Abgeklärter Hamilton-Sieg: Warum Wolff trotzdem Sorge hatte
Lewis Hamilton fuhr ihn Le Castellet souverän zum ungefährdeten Sieg, nach einem Ausfall eines Konkurrenten hatte Toto Wolff trotzdem etwas Sorge
(Motorsport-Total.com) - Besser hätte es für Mercedes in Le Castellet am Sonntag nicht laufen können - oder besser gesagt für Lewis Hamilton. Nachdem seine beiden Hauptkonkurrenten bereits in der ersten Kurve außer Gefecht waren, fuhr der amtierende Weltmeister auf dem Circuit Paul Ricard zu einem nie gefährdeten Sieg. Hamilton führte mit einer Ausnahme alle Rennrunden und hatte stets alles unter Kontrolle.
"Von Lewis war es ein fehlerfreies Rennen. Das Auto hat funktioniert, der Motor hat funktioniert, der Fahrer hat funktioniert", freut sich Motorsportchef Toto Wolff. "Das haben wir in der Kombination schon lange nicht gehabt." Und in der Tat: Nach dem enttäuschenden Grand Prix von Kanada konnte Hamilton in Frankreich in gewohnter Manier zurückschlagen.
In Montreal war der Brite nur Fünfter geworden, doch in der Zwischenzeit hat sich eine Menge getan. Mercedes hat die Schwächen von vor zwei Wochen analysiert, einen neuen leistungsstärkeren Motor gebracht und auch Hamilton wieder in seine Wohlfühlzone gebracht. "Wenn du konstruktiv bist und mit einem neuen Ansatz kommst und dann so ein Resultat einfährst, ist das ein großartiges Gefühl", strahlt Hamilton. "Ich bin sicher, dass sich jeder im Team großartig fühlen wird - und das sollten sie auch!"
Hamilton kontrollierte Verstappen locker
Der Weltmeister war heute in seiner eigenen Welt, auch wenn das Ergebnis vielleicht nicht so aussieht, angesichts von "nur" sieben Sekunden Vorsprung auf Max Verstappen. Doch laut ihm selbst sei es nur am Start knapp gewesen, als Sebastian Vettel mit den weicheren Reifen besser wegkam, dann aber zwischen den beiden Mercedes eingeklemmt war und schließlich Bottas abräumte. "Danach konnte ich immer zulegen, wenn es nötig war."
Hamilton zog nach der ersten Safety-Car-Phase etwas weg und hielt sich meist im Bereich von vier bis fünf Sekunden vor Verstappen auf. "Schneller zu fahren, war nicht nötig", sagt Hamilton selbstbewusst. Seine Führung gab er nur nach dem Boxenstopp für eine Runde ab, kontrollierte danach aber wieder das Renngeschehen. "Manchmal hat er gepusht, aber er hatte das Rennen komplett unter Kontrolle und hat keine Fehler gemacht", lobt Aufsichtsratsvorsitz Niki Lauda.
Die Gründe für den Aufschwung seit Kanada sind schnell gefunden. Vor allem die dünneren Pirelli-Reifen kamen Mercedes schon in Barcelona entgegen und hätten wohl auch hier für einen Doppelsieg sorgen können, wenn Bottas nicht Vettel zum Opfer gefallen wäre - so glaubt man zumindest bei den Silberpfeilen.
Perez-Ausfall sorgt für Unruhe
Ein wichtiger Schritt war auch der neue Motor. Die 2.1-Version brachte zusätzliche Leistung, doch für Hamilton war lediglich wichtig, dass es überhaupt ein neuer Motor war, den er im Heck hatte: "Ein frischer Motor ist immer anders. Nach sieben Rennen kann ein Motor nicht mehr die gleiche Leistung haben", sagt der Brite. Doch genau der neue Motor hat Mercedes am Ende doch noch einmal Anlass zur Sorge gegeben.
Denn Sergio Perez von Kundenteam Force India musste das Rennen mit einem mutmaßlichen Wasserleck aufgeben - also dem gleichen Problem wie bei Bottas am Freitag. "Bei einer neuen Power-Unit hört man immer genau hin und schaut, was passiert", sagt Wolff. "Und wenn eine der sechs Power-Units ein Problem hat, dann schaut man natürlich genau hin, was mit dem eigenen Motor passiert."
Neuer Rekord für Hamilton
Am Ende gab es aber überhaupt keine Probleme und Hamilton fuhr zu seinem dritten Saisonsieg. Mit dem Erfolg hat er übrigens einen neuen Rekord aufgestellt: Le Castellet ist die 23. Strecke, auf der er in der Formel 1 gewann - somit hat er die Bestmarke von Michael Schumacher geknackt. Ein rundum gelungenes Rennen für den Weltmeister also.
"Das war ein cooles Comeback von Mercedes", zollt auch Ex-Pilot Alexander Wurz Respekt. "Sie hatten ja Schwierigkeiten in den vergangenen paar Rennen, und wie in Barcelona, also auf Strecken, auf denen es einfach ist, die Reifen im Fenster zu halten, wo es also nur auf die Aerodynamik und die Motorleistung ankommt, da ist Mercedes immer noch schwer zu schlagen", urteilt er.
Das soll sich auch bei den kommenden Rennen wiederholen, wenn es nach dem Wunsch der Silberpfeile geht. "Ich hoffe, dass wir wieder einen Schritt gemacht haben und uns konstant weiterentwickeln", zieht Wolff einen Schlussstrich unter die Rückkehr nach Frankreich. "Das zweite Auto noch vorne mit dabei zu haben, wäre natürlich super. Aber man muss auch demütig bleiben."