Franzosen-Kollision: Super-GAU für die Grande Nation
Wie sich das bittere Schicksal der drei französischen Lokalhelden in den ersten drei Kurven entschied und wieso Ocon schon vor der Kollision mit Gasly das Aus drohte
(Motorsport-Total.com) - Zehn Jahre lang hat die Grande Nation auf das Comeback des Frankreich-Grand-Prix gewartet. Und dann kam es auf den ersten Metern für die Fans auf den Rängen zum Super-GAU: Beim Start kollidierte Haas-Pilot Romain Grosjean mit seinem Landsmann Esteban Ocon, ehe es in Kurve 3 auch noch zur Berührung zwischen dem Force-India-Piloten und dem Toro-Rosso-Piloten Pierre Gasly kam - und für beide Endstation bedeutete. Zu allem Überdruss schaffte es auch Grosjean am Ende nur auf den undankbaren elften Platz.
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Schlachtfeld: Gasly und der gestrandete Ocon, der davor bereits mit Grosjean crashte Zoom Download
Doch wie kam es zur folgenschweren Kettenreaktion? "Ich hatte einen guten Start und war neben Romain", schildert Ocon die Ereignisse aus seiner Sicht. "Ich war mit einem Rad bereits über der weißen Linie, also am Streckenrand, und dann bekam ich einen heftigen Schlag, obwohl bei Romain niemand auf der anderen Seite war", schießt der Force-India-Pilot gegen seinen Landsmann.
Die FIA-Rennkommissare gaben ihm Recht: Grosjean, der immer wieder in Zwischenfälle verwickelt ist, erhielt für seine Aktion eine Fünf-Sekunden-Strafe. "Er kam immer näher und näher und näher, und dann machte er eine ruckartige Bewegung", bestätigt FIA-Rennleiter Charlie Whiting die Sichtweise Ocons. "Das war ein gewaltiger Schlag." So stark, dass der Force-India-Bolide dabei ordentlich beschädigt wurde. "Sein Unterboden hat einiges abbekommen", bestätigt Force-India-Geschäftsführer Otmar Szafnauer, der Ocon als "Opfer der Fehler von anderen" sieht.
Gasly sieht sich als Opfer
Ocon, dessen Bolide tatsächlich nach der Berührung Funken warf, ist währenddessen sicher: "Alleine deswegen hätte ich wohl aufgeben müssen, denn die ganze Seite meines Autos und wahrscheinlich auch der Kühler waren beschädigt." Whitings Theorie für den Funkenflug? "Was da am Boden streifte, war wahrscheinlich der Frontflügel, aber wir werden es nie erfahren, denn schon in der nächsten Kurve krachte es erneut."
Beim Crash in der dritten Kurve ist die Schuldfrage schwieriger zu beantworten. "Ich habe gesehen, dass an Estebans Auto einiges beschädigt ist, und er war ganz links, also peilte ich den Scheitelpunkt an", schildert Gasly seine Sicht der Dinge. "Dann ist er von ganz links zum Scheitelpunkt hinübergezogen und hat mich nicht gesehen. Ich konnte nicht ausweichen, fuhr so weit nach innen wie möglich, aber er hat mir keinen Platz gelassen, und die Kollision war unvermeidbar."
Rennkommissare: Warum Ocon und Gasly schuld sind
Ocon sieht den Zwischenfall ein bisschen anders. "Pierre hat sein Auto auf der Bremse verloren und mich von hinten getroffen", sagt der Force-India-Pilot. Zumindest in einer Angelegenheit sind sich die beiden aber einige: "Es ist wirklich schade, das Heimrennen schon nach drei Kurven beenden zu müssen."
Auch die Rennkommissare hatten ihre Schwierigkeiten, beim Zwischenfall einen klaren Schuldigen auszumachen. Und erteilten daher beiden eine Verwarnung: Ocon sei "bei seinem Manöver von der linken Seite der Strecke zum Scheitelpunkt optimistisch" gewesen, heißt es in der Urteilsbegründung. Und Gasly war "bei seinem späten Bremsmanöver ebenfalls überoptimistisch". Beide haben daher "Fehler gemacht, die zur Kollision beitrugen".
Gasly hält Franzosen-Crash für "Zufall"
Die Folgen der Verwarnungen halten sich (noch) in Grenzen, da beide noch bis zum Heimrennen noch eine weiße Weste hatten. Denn: Bei drei Verwarnungen droht eine Rückversetzung um zehn Startplätze.
So gesehen sind Ocon und Gasly beim Heimrennen noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen, denn die Rennkommissare um Yannick Dalmas dachten bereits über Gridstrafen in Spielberg nach. Aber gibt es eine Erklärung, warum die Franzosen dermaßen aggressiv in ihr Heimrennen gingen und es sofort krachte? "Das war reiner Zufall", glaubt Gasly. "Wir waren in der Startaufstellung alle ziemlich nahe beieinander."