Haas in Schlagdistanz: Sind die Top 6 wirklich zu knacken?
Haas ist am Freitag in Österreich nah an den Top 6 gewesen und wittert seine große Chance - Unsafe Release bei Kevin Magnussen war menschliches Versagen
(Motorsport-Total.com) - Gelingt Haas am Wochenende in Österreich die große Überraschung? Der Rennstall war im Freien Training von Spielberg am Freitag (Formel 1 2018 live im Ticker) wieder einmal Best of the Rest. Romain Grosjean war als Siebter nah an den vermeintlich unbesiegbaren Top 6 dran - ihm fehlten lediglich 0,164 Sekunden auf Kimi Räikkönen. Kevin Magnussen rundete als Achter das starke Ergebnis von Haas ab.
Das weckt natürlich im Team Begehrlichkeiten, zumal man noch genau das Vorjahr in Erinnerung hat, als Grosjean auf dem Red-Bull-Ring Sechster werden konnte und auch im Qualifying mit Platz sieben geglänzt hatte. "Es sieht so aus, als wären wir wieder im Kampf dabei", sagt Magnussen. "Wir werden versuchen, diese Positionen zu behalten - am wichtigsten im Rennen, aber auch im Qualifying."
Bei Haas weiß man, dass die Chance, die Top 6 zu knacken, vielleicht größer ist denn je. Denn durch die kurze Runde und die niedrige Rundenzeit in Spielberg ist auch der Abstand geringer. "Das bedeutet, dass Fehler kostspielig sind", betont Magnussen. "Man hat im Grunde nur acht Kurven, und wenn man in einer davon einen Fehler macht, ist das ein größerer Prozentanteil an der Strecke. Das könnte vielleicht für eine Überraschung sorgen."
Es wird eng im Mittelfeld
Das gilt andersherum aber auch für Haas und den Blick nach hinten. Ein eigener Fehler, und man ist schnell nach hinten durchgereicht. "Hinter uns geht es ziemlich eng zu", mahnt Grosjean daher: "Gasly und Toro Rosso sehen ziemlich gut aus, Renault hat am Freitag immer Probleme und kommt zurück, Force India ist auf den langen Geraden immer gut, und Leclerc leistet im Sauber tolle Arbeit", so der Franzose. "Wir müssen daher auch hinter uns schauen und das Auto verbessern."
Denn er ist davon überzeugt, dass man am heutigen Freitag noch nicht 100 Prozent aus dem Auto holen konnte. Vor allem das Reifenanwärmen auf der ersten Runde bereitet Haas durch den glatten Asphalt Probleme. Ein anderes Problem ist dafür gelöst: Obwohl die Randsteine auf dem Red-Bull-Ring ziemlich unerbittlich sein können, fliegen bei Haas keine Teile mehr weg. "Das letzte Upgrade war eine starke Verbesserung in der Hinsicht", so Magnussen.
Unsafe Release: Knopf zu früh gedrückt
Allerdings erlebte das Team am Freitag noch einen Schreckmoment: Magnussen wurde beim Reifenwechsel losgelassen, obwohl das rechte Vorderrad nicht ordentlich befestigt war. Allerdings gaben sie dem Dänen über Funk schnell die Anweisung stehenzubleiben, was die Rennkommissare davon abhielt, ihm eine Gridstrafe aufzubrummen. "Das war eine safe (deutsch: sichere) Unsafe Release", scherzt Teamchef Günther Steiner. Trotzdem muss das Team 5.000 Euro Strafe zahlen.
"Einer der Jungs hatte das Rad noch nicht befestigt", erklärt der Südtiroler. Der Mechaniker habe den Knopf für die Freigabe aus Versehen gedrückt, sodass Magnussen trotzdem losgelassen wurde. "Aber wir haben ihn sofort gestoppt. Unser System funktioniert", betont er. Man hatte nach den Vorfällen in Australien, als beide Haas in aussichtsreichen Positionen durch einen Boxenstopp-Fehler um gute Positionen gebracht wurden, einen zusätzlichen Aufpasser installiert.
"Nach was? Das ist nie passiert!", scherzt Steiner und will die Vorfälle in Melbourne am liebsten vergessen. Doch er sagt, dass sich die Maßnahme bewährt hat: "Auch im Rennen wäre man nicht ausgeschieden, sondern hätte das Auto zurückgeschoben", so Steiner. "Ich bin nicht glücklich über die unsichere Freigabe und die Strafe, aber es hat zumindest etwas Positives."