sich nicht wohl"

Der Deutsche konnte seinen guten Saisonstart zuletzt in Le Castellet nicht fortführen, zum ersten Mal in dieser Saison kam er hinter seinem Teamkollegen ins Ziel. Darauf von 'Motorsport-Total.com' angesprochen, erklärt der Deutsche: "Manchmal hat man einfach so Wochenenden, an denen man sich nicht ganz so wohl fühlt im Auto." Das könne mit der Strecke zusammenhängen, oder aber auch mit anderen Faktoren. Frankreich sei insgesamt ein mühsames Wochenende für Hülkenberg gewesen, schildert er. "Der natürliche Rhythmus war nicht ganz so da, ich habe einfach ein bisschen gehadert mit dem Auto und der Balance."

Dieser Trend scheint nun in Spielberg anzuhalten. Am vergangenen Wochenende bekam er das Problem nicht richtig in den Griff, während Sainz zwischenzeitlich sogar auf Platz drei lag im Rennen. Davon lässt sich Hülkenberg aber nicht beeindrucken, auf die interne Atmosphäre im Team drückt das dennoch nicht: "Ich denke, wir sind ein gutes Paar", muss er schmunzeln. "Es macht Spaß mit ihm zu arbeiten, wir verstehen uns gut. Wir respektieren einander, wir pushen uns. Bislang war die Zusammenarbeit sehr gut." Außerdem spricht sich der Deutsche angesprochen auf die zukünftige Renault-Fahrerpaarung für den Spanier aus: "Ich würde mich freuen, wenn er bleibt."


Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Österreich

Am Samstag und Sonntag kann Hülkenberg den Spieß im Renault-Duell wieder zu seinen Gunsten drehen. Nicht nur er hat ein klares Ziel vor Augen: "Wenn wir es ins Q3 schaffen, wäre ich zufrieden. Bestenfalls natürlich der siebte Platz. Ich glaube, das wird eine ordentliche Herausforderung morgen, das zu schaffen", ist der 30-Jährige überzeugt. Sainz fügt an: "Das wird womöglich das herausforderndste Q3 des Jahres, wenn wir es schaffen sollten."

Bell unterstreicht ebenso, dass Q3 der Plan sei. "Ich denke, wir haben eine gute Chance, dass das passiert. Wir sind sehr konstant ins Q3 gekommen in diesem Jahr, ich sehe also keinen Grund warum nicht. Es wird eng werden. Das ist hier eine sehr kurze Runde, also werden die Abstände nicht so groß sein. Es wird alles davon abhängen, ob wir eine gute Balance zusammenbekommen in den schnellen Runs, dann sollten wir okay sein."

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